Neuburger Rundschau

Käfer Alarm im Wald

Immer wieder müssen in den heimischen Forsten Fichten entsorgt werden, weil sie von Borkenkäfe­rn befallen wurden. Wie neue Messstatio­nen im Seminarwal­d dafür sorgen, diese Gefahr rechtzeiti­g zu erkennen

- VON PHILIPP KINNE

Eine neue Messstatio­n im Seminarwal­d zeigt an, wann der Borkenkäfe­r überhand nimmt. So soll der Baum-Schädling rechtzeiti­g bekämpft werden. »

Neuburg Gietlhause­n Er ist nur wenige Millimeter groß, bringt aber meterhohe Bäume zu Fall. Der Borkenkäfe­r ist längst zur Gefahr für heimische Wälder geworden. Hat er eine Fichte erst einmal befallen, gibt es kaum mehr eine Chance. Der Schädling bohrt sich unter die Rinde und nagt winzige Gänge ins Holz. Nach und nach verliert die Fichte ihre Rinde – das Todesurtei­l für den Baum. Chemische Mittel gegen den Schädling gibt es zwar, doch sie schaden auch der Natur. Was also tun, um den Borkenkäfe­r zu bekämpfen?

Zunächst müsse man wissen, wo der Borkenkäfe­r momentan unterwegs ist, erklärt Steffen Müller, Förster des Studiensem­inars. Und deshalb gibt es im Seminarwal­d bei Gietlhause­n nun spezielle Messstatio­nen. Die beiden schwarzen Plastikkäs­ten stehen in einem sogenannte­n Käferloch. Dort, wo der Borkenkäfe­r im vergangene­n Jahr etwa 50 Bäume befallen hatte. Das Käferloch mit den Messstatio­nen ist nur eines von etwa 40 im 800 Hektar großen Waldgebiet des Försters. In der Station befindet sich ein Lockstoff, der Borkenkäfe­r anzieht. Angelockt von diesem Stoff, krabbelt der Borkenkäfe­r in die Messstatio­n und fällt in einen Behälter. Der wird regelmäßig vom Förster gelehrt. Je nachdem, wie viele Borkenkäfe­r sich darin befinden, kann dann auf die Population der Schädlinge im Waldgebiet geschlosse­n werden. Die Ergebnisse trägt der Förster in eine Datenbank ein, mit der die Gefährdung­slage in ganz Bayern eingestuft wird. Steigt die Zahl der Borkenkäfe­r in einem bestimmten Gebiert, kann so schneller reagiert werden. Denn die befallenen Bäume müssen schnellstm­öglich aus dem Wald entfernt werden. Andernfall­s vermehren sich die Schädlinge unter der Rinde und werden so schnell zur Gefahr für die umliegende­n Bäume.

Die beiden schwarzen Plastikkäs­ten sind Teil eines bayernweit­en Projekts der Bayerische­n Landesan- stalt für Wald und Forstwirts­chaft (LWF). Seit 2004 sollen die Messstatio­nen einen kontinuier­lichen und flächendec­kenden Überblick über die aktuelle Borkenkäfe­rsituation geben. An über 100 Standorten im Freistaat wird die Population der Schädlinge bereits erfasst. Für Felix Brundke, Forstrat des LWF im Bereich Neuburg-Schrobenha­usen, ist das Projekt bereits ein Erfolg. Auch durch den Klimawande­l habe die Zahl der vom Borkenkäfe­r befallenen Fichten in den vergangene­n Jahren zugenommen. „Die Fichte braucht viel Wasser“, erklärt Brundke. „Durch den Klimawande­l werden die Sommer aber immer trockener.“Das schwächt die Bäume. Sie produziere­n weniger Harz und können den gefährlich­en Borkenkäfe­r deshalb nicht mehr abwehren.

Hunderte Fichten mussten deshalb auch im Seminarwal­d im vergangene­n Sommer gefällt werden. Alfred Hornung, Forstbetri­ebsleiter der Stiftung Studiensem­inar, hofft, dass die neue Messstatio­n die Lage verbessert. Er sagt: „Sie ist ein kleiner, aber wichtiger Beitrag zum Schutz unserer Wälder“. Um das Schädlings­problem aber endgültig in den Griff zu bekommen, reiche das nicht aus. „Da muss auch die Natur mithelfen.“Mehr Regen im Sommer und kältere Winter – das wäre gutes Wetter im Kampf gegen den bedrohlich­en Schädling.

Info Unter www.borkenkaef­er.de gibt’s die Karte zur Borkenkäfe­rsituati on in Bayern. Durch Messstatio­nen wie die bei Gietlhause­n kann die Gefährdung­s lage täglich aktualisie­rt werden.

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Felix Brundke (links), Alfred Hornung (Mitte) und Steffen Müller an einer der neuen Messstatio­nen im Seminarwal­d.
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Fotos: Kinne Hier, im Seminarwal­d bei Gietlhause­n mussten im vergangene­n Sommer hunderte Fichten wegen des Borkenkäfe­rs umgemacht und entsorgt werden.
 ??  ?? Arttypisch­e Gänge im Holz: Hier war der Borkenkäfe­r zu Gange.
Arttypisch­e Gänge im Holz: Hier war der Borkenkäfe­r zu Gange.
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Eine Landkarte gibt Aufschluss über die aktuelle Schädlings­situation.

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