Es braucht konkrete Vorschläge für Wohnraum
Zur Berichterstattung über die Kundge bung zur Wohnraumsituation auf dem Schrannenplatz erreichte uns folgende Zuschrift:
Mit großem Interesse habe ich am vergangenen Freitag die Kundgebung des Aktionsbündnisses besucht und am Samstag die entsprechende Berichterstattung samt Leserbrief gelesen. Die Veranstalter haben das Grundproblem des fehlenden Wohnraumes gut beschrieben.
Bei der Ursachenforschung, die auf der Kundgebung mit teilweise sehr persönlicher Kritik an einzelnen Stadträten einherging, kann ich den Herren Stark und Fischer als Veranstalter beziehungsweise Leserbriefautor jedoch nicht folgen: Herr Fischer schreibt, Neuburg hätte das Thema bezahlbarer Wohnraum seit 2005 „verschlafen“. Das ist etwas verwunderlich, denn laut den Informationen auf der Internetseite des Rathauses ist die Bevölkerungszahl Neuburgs in besagtem Jahr 2005 um 250 Personen gesunken! Von 2003 bis 2010 verzeichnete Neuburg unterm Strich ein Bevölkerungsminus von 230 Personen. Weshalb hätte die Stadt angesichts dieser Zahlen öffentliche Mittel in die Hand nehmen sollen, um entgegen der langjährigen Bevölkerungsentwicklung Sozialwohnungen zu bauen? Der Stadt hier vorzuwerfen, sie hätte etwas „verschlafen“, ist abenteuerlich.
Betrachtet man die weiteren Zahlen des Einwohnermeldeamtes, verzeichnete Neuburg zwischen 2011 und 2017 einen Zuwachs von über 2090 Einwohnern. Allein 2011 wuchs die Stadt um fast 350 Einwohner, im Jahr drauf um über 330. Im Jahr 2013 erreichte das Wachstum mit 485 Einwohnern innerhalb von zwölf Monaten seinen Höhepunkt. Der Zuwachs kam also sehr wohl plötzlich und auch vor der absehbaren Wegmarke „Eröffnung Audi Heinrichsheim“im Jahr 2014. Dass sich die Stadt in diesem plötzlichen Wettlauf um Baugrundstücke, Architekten und Handwerker schwertut, ist nur verständlich.
Es wäre erfreulich, wenn aus den Reihen des Aktionsbündnisses konkrete und umsetzungsfähige Vorschläge für die Zukunft kämen. Das Stichwort „mehr Geld in die Hand nehmen“wird jedoch angesichts ausgebuchter Handwerksbetriebe und kaum verfügbarer Grundstücke nicht ausreichen. Rückwärtsgewandte Schuldzuweisungen helfen auch niemandem – und wenn man schon verbal scharf schießt, sollte man zumindest treffsicher sein.
Benjamin Machel, Neuburg