SUV auf Schwedisch
Neuvorstellung In guter alter Volvo-Tradition erinnert der XC60 eher an einen Kombi – und an einen großen Bruder
Zur Jahrtausendwende gab BMW mit dem X5 nicht nur die Antwort auf die Mercedes M-Klasse, sondern brachte langsam, aber sicher das SUV-Segment ins Rollen. Ein Wachstumsmarkt, den Volvo 2002 mit dem XC90 und sechs Jahre später mit dem kleineren XC60 betrat. Beide bescheren den Schweden heute gut die Hälfte ihres Absatzes.
Es wäre also mehr als verständlich, wenn die Generation, die demnächst ihren Führerschein macht, Volvo als SUV-Marke wahrnähme. Chef-Designer Thomas Ingenlath aber ist Jahrgang 1964. Damals stand Volvo vor allem für eins: große Kombis. Und genau das merkt man Ingenlaths jüngstem Streich an: Ein bisschen sieht das neue Kompakt-SUV XC60 nämlich aus wie ein hochgebockter Kombi.
Besonders deutlich wird das am Heck, das unübersehbar dem V90 nacheifert. Das freilich ist kein Nachteil, gelten Ingenlaths Entwürfe schließlich nicht nur bei VolvoFans als ausgesprochen gelungen.
Ebenfalls nicht schlimm ist es, dass sich das neue SUV auch das Cockpit von seinen größeren Brüdern abgeschaut hat, inklusive der volldigitalen Instrumente, des würfelförmigen Startschalters und des vertikalen Touchscreens in der Mittelkonsole. Die zentrale Steuereinheit für Infotainment, Navigation, Klimaanlage und sämtliche Einstellungen fällt im XC60 mit neun Zoll genauso groß aus wie in den 90erModellen, und auch Fettfinger hinterlassen hier deutlich ihre Spuren auf dem Bildschirm. Wie gut, dass Volvo auch beim XC60 ein Mikrofasertuch zur fortwährenden Reinigung im Handschuhfach deponiert.
Trotz des optischen Wandels gibt es einen Punkt, wo der Neue deut- SUV-iger daherkommt als sein Vorgänger: Das Fahrwerk (auf Wunsch mit Luftfederung) arbeitet nun um Welten komfortabler. Wer will, kann die zweite XC60-Generation über den Fahrmodusschalter zwar in den Sportbetrieb versetzen, statt angenehm knackig wird der Unterbau dann aber eher nervös. Damit der Fahrer immer entspannt bleibt, gibt’s auch im XC60 das bekannte Arsenal an Assistenzsystelich men, bis hin zum Pilot Assist, der den Volvo in der Spur hält – die Hand vom Lenkrad nehmen darf der Fahrer aber immer noch nicht.
Wie alle neuen Volvos rollt auch der XC60 am 22. Juli ausschließlich mit aufgeladenen, zwei Liter großen Vierzylindern zum Händler. Die beiden Benziner T5 (ab 51 000 Euro) und T6 leisten 254 beziehungsweise 320 PS; letzterer kann für mehr als 14000 Euro extra mit einem zusätzlichen 65-kW-E-Motor zum Plugin-Hybrid (T8, ab 69270 Euro) geadelt werden, der bis zu 45 Kilometer nur mit Strom zurücklegen soll. Bei den Dieseln stehen die Leistungsstufen 190 (D4, ab 48050 Euro) und 235 PS (D5) zur Wahl.
Alle Antriebe kommen vorerst immer mit Allradantrieb und serienmäßig mit Achtgang-Automatik, eine Frontantriebsversion ist aber in Planung. Dass D5 und T6, die für die erste Ausfahrt bereitstanden, mehr als genug Leistung zur Verfügung stellen, überrascht nicht; vor allem der hochgezüchtete Benziner wirkt aber (wie in den 90er-Modellen) bei verstärkter Leistungsabfrage etwas angestrengt und seine 400 Newtonmeter Drehmoment liegen trotz doppelter Aufladung mit Turbo und Kompressor erst bei verhältnismäßig hohen 2200 Umdrehungen an. In Anbetracht der zwei Tonnen Leergewicht fühlt sich das beim Kavalierstart manchmal wie eine leichte Anfahrschwäche an. Der Selbstzünder, dem zwei Turbos Druck machen, stellt seine Maximalkraft dagegen deutlich früher zur Verfügung und punktet mit geschmeidiger Leistungsabgabe.