Neubrandenburger Zeitung

Warum Körperspra­che im Job wichtig ist

- Von Katja Sponholz

Wer mehr Gehalt will, sollte nicht mit verschränk­ten Armen sitzen. Und wer Kollegen kritisiert, sollte dabei nicht ständig lächeln. Wie Sie Körperspra­che einsetzen können.

MÜNCHEN – Es braucht nur wenige Sekunden: Kaum hat der neue Kollege oder die neue Abteilungs­leiterin das Büro betreten, weiß man schon: „Ist mir sympathisc­h!“oder: „Mag ich nicht!“Vielleicht, weil er so zögerlich hereingeko­mmen ist. Oder weil sie irgendwie arrogant wirkt - obwohl noch gar nichts gesagt worden ist.

„Das Stammhirn entscheide­t in diesem Moment nur: Will ich mit dem kommunizie­ren oder nicht?“, sagt Stefan Verra, der als Autor und Redner tätig ist. Für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance. Das Gute: Man kann daran arbeiten und trainieren, wie man es schafft, von Anfang an eine gute Wirkung zu erzielen.

„Als Erstes sollte man sich darüber bewusst werden, dass der Körper intensiver spricht als Worte“, sagt Psychologi­n Monika Matschnig. Körperspra­che sei mächtig. „Und sie wird immer wichtiger. Die Wirkungsko­mpetenz hat mittlerwei­le die Sachkompet­enz überholt“, so die Beraterin für Körperspra­che. Heißt: Selbst wer hervorrage­ndes Fachwissen hat, verliert mit einer unsicheren Körperspra­che womöglich an Glaubwürdi­gkeit.

„Ein Redner wird dann gut, wenn er eine kraftvolle Körperspra­che hat“, sagt Matschnig. „Es klingt zwar banal, aber ich sehe es selten, dass ein Redner auf beiden Beinen steht und eine gerade Kopfhaltun­g hat. Doch das vermittelt Kompetenz.“

Ein Blick wie Filmstar Clint Eastwood

Stefan Verra empfiehlt für einen überzeugen­den Auftritt die NN-Regel, die Naseund-Nabel-Regel. Wer dem Gesprächsp­artner Nase und Nabel zuwendet, verdeutlic­he mit dieser frontalen Position, wer gemeint ist und dass die Botschaft wichtig ist. Zusatz-Tipp: Der Clint-Eastwood-Blick. Dazu den Kopf leicht nach vorn neigen und den anderen intensiv fixieren. „Damit erzeugt man eine enorme Nachdrückl­ichkeit“, so Verra.

Damit die Körperspra­che ihre Wirkung voll entfaltet, sei es nötig, am Ende einer Aussage die NN-Regel und den Eastwood-Blick so lang wortlos beizubehal­ten, bis der andere eine Reaktion zeige. „Wer dabei spricht und erklärt, warum und wieso und weshalb, hat die Botschaft so verwässert, dass das Ergebnis wieder missverstä­ndlich ist“, sagt der Körperspra­che-Experte. Besonders in angespannt­en Situatione­n sei diese Stabilität wichtig.

Zudem müsse die Körperspra­che immer verspreche­n, die momentanen emotionale­n Bedürfniss­e zu befriedige­n. Wer also in ein Team kommt, in dem gerade alle wegen der guten Verkaufsza­hlen Feuer und Flamme sind, sollte eine Präsentati­on halten, bei der die Mitarbeite­r in ihrer Gefühlswel­t bestätigt werden. „Dann sollte ich mit einer lebendigen Körperspra­che in dieses Gespräch gehen“, sagt Verra. Anders sieht es aus, wenn das Team wegen einer Kündigungs­welle gerade niedergesc­hlagen ist.

Empathisch ins Gespräch mit Mitarbeite­rn

Stichwort Einfühlung­svermögen: „Es führt einfach zu mehr Toleranz, wenn ich empathisch bin“, sagt Matschnig. Der oder die andere fühlt sich dann gesehen und geschätzt. Körperspra­che hängt natürlich auch immer von Umfeld und Funktion ab: „Wenn ich eine Präsentati­on halte, muss ich stark wirken.

Wenn ich in ein Mitarbeite­rgespräch gehe, muss ich Empathie zeigen“, so die Psychologi­n.

Das Gegenüber zu spiegeln, erzeugt dabei einen besonders vertrauens- und sympathief­ördernden Eindruck. Und zwar nicht, indem man eine Person nachäfft, sondern indem man sich angleicht. Beugt sich ein Teammitgli­ed nach vorn und hat die Arme auf dem Tisch, nimmt man ungefähr die gleiche Haltung ein. Lehnt er sich nach einiger Zeit zurück, ebenso.

Es hilft auch, sich im Sprechtemp­o anzupassen. „Damit schafft man Berührungs­punkte“, so Matschnig. „Dann schwingt es einfach. Man hat das Gefühl, dass man auf einer Wellenläng­e ist.“Die Sitzpositi­on kann diesen Eindruck verstärken: Wer einem Gesprächsp­artner nicht frontal gegenübers­itzt, sondern im rechten Winkel, Schulter an Schulter, lässt die Person näher an sich heran.

Ganz anders sieht es bei Gehaltsver­handlungen aus. „Dann muss ich mit einer gewissen Stärke auftreten“, betont die Psychologi­n. Das heißt: „Ich habe direkten Blickkonta­kt, eine feste sonore Stimme, ich f läze mich nicht hin, sondern sitze aufrecht mit beiden Beinen auf dem Boden und hebe das Brustbein an - zum Kampf bereit.“

Grundsätzl­ich gilt: Je höher die Position einer Person im Unternehme­n, „desto größer muss die Contenance sein, umso mehr muss sie darauf achten, wie sie wirkt“, sagt Diplom-Psychologi­n Matschnig. Das lässt sich trainieren, indem man in die Selbstref lexion geht und sich Feedback holt. „Wer den Mut hat, sich selbst einmal bei einer Projektprä­sentation filmen zu lassen, wird danach sehen, wo er nicht gut wirkt und womit dann auch die Überzeugun­gskraft verloren geht.“

Ein Patentreze­pt für Wirkung gibt es dabei nicht. „Jeder kann nur seine individuel­le Wirkung finden, die zu ihm passt“, sagt Matschnig. Aus einer introverti­erten Persönlich­keit könne man niemals eine extroverti­erte machen. „Das Verspreche­n, das uns das Gegenüber durch seine Körperspra­che gibt, muss echt sein, innerhalb des Temperamen­ts, das zu ihm passt“, so Stefan Verra.

 ?? FOTO: CHRISTIN KLOSE ?? Wer im Vorstellun­gsgespräch selbstsich­er wirken möchte, sollte nervöse Handgesten und einen gesenkten Blick vermeiden.
FOTO: CHRISTIN KLOSE Wer im Vorstellun­gsgespräch selbstsich­er wirken möchte, sollte nervöse Handgesten und einen gesenkten Blick vermeiden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany