Ein Sohn, der nicht herrschen wollte
Heiligenserie Der heilige Aloysius verzichtete auf Geld und Macht, um Kranke zu pflegen
Wieder einmal erleben wir eine Geschichte, bei der ein Vater mit dem Berufswunsch seines Sohnes nicht einverstanden war. Dabei hatte für Markgraf Ferrante de Gonzaga von Castillione della Stiviere 1568 mit der Geburt und der weiteren Entwicklung des Erbprinzen Luigi alles hoffnungsvoll begonnen.
Die Ausbildung für das Herrscheramt begann Luigi mit vier Jahren, als er – quasi als Kadett – in den Militärdienst eingeführt wurde. Mit zehn Jahren kam er als Page an den Hof der Medici nach Brescia und dann nach Madrid an den Hof von Kaiser Philipp II. Hier wie dort konnte er Beziehungen zu den Größen seiner Zeit aufbauen. Er erlebte aber auch die Todsünden der Ge- sellschaft: Völlerei, Neid, Eitelkeit, Habsucht und Wollust mit ihren Auswirkungen. Das alles widerstrebte ihm, dem seine Mutter eine tiefe Frömmigkeit vermittelt hatte.
Ebenso beeinflusste ihn die Bekanntschaft mit dem später heiliggesprochenen Kardinal Karl Borromäus, der Luigi die Erste Heilige Kommunion reichte. Das veranlasste ihn, mit 15 Jahren in Madrid in den noch jungen, erst seit 1540 zugelassenen Jesuitenorden einzutreten. Sein Vater gab erst nach längerer Zeit die Zustimmung, sah er doch die Hoffnung auf einen guten Nachfolger schwinden, für seinen Sohn aber auch keine Chance, über die neuen Jesuiten einen Kardinalspos- ten zu bekommen. Mit 17 Jahren trat Luigi seine Erbschaftsansprüche an seinen jüngeren Bruder ab, ging nach Rom in das Noviziat und nannte sich fortan Aloysius. Schon im Noviziat fielen seine Frömmigkeit, Bußfertigkeit und Nächstenliebe auf. Als sein Vater 1587 starb, führte das zu großen Streitigkeiten zwischen seinem Bruder und den Vettern aus Mantua. Hier konnte Aloysius von Rom aus mit seiner persönlichen Autorität schlichtend einwirken.
Neben seiner theologischen Ausbildung widmete sich Aloysius besonders der Krankenpflege. Diese Aufgabe der Nächstenliebe brachte ihm den frühen Tod, indem er sich bei einem Pestkranken infizierte. Mit 23 Jahren starb er am 21. Juni 1591 in Rom.
Seine beispielhafte Lebensfüh- rung hatte einen so nachhaltigen Eindruck hinterlassen, dass Aloysius bereits 1605 – übrigens als erster Jesuit – seliggesprochen wurde.
Wegen seines schulischen Eifers wählten ihn Schüler und studierende Jugend zu ihrem Patron. Zudem wurde er bei allen Formen von Augenleiden angerufen. Auch in Neuburg erfuhr er während der Gegenreformation große Verehrung bei der Fürstenfamilie, den Jesuiten selbst und den Gläubigen. Im Jahr 1726 sprach ihn Papst Benedikt XIII. heilig.
Die Neuburger Jesuiten richteten ihm zu diesem Anlass in der Hofkirche eine eigene Kapelle ein. Sie liegt vor dem Fürstenoratorium. Während der Ausstellung „Fürstenmacht & wahrer Glaube“kann diese Kapelle mit einer Führung besichtigt werden.