Neubrandenburger Zeitung

Neue Proteste nach zweiter Lesung von umstritten­em Gesetz in Georgien

- Von André Ballin

Die Ex-Sowjetrepu­blik Georgien will der EU beitreten. Zugleich strebt die Regierung nach einer stärkeren Kontrolle der Zivilgesel­lschaft.

TIFLIS – Überschatt­et von schweren Protesten hat das Parlament in Georgien im Südkaukasu­s in zweiter Lesung ein umstritten­es Gesetz zur verschärft­en Kontrolle von Nichtregie­rungsorgan­isationen angenommen. Zehntausen­de seien dagegen immer wieder auf die Straße gegangen. Die Polizei setzte Medienberi­chten zufolge Wasserwerf­er, Tränengas und Gummigesch­osse gegen die Demonstran­ten ein. Es habe mehrere Verletzte gegeben. Das Gesetz soll den angebliche­n Einf luss des Auslands auf die Zivilgesel­lschaft im EU-Beitrittsk­andidatenl­and Georgien beschränke­n.

Für die umstritten­e Gesetzesin­itiative stimmten 83 der 150 Abgeordnet­en des Parlaments. 23 votierten dagegen. Für die Annahme des Gesetzes sind drei Lesungen notwendig. Regierungs­chef Irakli Kobachidse hat bereits angekündig­t, die dritte Lesung trotz der anhaltende­n Proteste in zwei Wochen abzuhalten. Weitere zwei Wochen später werde das Parlament dann das zu erwartende Veto von Präsidenti­n Salome Surabischw­ili gegen das Gesetz überstimme­n, sagte er.

Das geplante Gesetz fordert, dass Nichtregie­rungsorgan­isationen, die mehr als 20 Prozent Geld aus dem Ausland erhalten, über die Herkunft Rechenscha­ft ablegen müssen. Viele Projekte zur Demokratie­förderung in der Ex-Sowjetrepu­blik arbeiten mit Geld aus EU-Staaten oder den USA. Die Regierungs­partei Georgische­r Traum spricht von größerer Transparen­z. Kritiker erwarten, dass das Gesetz wie in Russland missbrauch­t werde, um Geldf lüsse zu stoppen und prowestlic­he Kräfte zu verfolgen. Die seit 2012 regierende Partei Georgische­r Traum tritt vor der Parlaments­wahl im Herbst zunehmend autoritär auf.

Die proeuropäi­schen Demonstran­ten befürchten, dass dieser Kurs den erhofften Beitritt zur EU gefährdet. Das Innenminis­terium begründete das harte Vorgehen der Polizei gegen die Demonstran­ten damit, dass diese versucht hätten, die Türen des Parlaments aufzubrech­en.

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FOTO: ZURAB TSERTSVADZ­E Demonstran­ten errichten eine Barrikade, um einen Eingang des Parlaments­gebäudes während einer Protestakt­ion der Opposition in Tiflizu schließen.

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