Vor 20 Jahren starb Mutter Teresa
Vielen Menschen gilt der „Engel von Kalkutta“nach wie vor als großes Vorbild. Dabei haderte die Ordensschwester zehn Jahre lang heftig mit ihrer Mission
Rom Für Papst Franziskus war sie eine „unermüdliche Arbeiterin der Barmherzigkeit“. Wer an Mutter Teresa denkt, hat tatsächlich oft ein bestimmtes Bild vor Augen: eine kleine, gebückte Frau in weißblauem Gewand, die Hände gefaltet, das Gesicht zerfurcht. Viele Menschen hatten den „Engel von Kalkutta“schon zu Lebzeiten wie eine Heilige verehrt. Vor einem Jahr – am 4. September 2016 – wurde die berühmte Missionsschwester schließlich heiliggesprochen. Heute vor 20 Jahren starb die Ordensfrau in Kalkutta.
Mutter Teresa wurde am 26. August 1910 als Agnes Gonxha Bojaxhiu – sie war albanischer Herkunft – in Skopje im heutigen Mazedonien geboren. Schon mit 18 Jahren ging sie als Missionsschwester nach Indien und arbeitete dort als Lehrerin. Ihr Weg bis hin zur Direktorin einer Mädchenschule schien vorgezeichnet. Doch täglich begegneten ihr in Kalkutta Bettler, ausgemergelte und kranke Menschen. Sie sah Kinder, die ausgesetzt wurden. „Gott rief mich“, sagte sie später. Bewegt vom Elend in den Slums von Kalkutta verließ sie 1948 ihr Kloster und gründete eine Ordensgemeinschaft.
Dennoch war ihre Frömmigkeit offenbar nicht unerschütterlich, wie private Notizen und vertrauliche Briefwechsel offenbarten, die erst 2007 veröffentlicht wurden. Ein ganzes Jahrzehnt lang durchlitt die Ordensfrau demnach quälende seelische Einsamkeit und Zweifel an ihrer Mission.
Die „Missionarinnen der Nächstenliebe“widmeten sich aber weiter den Ärmsten, den Findelkindern und den Sterbenden auf der Straße. Immer mehr junge Frauen, zu- in Indien und später auf allen Kontinenten, schlossen sich ihrem Orden an.
1979 wurde Mutter Teresa mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Wenn nach Vorbildern gefragt wurde, stand ihr Name meist auf den vorderen Plätzen.
2013 wurden dann kritische Worte publik. Drei kanadische Wissenschaftler kamen zu dem Ergebnis, in den Armenhäusern des Ordens hätten schlechte hygienische Zustände geherrscht. Sterbenden seien teilweise Schmerzmittel verweigert worden. Mutter Teresa sei sogar „alles andere als eine Heilige“, bilanzierte der Leiter der Studie, der Psychologieprofessor Serge Larivee von der Universität Montreal.
Dennoch: Bei ihrem Tod am 5. September 1997 im Alter von 87 Jahren war die Trauer weltweit groß. Papst Johannes Paul II. (1978 – 2005) nannte sie „ein Geschenk an die Kirche und an die Welt“. Bereits sechs Jahre später, am 19. Oktober 2003, sprach er Mutter Teresa selig.
Am Tag vor ihrem 19. Todestag gelangte sie 2016 dann zu höchsten Kirchenehren. Mutter Teresa wurde eine von mehr als 6600 Heilinächst gen der römisch-katholischen Kirche. Im Dezember 2015 hatte Papst Franziskus die wissenschaftlich nicht erklärbare Heilung eines Brasilianers, der an einem bösartigen Hirntumor litt, als zweites Wunder auf Fürsprache von Mutter Teresa anerkannt – eine notwendige kirchenrechtliche Voraussetzung. Sogar die Nonnentracht Mutter Teresas – der weiße Sari mit dunkelblauen Saumstreifen – steht inzwischen unter Markenschutz. Die Popularität der Ordensschwester ist bis heute ungebrochen.
Foto: VoTAVA, kna