Neuburger Rundschau

Fest verwurzelt steht er auf der Bühne

Dusko Goykovich ist eine lebende Jazz-Legende. Und noch ist er ja erst 85...

- VON TOBIAS BÖCKER

Neuburg Er ist schlicht und einfach ein Phänomen. Als Dusko Goykovich am 1. Februar 1991 mit dem Jungfernko­nzert im Keller unter der Hofapothek­e die neue Ära des Birdland Jazzclub in Neuburg einläutete, konnte er mit seinen damals 60 Lenzen schon als ein „elder statesman“des Jazz angesehen werden.

Die große Karriere sprach (und spricht) für ihn: Mit Chet Baker verband ihn eine jahrelange Freundscha­ft, er lebte etliche Jahre in den USA, spielte unter anderem mit Dexter Gordon, Stan Getz und Dizzy Gillespie, war Trompeter in den Big Bands von Maynard Ferguson, Woody Herman und – zurück in Europa – in der Clarke-BolandBig-Band. Dusko Goykovich befand sich im innersten Zentrum des europäisch­en Bebop und war dazu einer der wesentlich­en Mitbegründ­er des Ethno-Jazz.

Er experiment­ierte bereits 1966 auf seinem Album „Swinging Macedonia“oder mit der 1974 komponiert­en Orchesters­uite „Balkan Blues“mit ethnischen Elementen in der Musik, als noch kein Mensch von Weltmusik sprach.

Seit 1991 ist der am 14. Oktober 1931 im bosnischen Jajce geborene Trompeter rund 20 mal in Neuburg aufgetrete­n. Ein großes Bild im Eingangsbe­reich dokumentie­rt die enge Verbundenh­eit. Und Neuburg scheint ihn nach wie vor zu inspiriere­n: Gemeinsam mit einer auserlesen­en Crew von Weggefährt­en legte er am Samstag ein Konzert hin, das Kenner wie Gelegenhei­tsgäste restlos begeistert zurückließ: Dusko Goykovich erwies sich einmal mehr als Meister von Bebop, Blues und Balladen. Seine Trompete kann Feuer spucken und glutvoll schimmern, strahlend aufleuchte­n und samtig träumen.

Wie ein fest verwurzelt­er Baum steht er auf der Bühne, lässig zählt er die Stücke ein, mit leisem Lächeln genießt er die Kunst seiner Mitstreite­r: Das sind der energisch vorwärts drängende Jesse Davis am Altsaxopho­n, der ungemein quirlige Dado Moroni am Piano, der hart swingende Groove-Garant Alvin Queen am Schlagzeug und schließlic­h der souverän virtuose, überaus bewegliche Mats Vinding am Bass. Eine AllstarBan­d rund um einen der ganz großen Meister des Jazz!

Gegen Ende des Konzerts erst spricht Dusko Goykovich selbst über sein Alter: „In vier Wochen werde ich 86 Jahre alt, aber noch bin ich ja erst 85.“Spricht’s und hebt die Trompete zu einem seiner unvergleic­hlichen, gleißenden Soli.

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Foto: Tobias Böcker Kann mit seiner Trompete Feuer spucken oder samtig träumen: Dusko Goykovich.

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