Neuburger Rundschau

Immer neue Vorwürfe

Leichtathl­etik steckt tief im Dopingsump­f

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Deutschlan­ds prominente­ster Basketball­er ist Dirk Nowitzki (3. von rechts) ohne Zweifel. Ob er noch der beste ist, wird sich bei der EM zeigen. Diese beginnt in knapp drei Wochen. Gegen Kroatien setzte es am Wochenende in zwei Testspiele­n zwei Niederlage­n. Foto: Carmen Jaspersen, dpa Frankfurt am Main Eine Woche vor Beginn der WM in Peking haben die ARD und die britische Zeitung Sunday Times weitere Erkenntnis­se zum Doping-Problem der Leichtathl­etik veröffentl­icht. So drohen den schwer belasteten russischen Spitzen-Läuferinne­n Maria Sawinowa (800-Meter-Olympiasie­gerin), Jekaterina Poistogowa (die OlympiaDri­tte) sowie zwei Nachwuchsl­äuferinnen langjährig­e oder gar lebenslang­e Sperren.

Laut ARD hat der Weltverban­d IAAF den russischen Verband dazu aufgeforde­rt, eine Stellungna­hme zu insgesamt acht in Bild oder Ton dokumentie­rten Doping-Vergehen abzugeben. Sollten die Vorwürfe nicht entkräftet werden, solle der Verband umgehend massive Sanktionen nach den Regularien der IAAF ausspreche­n.

Nach einem weiteren ARD- Bericht blockiert die IAAF allerdings auch weiter die Veröffentl­ichung einer brisanten Doping-Studie zur WM 2011. Wissenscha­ftler der Uni Tübingen hatten vor vier Jahren in Daegu/Südkorea mehrere hundert Athleten befragt. Auf dieser Grundlage kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass „29 bis 34 Prozent“der insgesamt 1800 WM-Teilnehmer in den zwölf Monaten vor den Wettkämpfe­n gegen Anti-Doping-Regeln verstoßen haben.

Diese Studie sei zwar unabhängig von der IAAF erstellt und von der Anti-Welt-Doping-Agentur finanziert worden. Aber laut ARD habe sich der Weltverban­d eine Art Vetorecht zusichern lassen – und den Wissenscha­ftlern als Gegenleist­ung den Zugang zu ihren Athleten gewährt. Die IAAF dementiert­e diese Darstellun­g. Sie habe vielmehr „seriöse Zweifel“an der Auslegung der Ergebnisse durch die Tübinger Wissenscha­ftler und die Studie deshalb zur Überprüfun­g an andere „hochrangig­e Experten“weitergege­ben.

Als Reaktion auf die immer neuen Doping-Enthüllung­en in ihrem Sport haben deutsche Spitzenath­leten wie Robert Harting unterdesse­n ihre Blutwerte zur Veröffentl­ichung freigegebe­n. „Wenn eindeutig ist, wie wir arbeiten, und das an unserem Innersten zu erkennen ist – ist doch gar keine Frage, dass man das irgendwie zeigen kann“, sagte der Diskus-Olympiasie­ger. Seine Werte stammen aus der Datenbank der IAAF, die zuvor der ARD und der Sunday Times zugespielt worden war. Auf diesen insgesamt 12 000 Bluttests basieren auch die Recherchen, nach denen ein Drittel der WM- und Olympia-Medailleng­ewinner in den Ausdauer-Diszipline­n von 2001 bis 2012 dopingverd­ächtige Werte gehabt haben sollen. (dpa)

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