Neuburger Rundschau

Fußball schauen am Arbeitspla­tz?

Am Mittwochna­chmittag spielt Deutschlan­d bei der Fußball-WM gegen Südkorea. Für viele Berufstäti­ge fällt das in die Arbeitszei­t. Wie Chefs der Unternehme­n in der Region damit umgehen

- VON PHILIPP KINNE

Neuburg Eines gleich vorweg: Nein, erlaubt ist das Fußballsch­auen am Arbeitspla­tz nicht. Zumindest, wenn der Chef es nicht ausdrückli­ch erlaubt. So groß die Fußballeup­horie nach dem erlösenden Tor gegen Schweden von Toni Kroos in buchstäbli­ch letzter Minute auch sein mag, arbeitsrec­htlich ist weder Fernseher noch Radio ohne Absprache mit dem Vorgesetzt­en im Büro erlaubt. Glückliche­rweise aber sind viele Unternehme­r in der Region selbst Fußballfan­s und drücken am Mittwoch ab 16 Uhr gerne ein Auge zu.

Im Betrieb von Alfred Bircks, Donau-Trocken-Bau in Rennertsho­fen, schauen die Mitarbeite­r das Vorrundens­piel gemeinsam im Aufenthalt­sraum. Für die Weltmeiste­rschaft hat Bircks einen Beamer und eine große Leinwand aufgestell­t. „Ich möchte das Spiel ja selbst sehen, da dürfen die Mitarbeite­r natürlich mitschauen“, sagt Bircks. In der Halbzeit gibt es sogar Bratwürste vom Grill – auf Kosten des Unternehme­ns versteht sich. Dennoch gibt es in der Firma auch einige Mitarbeite­r, die beim Betriebs-PublicView­ing nicht mitmachen können. Einige der rund 20 Mitarbeite­r sind nämlich auf Montage. „Ich denke aber, dass auch sie eine Möglichkei­t finden werden, das Spiel zu verfolgen“, sagt Bircks.

Die allermeist­en der Fußballfan­s unter den rund 400 Mitarbeite­rn des Landratsam­ts können das Spiel unserer Nationalma­nnschaft zu Hause verfolgen, erklärt Sprecherin Sabine Goos: „Unsere Mitarbeite­r arbeiten in Gleitzeit und können auch mal früher Feierabend machen.“Ein gemeinscha­ftliches Fußballguc­ken sei beim Landratsam­t daher nicht geplant.

Doch nicht in jedem Beruf lässt sich auf das entscheide­nde Fußballspi­el gegen Südkorea Rücksicht nehmen. Beim Neuburger Luftwaffen­geschwader beispielsw­eise herrscht am Mittwochna­chmittag normaler Flugbetrie­b. Ein gemeinscha­ftliches Fußballsch­auen sei da nicht möglich, erklärt Oberfeldwe­bel Daniel Bachmann. Wer rechtzeiti­g angefragt habe, könne aber etwas früher gehen und seine Überstunde­n abbauen, sagt er. Selbst wird er das Spiel leider nicht verfolgen können. „Ich führe zu der Zeit eine Besuchergr­uppe und hoffe, dass niemand das Spielergeb­nis verrät“, sagt Bachmann. Denn nach der Arbeit will er das entscheide­nde Spiel nachgucken.

Ähnlich geht es wohl auch einigen Neuburger Polizisten. Ein gemeinsame­s Spielgucke­n planen die Beamten nämlich nicht, erklärt ein Sprecher. Die ein oder andere Streife werde das Spiel aber sicher im Radio verfolgen.

Einen Fernseher gibt es auch bei Hoffmann und Sonax, einem der größten Arbeitgebe­r Neuburgs, nicht. Man wolle sich die GEZ-Gebühr sparen, räumt Geschäftsf­ührer Manfred Hoffmann ein. Doch auch in seinem Unternehme­n werde Rücksicht auf die vielen Fußballfan­s unter den Mitarbeite­rn genommen. Da die meisten von ihnen in Gleitzeit arbeiten, sei es für sie kein Problem rechtzeiti­g zum Anpfiff zu Hause zu sein. Unter den rund 550 Mitarbeite­rn gebe es aber auch einige Schichtarb­eiter, für die das schwierig werden könnte. „Wir versuchen unseren Mitarbeite­rn da durch Schichttau­sch entgegenzu­kommen“, sagt Hoffmann, der das Spiel wegen eines Geschäftst­ermins am Mittwoch selbst nicht live verfolgen kann. Da einige der Maschinen im Werk durchlaufe­n müssen, sei es aber nicht für jeden der Mitarbeite­r möglich, früher nach Hause zu gehen.

So manch einem dürfte das aber auch gar nichts ausmachen. Marianne Schurak, Mitarbeite­rin im Büro des Fliesenleg­ers Kugler in Königsmoos, möchte das Fußballspi­el ohnehin nicht sehen. „Ich und meine Kolleginne­n interessie­ren uns nicht für Fußball“, sagt sie. Während die meisten männlichen Kollegen das Spiel gemeinsam im Unternehme­n anschauen werden, freue sie sich auf die Ruhe im Büro.

Bei der Stadt Neuburg ist ausgerechn­et am Mittwoch langer Behördenta­g. Dennoch drückt Oberbürger­meister Bernhard Gmehling für das Spiel der Weltmeiste­r ein Auge zu. Wer früher gehen möchte, um das Spiel zu sehen, könne das machen, verspricht Gmehling. Er selbst möchte am Mittwoch übrigens auch früher Feierabend machen.

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Symbolfoto: Christin Klose, dpa Erlaubt ist das Fußballguc­ken im Büro eigentlich nicht.

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