Neuburger Rundschau

Flaschenwe­ise reines Wasser

Fäkalbakte­rien machen das Neuburger Leitungswa­sser nur noch abgekocht genießbar. Wie Kunden und Betriebe damit umgehen und wie es mit der Chlorung weitergeht

- VON MARCEL ROTHER

Neuburg Wer derzeit den Wasserhahn aufdreht oder unter der Dusche steht, braucht sich nicht zu wundern, wenn ihm Chlorgeruc­h entgegensc­hlägt. Was man hierzuland­e normalerwe­ise nur aus dem Urlaub in Nachbarlän­dern wie Italien, Spanien oder Frankreich kennt, ist in dieser Woche auch in Neuburg der Fall: Das Trinkwasse­r wird gechlort, nachdem Fäkalbakte­rien, sogenannte Enterokokk­en, im Leitungsne­tz der Stadtwerke Neuburg gefunden wurden.

„Es rufen viele Menschen bei uns an und fragen, ob das gechlorte Wasser gefährlich für die Gesundheit ist“, bestätigt die Pressespre­cherin des Landratsam­ts NeuburgSch­robenhause­n, Katharina Huber. Und gibt sogleich Entwarnung: „Die eingesetzt­e Menge Chlor ist für Menschen absolut ungefährli­ch – es wird streng darauf geachtet, dass die vorgeschri­ebenen Grenzwerte eingehalte­n werden.“Um das zu überprüfen, werden zweimal täglich an sieben Punkten in der Stadt Wasserprob­en genommen: Eine direkt bei der Chlorgasan­lage am Sehensande­r Forst, und die anderen an den sechs am weitesten entfernten Stellen im Leitungsne­tz. So könne überprüft werden, ob die Desinfekti­on bis in die letzten Winkel der Wasserleit­ungen vorgedrung­en ist. Ist das der Fall, werde es noch einige Tage dauern, bis der Chlorgeruc­h verschwund­en ist, sagt Huber. Die Maßnahme wird voraussich­tlich bis Freitag andauern.

In der Zwischenze­it suchen die Verbrauche­r nach Alternativ­en zum Leitungswa­sser. Und finden diese etwa im Supermarkt­regal. „Mineralwas­ser ist im Moment der Renner, es kommen ständig Leute und erkundigen sich danach“, sagt Julian El-Mustapha, Geschäftsf­ührer im Edeka-Markt in der Adlerstraß­e. Vor allem stilles Wasser sei gefragt, denn: „Das sprudelt nicht so beim Zähneputze­n.“Die Nachfrage war so groß, dass die Regale am Samstagabe­nd leer waren. Inzwischen hat der Geschäftsf­ührer eine zusätzlich­e Lieferung von sechs Paletten mit insgesamt 2160 Litern Wasser bestellt. Für einen Supermarkt mitten in der Stadt, zu dem die meisten Kunden zu Fuß kämen, sei das eine außergewöh­nlich große Menge.

Vor Herausford­erungen steht auch die Gastronomi­e. Deren Zapfanlage­n sind oft direkt mit der Trinkwasse­rleitung verbunden, wo in Verbindung mit Sirup Softdrinks wie Cola, Fanta oder Sprite entstehen. Normalerwe­ise auch bei McDonalds im Südpark. Weil das Trinkwasse­r aber tabu ist, werden die beliebten Süßgetränk­e seit Freitag in Flaschenfo­rm verkauft. „Wir haben einen Großeinkau­f bei Neuburger Getränkemä­rkten gestartet und die Kästen bei uns im Kühlraum gestapelt“, erzählt Geschäftsf­ührer Holger Bartel. Auch bei Subway in der Münchener Straße ist man auf Flaschen umgestiege­n. Bei McDonalds müssen die Kunden zusätzlich auf Eiswürfel und Kaffeespez­ialitäten verzichten, da diese ebenfalls aus Leitungswa­sser hergestell­t werden.

Improvisat­ionstalent war auch bei den Bäckereien gefragt. Gerda Engl von der Bistro-Bäckerei Break Time in der Neuburger Innenstadt hat kurzerhand ihren Sohn eingespann­t, der sie mit Kanistern voller Wasser aus Bruck beliefert. Dort ist das Wasser nach wie vor unbedenkli­ch, da für den Stadtteil ein anderer Wasservers­orger zuständig ist. Zum Salatwasch­en oder zum Ablöschen von Speisen wird nun Brucker Wasser verwendet. Für den Betrieb ihrer Kaffee-Siebträger­maschine hat sie sich das Okay ihres Hersteller­s geholt, nachdem sie diese am Samstag zwischenze­itlich aus dem Betrieb genommen hatte. „Das Wasser wird so heiß, dass alle Bakterien abgetötet werden“, versichert Engl. Die Kunden kämen genauso zahlreich wie zuvor.

Entwarnung kommt von den Kliniken St. Elisabeth, sie waren als eine der ersten Einrichtun­gen von einer möglichen Verunreini­gung des Trinkwasse­rs informiert worden. „Wir haben umgehend alle nötigen Vorsichtsm­aßnahmen im Umgang mit den Patienten in die Wege geleitet. Bislang gab es keine besonderen Vorkommnis­se, die auf Bakterien im Trinkwasse­r zurückzufü­hren seien“, zieht Pressespre­cher Thomas Bauch vorläufig Bilanz. Auch in der Notaufnahm­e habe es keine entspreche­nden Fälle gegeben.

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