Neuburger Rundschau

Ein Freund der Menschen schließt die Augen

Prof. Dr. Vallabhai Patel ist gestorben. Der 83-jährige hat als Mediziner, Philosoph, Künstler und Kommunalpo­litiker einen bleibenden Eindruck hinterlass­en. Er wollte vor allem eines: vielen Menschen helfen

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Neuburg Für andere bräuchte es mehrere Leben, um das zu vollbringe­n, was Prof. Dr. Vallabh Patel geleistet hat. Viele würden daran scheitern. Er hat sich einen Namen als anerkannte­r Mediziner, Philosoph, Künstler und Kommunalpo­litiker gemacht. Der kleine Mann aus Indien hatte aber vor allem eines: ein großes Herz für alle, die auf der Schattense­ite des Lebens standen. Gestern ist Vallabh Patel im Alter von 83 Jahren im Beisein seiner Frau Ute Patel-Mißfeldt, seiner Tochter und nahen Freunden im Neuburger Krankenhau­s gestorben.

Patel wurde als dritter Sohn einer in den indischen Unabhängig­keitskampf verwickelt­en Familie geboren. Das Lehrerehep­aar lebte in dem 150-Einwohner-Dorf Rojka im Bundesstaa­t Gujarat. Er erhielt den Namen eines der bedeutends­ten Mitstreite­rs Mahatma Gandhis, des mit der Familie befreundet­en Vallabhai Patel. Mit vier Jahren erfolgte die Einschulun­g, mit 14 legte er sein Abitur ab, begann erfolgreic­h ein Studium der Zoologie mit dem Ergebnis, dass er dieses Fach an der Baroda-Universitä­t lehrte. Ein Lehrer war es, der den jungen Vallabh inspiriert­e, nach Deutschlan­d zu gehen. Innerhalb weniger Monate lernte er Deutsch, um dann in Bonn mit dem Medizinstu­dium zu beginnen. Nach dem Abschluss war er an verschiede­nen Krankenhäu­sern tä- tig, bis er von 1968 bis 1999 als Oberarzt und stellvertr­etender Chefarzt der Urologisch­en Abteilung schließlic­h am Klinikum Ingolstadt seine berufliche Heimat fand.

Von ihm entwickelt­e Operations­techniken werden heute internatio­nal gelehrt. Vallabh Patel hielt über 100 Vorträge auf Kongressen der Urologie und Chirurgie und ist Urheber von 43 Fachveröff­entlichung­en. Im Urlaub reiste er über viele Jahre hinweg nach Indien, um dort seine Kenntnisse und Fähigkeite­n seinen Landsleute­n unentgeltl­ich zur Verfügung zu stellen und kranke Menschen kostenlos zu operieren. Für dieses bewunderns­werte soziale Engagement wurde er 1996 von unserer Zeitung mit der „Silberdist­el“ausgezeich­net.

Als langjährig­es SPD-Mitglied gehört Patel von 1996 bis 2004 dem Stadtrat von Neuburg an. Mit seinen von ihm entwickelt­en Fotomalere­ien hat er in den zurücklieg­enden vier Jahrzehnte­n internatio­nales Renommee erlangt. Als Philosoph engagiert er sich für einen rationalen Humanismus, für den er vielseitig publizisti­sch wie auch unter anderem im Bund für Geistesfre­iheit organisato­risch tätig war. Viele wissenscha­ftliche Beiträge und Bücher, wie „Das Glück liegt diesseits des Todes“, hat er verfasst. Politisch war der vielseitig begabte und interessie­rte Mediziner immer links der Mitte orientiert. Sein Engagement in der SPD brachte ihm zahlreiche Ehrenämter. Als Mitglied der Programmko­mmission in Bayern, SPDVorstan­dsmitglied in Ingolstadt sowie als Stadt- und Kreisrat setzte er Wegmarken, vor allem als Ausländerr­eferent im Neuburger Rathaus.

In seinem langen Leben hat Patel sein positives Denken nie verloren, obwohl es ihm 2000 bei einem schweren Unfall fast abhanden gekommen wäre. Da passt es zu ihm, dass er 2009 in Neuburg einen Lachclub gegründet hat. „Weil Lachen gesund ist, das ist wissenscha­ftlich bewiesen“, erklärte er wie so oft grinsend bei der Frage nach dem „Warum“.

Der Mann mit seinem schlohweiß­en, vollen Haar und dem silbernen Schnauzbar­t trug mit Vorliebe seinen Sherwani, das traditione­lle Gewand aus Indien. Vallabhai Patel war seit 1978 mit der Künstlerin und Neuburger Kulturprei­strägerin Ute Patel-Mißfeldt verheirate­t. Das Ehepaar hat vier Kinder. Mit seiner Frau lebte Vallabhai Patel auf Schloss Grünau.

 ?? Archivfoto: Volker Möller ?? Glückwünsc­he von Oberbürger­meister Bernhard Gmehling erhielt Prof. Dr. Vallabh Patel zu seinem 80. Geburtstag.
Archivfoto: Volker Möller Glückwünsc­he von Oberbürger­meister Bernhard Gmehling erhielt Prof. Dr. Vallabh Patel zu seinem 80. Geburtstag.

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