Tipp fürs lange Wochenende
Du sollst Vater und Mutter ehren – so steht es schon im Alten Testamant. Damit ist in säkularen Zeiten freilich nicht mehr überall Staat zu machen und deshalb wurden Vater- und Muttertag erfunden, um dem weniger bibelfesten Nachwuchs wenigstens einmal im Jahr ins Gedächtnis zu rufen, ihre Erzeuger mit kleinen Nettigkeiten zu erfreuen.
Wie alle Bräuche unterliegt freilich auch diese Tradition im Laufe der Zeit einer Veränderung. Nun liegen Vater- und Muttertag heuer kalendarisch so nah beieinander wie selten. Die Werbung hat das dankend aufgegriffen und uns im Vorfeld mit Werbung zugemüllt. Freilich haben beide Ehrentage in der Ausgestaltung wenig gemein. Während sich am Muttertag erwachsene Töchter und Söhne zum Kaffee oder gemeinsamen Mahl ankündigen und der Form halber einen Blumenstrauß im Gepäck haben, vergrößern die Kleineren mit hingebungsvoll gemalten Kunstwerken die hauseigene Galerie.
Zu den Absurditäten unserer durchgegenderten Gesellschaft gehört es dagegen, dass den Vatertag fast alle feiern, nur eben nicht die Väter. Eigentlich könnte man ihn getrost in allgemeinen Sauftag umbenennen. Mit oder ohne Bollerwagen, in Lederhosen oder (am Ende bisweilen) auch ohne, ziehen 16- bis 20-jährige, kinderlose Jungmänner, gerne mit weiblichem Gefolge, übers Land und halten mit steigendem Alkoholpegel immer weniger zivilisiert Einkehr. Echte Väter mit Familie fühlen sich eher gestört, wenn sie an diesem Tag einen Ausflug unternehmen.
Einen netten Vorschlag hat jetzt der Naturschutzbund angebracht: Vielleicht sollten Eltern mal ganz egoistisch sein und ihre „Ehrentage“ganz für sich verbringen. Man könnte den Rat des NABU wörtlich nehmen. Der hat nämlich übers lange Wochenende tatsächlich dazu aufgerufen: „Vatertag bis Muttertag mit Vögeln verbringen“, und zwar in Gärten und Parks – mit der allseits beliebten Vogelzählung, versteht sich.