Ein ganz normaler Tag mit Donald Trump
Aufmerksamkeit ist die Währung, die für den Präsidenten zählt. Innerhalb von 24 Stunden macht er gleich mit fünf verschiedenen Themen weltweit Schlagzeilen. Wen kümmert es da schon, dass die meisten davon negativ sind?
Augsburg Donald Trump ist einer der wenigen Menschen, über die Journalisten jeden Tag etwas Neues schreiben könnten. Er selbst wird das zweifellos als Kompliment auffassen. Allerdings ergeben die zahllosen Nachrichtenschnipsel aus dem Weißen Haus ein unrühmliches Gesamtbild. Mister President scheint die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit mehr für seinen Seelenfrieden zu brauchen als alles andere. Das „Prinzip Trump“an einem ganz normalen Tag in Amerika:
Trump und der Raketen Mann
Sein Konflikt mit dem nordkoreanischen Diktator Kim Jong Un schürt die Angst vor einem Atomkrieg. Seit Monaten lassen die beiden keine Gelegenheit aus, sich gegenseitig zu provozieren. Der US-Präsident nennt Kim Jong Un gerne den „kleinen Raketenmann“. Neulich bezeichnete er ihn zur Abwechslung einmal als „krankes Hundebaby“und brüstete sich damit, dass er selbst auch über einen Atomknopf verfüge – und zwar einen größeren als der Despot von Pjöngjang. In einem Interview mit dem
überrascht Trump nun mit einer völlig neuen Sicht der Dinge: „Ich habe wahrscheinlich ein sehr gutes Verhältnis zu Kim Jong Un“, sagt er. Wahrscheinlich? Wahrscheinlich hat der Rest der Welt Trumps bisherige Beleidigungen nur mal wieder falsch interpretiert. Fake News und so.
Trump und die Dreckslöcher
Noch mehr Aufsehen erregt der Präsident mit einer Bemerkung über Einwanderer aus Afrika und Haiti. In einer Besprechung mit Senatoren und Kongressabgeordneten soll Trump gefragt haben: „Warum kommen all diese Menschen aus Drecksloch-Ländern (auf Englisch: shithole countries) hierher?“In den USA entbrennt eine neue Debatte darüber, wie rassistisch der Präsident ist, der behauptet, falsch zitiert worden zu sein. Selbst die Vereinten Nationen sehen sich zu einer Reak- tion genötigt. Trumps Äußerungen seien „schockierend und schändlich“, kritisiert der Sprecher des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte. „Er öffnet die Tür zur schlimmsten Seite der Menschheit.“In Asien tut man sich schwer, Trumps Worte überhaupt wiederzugeben, weil sie für die Öffentlichkeit zu vulgär erscheinen. In Japan ist von „schmutzigen Ländern“die Rede, in Südkorea von „Bettlerhöhlen“. Und Taiwans staatliche Nachrichtenagentur übersetzt „shithole countries“so: „Länder, in denen Vögel keine Eier legen.“
Trump und die Briten
Auch auf der Insel macht sich der Amerikaner an diesem Tag keine neuen Freunde. Im Februar sollte er eigentlich die neue US-Botschaft in London einweihen. Dazu wird es nicht kommen. Via Twitter sagt Trump seinen Besuch kurzerhand ab – mit einer verblüffenden Begründung. Er echauffiert sich darüber, dass sein Vorgänger Barack Obama die bisherige amerikanische Vertretung in bester Lage für „Peanuts“verscherbelt habe, um an anderer Stelle neu zu bauen. „Schlech- ter Deal. Da werde ich kein Band durchschneiden!“, poltert der Präsident. Dummerweise fällt die Idee für den Umzug gar nicht in Obamas Amtszeit. Sie wurde schon unter George W. Bush entwickelt, weil die alte Botschaft als anfällig für Terrorangriffe galt. Ein peinlicher Irrtum des obersten Twitterers der Nation. Insider vermuten ohnehin einen anderen Grund für die Absage. In Großbritannien gibt es heftigen Widerstand gegen Trump. Er hätte in London mit Massenprotesten rechnen müssen und wollte sich diese Schmach wohl ersparen.
Trump und die Gesundheit
Seit ein reißerisches Enthüllungsbuch der Welt einen verstörenden Blick hinter die Kulissen des Weißen Hauses geliefert hat, kocht die Diskussion um den Geisteszustand des mächtigsten Mannes der Welt wieder hoch. Trump selbst konterte die Spekulationen gewohnt bescheiden und bezeichnete sich als „sehr stabiles Genie“. Nun unterzieht er sich in einem Militärkrankenhaus einem mit Spannung erwarteten Gesundheitscheck. Allerdings betont das Weiße Haus im Voraus, dabei gehe es um die körperliche und nicht um die geistige Verfassung. Trump und der Iran
Und dann macht der Präsident tatsächlich so etwas wie Politik. Es geht um das Atomabkommen mit dem Iran, das die UN-Vetomächte sowie Deutschland 2015 mit dem Iran abgeschlossen haben. Seitdem sind die Sanktionen der USA gegen das Land ausgesetzt. Trump gibt im Umgang mit dem Iran den Hardliner. Er hält wenig von dem Deal, den er alle vier Monate verlängern muss. Tut er dies nicht, platzt das Abkommen. An diesem Freitag lässt er es nicht platzen. Er verlängert. „Das letzte Mal“, sagt er. Die Aufmerksamkeit der Welt ist ihm gewiss. Donald Trump gefällt das.