Erst Trockenschäden, dann Dauerregen
Landwirtschaft Die Ernte fällt in diesem Jahr durchschnittlich aus, das Wetter verhindert bessere Erträge und kann weiter Einfluss haben. Digitalisierung hilft den Bauern bei der Arbeit
Die Sommergerste auf dem Feld ist reif für die Ernte, einige dunkle Stellen sind darauf zu sehen. „Wir haben Trockenschäden drin“, sagt Landwirt Georg Zankl und deutet auf die Stellen. Das ist nicht ohne Ironie. Denn gerade regnet es in Strömen, Zankl schützt sich mit einem grünen Schirm. Dass ihn der Regen von vorne ansprüht, nimmt er ungerührt hin. „Wir Landwirte leben von dem Wetter und wir können damit umgehen, ob es gut ist oder schlecht“, sagt er.
In diesem Jahr falle die Ernte in Bayern insgesamt durchschnittlich aus. Das sagen Bayerns Landwirtschaftsminister Helmut Brunner (CSU) und Walter Heidl und Hermann Greif vom Bayerischen Bauernverband (BBV). Bei der gemeinsamen Erntefahrt des Ministeriums und des Bauernverbands begutachteten sie die Felder des Gilchinger Landwirts Zankl und des Weßlinger Biobauern Benedikt Wunderl im Landkreis Starnberg.
Wärme im März, Regen und teilweise Schnee an Ostern, danach eine regelrechte Hitzeperiode, wieder an Pfingsten und abermals hohe Temperaturen und Trockenheit und jetzt Ende Juli wieder zahlreiche Regenfälle. Es sei ein Auf und Ab auf den Feldern gewesen, sagt Bauernverbandspräsident Walter Heidl. Dem Getreide hätten vor allem die langen Trockenperioden zu schaffen gemacht. Besonders beim Weizen hänge der Ertrag in diesem Jahr stark von der Beschaffenheit des Bodens ab, erklärt BBVGetreidepräsident Hermann Greif. Sogar auf einem einzelnen Acker zeigten sich Unterschiede. Eine Beobachtung, die Georg Zankl auch beim Mais gemacht hat, wo die Ernte noch ansteht. Der Gilchinger Landwirt zeigt auf ein Feld, in dem die Pflanzen unterschiedlich hoch aufragen.
In einer Scheune unweit des Maisfelds steht der Mähdrescher, den der Bauer vor vier Jahren gekauft hat. In der Führerkabine ist ein Monitor montiert, ein Bordcomputer verbindet sich mit einem Satelliten und steuert die gewaltige Maschine millimetergenau. Für Zankl vor allem eine Frage des Komforts: „Wenn einer nur einmal in der Woche draufsitzt, ist das eine Sache. Aber ich bin täglich damit unterwegs, da ist das schon sehr angenehm.“Angenehm zum Beispiel in der neun Meter breiten Scheune. Dort navigiert der Computer den tonnenschweren Mähdrescher.
Bauernverbandspräsident Heidl sieht noch mehr Vorteile in der Digitalisierung der Landwirtschaft. „Genau Spur halten zu können, ist nicht nur eine Arbeitserleichterung“, sagt er. Die neuen Techniken könnten auch helfen, nur so vieDauerregen le Betriebsmittel einzusetzen, wie wirklich nötig sind, weil sie exakter arbeiteten. Die Digitalisierung in der Landwirtschaft kann auch das Leben von Tieren retten. Wie das gehen kann, zeigt Martin Israel, Wissenschaftler im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Er hat eine Drohne entwickelt, die Wiesen vor der Mahd mit einer Wärmebildkamera scannt. Rehkitze, die von einem Traktor aus nicht zu sehen sind, können so entdeckt werden. Ungefähr 300 Tiere habe man so schon retten können, berichtet Israel. Noch befindet sich das Gerät in der Testphase.
Zum Einsatz kommt die Drohne bei der Erntefahrt nicht. Genauso wenig wie der Mähdrescher. Der Dauerregen ist zu stark, um zu dreschen. Dass es nun so viel regnet, könnte dem Mais zugutekommen. Denn der wächst noch und braucht Getreidepräsident Hermann Greif zufolge ausreichend Niederschläge. Für die Sommergerste und andere Getreidearten komme der Regen allerdings zu spät. Am Ertrag ändere sich dadurch nichts mehr. Wenn es zu viel regne, beeinflusse der Regen lediglich die Qualität.