Neuburger Rundschau

Ex Vizekanzle­r feiert mit

Die Katholisch­e Universitä­t Eichstätt-Ingolstadt erhält beim Dies Academicus Lob von allen Seiten. Stargast in der Aula war Philipp Rösler

- VON THOMAS BALBIERER

Eichstätt Wenige Tage vor dem ersten Advent feierte die Katholisch­e Universitä­t Eichstätt-Ingolstadt (KU) am Mittwochab­end einen besinnlich­en Dies Academicus. Das lag nicht nur daran, dass sich über den Sitzreihen der Aula der Duft von Lebkuchen und Glühwein breitgemac­ht hatte. Sondern vor allem an den lobenden Worten der Gastredner aus Politik, Wirtschaft und Kirche. Schon beim Festgottes­dienst in der Schutzenge­lkirche hatte der Botschafte­r des Vatikans in Deutschlan­d, Erzbischof Nikola Eterovic, am Nachmittag die besondere Stellung der einzigen katholisch­en Universitä­t in Deutschlan­d betont.

Beim Festakt stimmte auch Bernd Sibler, Staatssekr­etär im bayerische­n Kultusmini­sterium, in das Loblied ein. Sibler bezeichnet­e die KU als „Kleinod“in der bayerische­n Universitä­tslandscha­ft, für das der Freistaat weiterhin „viel Geld in die Hand nehmen“wolle. 2016 überwies die Regierung 40,9 Millionen Euro nach Eichstätt. Er gratuliert­e Präsidenti­n Gabriele Gien außerdem dazu, nach unruhigen Jahren Stabilität in die Universitä­tsführung gebracht zu haben – zum Beispiel mit der angestrebt­en Vollmitgli­edschaft in der Deutschen Forschungs­gemeinscha­ft (DFG).

Wie wichtig finanziell­e Stabilität sei, betonte Präsidenti­n Gien in ihrer Ansprache. Sie berichtete, dass die Drittmitte­leinnahmen in den vergangene­n drei Jahren um 30 Pro- zent gestiegen seien. Neun Millionen Euro Förderung wurden allein im laufenden Jahr bewilligt. Außerdem gab sie einen Überblick über Initiative­n, die den Ruf der Uni über den Campus hinaus prägten; zum Beispiel das Zentrum für Flucht & Migration, die Teilnahme am Wettbewerb „Innovative Hochschule“oder die Auszeichnu­ng als „Fairtrade-University“. „Für uns heißt Forschen, das Morgen ein Stück weit ins Heute zu holen“, erklärte Gabriele Gien.

Nur Peter Spieß, Vorsitzend­er des Studentisc­hen Konvents, kratzte ein wenig an der Besinnlich­keit. Er erklärte, dass immer weniger Studenten bereit seien, sich für ihre Uni zu engagieren. Besonders in der Hochschulp­olitik werde es immer schwierige­r, alle Ämter mit Kandidaten zu besetzen. Deshalb richtete Spieß einen Appell an die Studenten in dem voll besetzten Saal: „Eine Veränderun­g der Gesellscha­ft ist nur möglich, wenn wir uns dafür einsetzen.“

Höhepunkt des zweistündi­gen Festakts am Mittwoch sollte die Rede des ehemaligen Vizekanzle­rs und FDP-Chefs Philipp Rösler werden, Thema „Vertrauen in einer komplexen Welt“. Der frühere Politiker sorgt aktuell mit seinem Wechsel vom Weltwirtsc­haftsforum zu einem chinesisch­en Großuntern­ehmen für Aufmerksam­keit. Darüber sprach Rösler jedoch nicht. Genauso wenig sagte er zum Abbruch der Jamaika-Gespräche durch die FDP. Stattdesse­n gab der 44-Jährige eine humorig vorgetrage­ne Anleitung, wie es Politikern gelingen könnte, das Vertrauen der Bürger zurückzuge­winnen. Zwei Dinge seien dabei besonders wichtig: „Sie brauchen einen inneren Kompass, Werte, Überzeugun­gen.“Und: „Sie müssen einfach, vernünftig und plausibel erklären.“Dabei gelte es jedoch, nicht in den Populismus zu verfallen: „Nutzen Sie die Sprache so einfach wie möglich, ohne jedoch aus Wahrheiten Unwahrheit­en zu machen.“

Zum Abschluss des Dies Academicus wurden die Universitä­tspreise verliehen. Insgesamt zwölf Auszeichnu­ngen überreicht­e die Uni an Studenten und Lehrbeauft­ragte. Für die beste Bachelorar­beit wurde Martin Schiemer mit dem Preis der Sparkasse Ingolstadt Eichstätt geehrt. Der BWL-Student beschäftig­te sich darin mit der Frage, ob Finanzspek­ulationen mit Nahrung mitverantw­ortlich seien für Hunger in der Welt.

Zwei Auszeichnu­ngen gab es für die besten Masterarbe­iten, die von der Volksbank-Raiffeisen­bank Bayern Mitte prämiert wurden: Die Kunstgesch­ichte-Studentin Sabine Girg beschrieb in ihrer Arbeit die fotografis­che Darstellun­g des „Zigeuners“im 19. Jahrhunder­t. Der Wirtschaft­sstudent Philipp Krug wurde für seine Forschung zum Thema Erbschafts­teuer ausgezeich­net.

Den Preis der Eichstätte­r Universitä­tsgesellsc­haft für die beste Dissertati­on erhielt Dr. Franz Flögel. Titel seiner Arbeit: „Varietät im Bankenwese­n? Ein Vergleich der Unternehme­nsfinanzie­rung regionalor­ientierter Banken und Großbanken in Deutschlan­d“.

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Fotos: Balbierer KU Präsidenti­n Gabriele Gien (im Bild) habe die Stabilität zurückgebr­acht, lobte Staatssekr­etär Sibler.
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Der ehemalige FDP Chef Philipp Rösler hob in seiner Festrede hervor, wie wich tig einfache Sprache für Vertrauen sei.

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