Ex Vizekanzler feiert mit
Die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt erhält beim Dies Academicus Lob von allen Seiten. Stargast in der Aula war Philipp Rösler
Eichstätt Wenige Tage vor dem ersten Advent feierte die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) am Mittwochabend einen besinnlichen Dies Academicus. Das lag nicht nur daran, dass sich über den Sitzreihen der Aula der Duft von Lebkuchen und Glühwein breitgemacht hatte. Sondern vor allem an den lobenden Worten der Gastredner aus Politik, Wirtschaft und Kirche. Schon beim Festgottesdienst in der Schutzengelkirche hatte der Botschafter des Vatikans in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterovic, am Nachmittag die besondere Stellung der einzigen katholischen Universität in Deutschland betont.
Beim Festakt stimmte auch Bernd Sibler, Staatssekretär im bayerischen Kultusministerium, in das Loblied ein. Sibler bezeichnete die KU als „Kleinod“in der bayerischen Universitätslandschaft, für das der Freistaat weiterhin „viel Geld in die Hand nehmen“wolle. 2016 überwies die Regierung 40,9 Millionen Euro nach Eichstätt. Er gratulierte Präsidentin Gabriele Gien außerdem dazu, nach unruhigen Jahren Stabilität in die Universitätsführung gebracht zu haben – zum Beispiel mit der angestrebten Vollmitgliedschaft in der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).
Wie wichtig finanzielle Stabilität sei, betonte Präsidentin Gien in ihrer Ansprache. Sie berichtete, dass die Drittmitteleinnahmen in den vergangenen drei Jahren um 30 Pro- zent gestiegen seien. Neun Millionen Euro Förderung wurden allein im laufenden Jahr bewilligt. Außerdem gab sie einen Überblick über Initiativen, die den Ruf der Uni über den Campus hinaus prägten; zum Beispiel das Zentrum für Flucht & Migration, die Teilnahme am Wettbewerb „Innovative Hochschule“oder die Auszeichnung als „Fairtrade-University“. „Für uns heißt Forschen, das Morgen ein Stück weit ins Heute zu holen“, erklärte Gabriele Gien.
Nur Peter Spieß, Vorsitzender des Studentischen Konvents, kratzte ein wenig an der Besinnlichkeit. Er erklärte, dass immer weniger Studenten bereit seien, sich für ihre Uni zu engagieren. Besonders in der Hochschulpolitik werde es immer schwieriger, alle Ämter mit Kandidaten zu besetzen. Deshalb richtete Spieß einen Appell an die Studenten in dem voll besetzten Saal: „Eine Veränderung der Gesellschaft ist nur möglich, wenn wir uns dafür einsetzen.“
Höhepunkt des zweistündigen Festakts am Mittwoch sollte die Rede des ehemaligen Vizekanzlers und FDP-Chefs Philipp Rösler werden, Thema „Vertrauen in einer komplexen Welt“. Der frühere Politiker sorgt aktuell mit seinem Wechsel vom Weltwirtschaftsforum zu einem chinesischen Großunternehmen für Aufmerksamkeit. Darüber sprach Rösler jedoch nicht. Genauso wenig sagte er zum Abbruch der Jamaika-Gespräche durch die FDP. Stattdessen gab der 44-Jährige eine humorig vorgetragene Anleitung, wie es Politikern gelingen könnte, das Vertrauen der Bürger zurückzugewinnen. Zwei Dinge seien dabei besonders wichtig: „Sie brauchen einen inneren Kompass, Werte, Überzeugungen.“Und: „Sie müssen einfach, vernünftig und plausibel erklären.“Dabei gelte es jedoch, nicht in den Populismus zu verfallen: „Nutzen Sie die Sprache so einfach wie möglich, ohne jedoch aus Wahrheiten Unwahrheiten zu machen.“
Zum Abschluss des Dies Academicus wurden die Universitätspreise verliehen. Insgesamt zwölf Auszeichnungen überreichte die Uni an Studenten und Lehrbeauftragte. Für die beste Bachelorarbeit wurde Martin Schiemer mit dem Preis der Sparkasse Ingolstadt Eichstätt geehrt. Der BWL-Student beschäftigte sich darin mit der Frage, ob Finanzspekulationen mit Nahrung mitverantwortlich seien für Hunger in der Welt.
Zwei Auszeichnungen gab es für die besten Masterarbeiten, die von der Volksbank-Raiffeisenbank Bayern Mitte prämiert wurden: Die Kunstgeschichte-Studentin Sabine Girg beschrieb in ihrer Arbeit die fotografische Darstellung des „Zigeuners“im 19. Jahrhundert. Der Wirtschaftsstudent Philipp Krug wurde für seine Forschung zum Thema Erbschaftsteuer ausgezeichnet.
Den Preis der Eichstätter Universitätsgesellschaft für die beste Dissertation erhielt Dr. Franz Flögel. Titel seiner Arbeit: „Varietät im Bankenwesen? Ein Vergleich der Unternehmensfinanzierung regionalorientierter Banken und Großbanken in Deutschland“.