Macron holt Großauftrag für Airbus
Noch gibt es Hoffnungen, dass Peking den Riesen-Flieger A380 bestellt. Das wäre eine gute Nachricht für Augsburg
Peking/Paris Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat mit deutlichen Worten eine einheitliche Haltung der Europäer gegenüber dem Wirtschaftsgiganten China gefordert. Europa sei bisher häufig unkoordiniert aufgetreten und habe sich dabei entweder zu offen oder zu zögerlich gezeigt, kritisierte Macron in Peking nach einem Treffen mit dem chinesischen Staats- und Parteichef Xi Jinping. „Wir müssen auf europäischer Ebene eine abgestimmte Haltung haben.“
Macron bekräftigte seine Forderung, Auslandsinvestitionen in strategischen Bereichen in Europa stärker zu überwachen. Wirtschaftsund Finanzminister Bruno Le Maire stieß ins gleiche Horn: „Falls Investoren nur kommen, um Zugang zu den besten Technologien zu haben, ohne dass Frankreich oder andere europäische Länder davon Nutzen ziehen können, dann sind sie nicht willkommen.“Frankreich habe auch seine strategischen Interessen.
Bei Macrons Besuch wurden mehrere Wirtschaftsabkommen besiegelt. So stellt Airbus künftig mehr Mittelstreckenjets in China her. Und der europäische Flugzeugbauer Airbus erhält nun endgültig einen Großauftrag aus China. In den Jahren 2019 bis 2020 sollen 184 Maschinen vom Typ Airbus A320 an insgesamt 13 Fluggesellschaften geliefert werden. Der Flugzeugbauer hat auch ein Werk in China: Dort sollen statt der bisherigen vier Maschinen von Anfang 2019 an monatlich fünf neue Flugzeuge der A320-Reihe die Produktion verlassen. Ab Anfang 2020 sollen es dann sechs Maschinen pro Monat sein. Die A320-Reihe und die modernisierte Version A320neo sind die absatzstärkste Modellfamilie des Herstellers. Auch an den Luftfahrtstandorten in unserer Region in Augsburg, Donauwörth und Lindenberg im Allgäu werden wichtige Baugruppen für Airbus-Flugzeuge hergestellt.
Der Chef der Airbus-Verkehrsflugzeug-Sparte, Fabrice Brégier, war mit Macron unterwegs gewesen. Macron sprach mit Blick auf den Luftfahrtsektor allgemein von einer „Bestätigung von Mengen“. Die Finanznachrichtenagentur
Bloomberg und die Financial Times berichten, dass sich Airbus China auch an der Produktion des weltgrößten Passagierjets A380 beteiligen wolle. Im Gegenzug solle China eine größere Zahl A380 ordern. Der Flieger verkaufte sich in den vergangenen Jahren kaum noch. Bloomberg zitiert einen französischen Politiker aus dem Umfeld des Präsidenten mit der Aussage, der A380-Deal mit China sei noch nicht unterschriftsreif.
Dieses Geschäft wäre von enormer Bedeutung für das in hohem Umfang am Bau des Riesen-Airbus beteiligte Augsburger PremiumAerotec-Werk. Wenn China durch einen Großauftrag verhindert, dass der A380 eingestellt wird, würde das auch die Stabilität in Augsburg erhöhen. Dort arbeiten rund 4000 Menschen. Innerhalb des AirbusKonzerns wird seit Monaten diskutiert, das A380-Programm auslaufen zu lassen, wenn es nicht endlich neue Aufträge gibt. Das wiederum könnte sich natürlich negativ auf Augsburg auswirken. Doch noch gibt es Hoffnung.
Für Frankreich hat sich der Besuch Macrons jedenfalls schon wirtschaftlich ausgezahlt. Denn der angeschlagene französische Atomkonzern Areva kann auf den Bau einer Wiederaufbereitungsanlage für abgebrannte Brennelemente in China hoffen. Areva und das Partnerunternehmen China National Nuclear Corporation unterzeichneten eine Absichtserklärung, die Verhandlungen schnellstmöglich abzuschließen. Das Milliarden-Projekt soll noch in diesem Jahr starten.