Neu-Ulmer Zeitung

Fast voller Fokus auf Madrid

Vor dem Champions-League-Rückspiel gegen Real melden sich fast alle Bayern-Spieler fit. Währenddes­sen dreht sich im Umfeld vieles um den neuen Trainer – und neue Spieler.

- Von Florian Eisele

München Die Vorzeichen könnten nicht unterschie­dlicher sein: Vor dem Halbfinal-Rückspiel in der Champions League zwischen Real Madrid und dem FC Bayern (Mittwoch, 21 Uhr, DAZN) trennen beide Vereine Welten. Der spanische Topklub machte am Wochenende seinen 36. Meistertit­el klar und peilt nun den nächsten Erfolg an, wie Trainer Carlo Ancelotti sagte: „Bei den Fans herrscht viel Euphorie, weil wir bisher eine großartige Saison gespielt haben.“Von einer großartige­n Saison spricht beim FC Bayern zumindest derzeit niemand, erst recht nicht nach der 1:3-Niederlage gegen den VfB Stuttgart. Tatsächlic­h könnte aus einer gebrauchte­n Spielzeit aber noch eine sehr gute werden – eben dann, wenn in der Königsklas­se der große Coup gelingen sollte.

Insofern waren es gute Nachrichte­n, die am Dienstag vom Trainingsp­latz der Münchner in die Welt drangen: War das Treiben auf dem Platz an der Säbener Straße zuletzt reicht überschaub­ar, waren beim Abschlusst­raining vor dem Abflug in die spanische Hauptstadt alle angeschlag­enen oder zuletzt fehlenden Profis dabei. Vor allem das Mitwirken von Matthijs de

Ligt macht Hoffnung. Der Niederländ­er hatte zuletzt wegen Knieproble­men pausieren müssen. Innerhalb der Viertelstu­nde, die für Medien einsehbar war, war auch ein dribbelnde­r Jamal Musiala zu sehen, der diese Dribblings idealerwei­se auch gegen die Abwehrreih­e von Real zeigen soll. Ebenfalls mit dabei waren Eric Dier, Leroy Sané und der im Hinspiel überragend­e Konrad Laimer. Fehlen werden hingegen der gegen Stuttgart verletzt ausgewechs­elte Raphael Guerreiro und Kingsley Coman, der noch am Ausheilen seiner Muskelverl­etzung laboriert.

Von Trainer Thomas Tuchel wird gegen Real dann das Lösen von Rechenaufg­aben gefragt sein. Das Spiel gegen Stuttgart habe er „schon vergessen“, sagte er, als er noch auf dem Rasen stand: „Die nächsten vier Tage zählen.“In dieser Zeit müsse klar sein, welcher Spieler wie lange durchhält. Denn Aufstellun­gen seien mittlerwei­le „mehr Mathematik als alles andere“, befand er angesichts der möglichen Einsatzzei­ten seines angeschlag­enen Personals. Zusätzlich­e Erschwerni­s: Wie lange die Partie gegen Madrid geht, kann man im Vorfeld nicht sagen: 90, 120 oder noch mehr Minuten? So oder so müssen seine Spieler auf die Zähne beißen – etwa Leroy Sané, der wegen hartnäckig­er Schambeinp­robleme seit Wochen nur unter Schmerzen spielen kann und teilweise aus dem Mannschaft­straining genommen wurde. Für das Spiel gegen Real müsse alles hintenan gestellt werden, so Tuchel. „Wir tun alles dafür, um die Saison am 1. Juni in Wembley mit einem Titel zu beenden.“

Voller Fokus auf Real – dass das für den gesamten Verein gilt, darf bezweifelt werden. Denn innerhalb der sportliche­n Leitung gibt es bekanntlic­h noch einige andere Themen. Das prominente­ste Themenfeld ist das des neuen Trainers. Nach der Absage von Ralf Rangnick hatte Sportvorst­and Max Eberl ebenso nebulös wie verheißung­svoll davon gesprochen, dass sich nun manche Türen öffnen könnten, die vorher verschloss­en schienen. Recht schnell machte ein Gerücht von der Rückkehr Pep Guardiolas nach München die Runde. In der Landeshaup­tstadt hat der Spanier immer noch eine Wohnung. Aus diesem großen Wurf wird aber nichts, wie seine Beratungsa­gentur mitteilte: „Eine Rückkehr zum FC Bayern ist keine Option.“Stattdesse­n wolle er seinen bis 2025 laufenden Vertrag in Manchester erfüllen.

Stattdesse­n soll ein anderer, derzeit in Manchester tätiger Trainer

nun das Interesse der Bayern geweckt haben: Erik ten Hag, aktuell beim kriselnden Stadtrival­en United unter Vertrag und schon von 2013 bis 2015 für die zweite FCB-Mannschaft zuständig, soll laut dem Kicker in den Fokus gerückt sein. Als erste Wahl könnte man den Niederländ­er zwar angesichts der öffentlich­en Suche ohnehin nicht mehr verkaufen. Seine Verpflicht­ung wäre aber erkennbar eine Notlösung: Bei den Red Devils steht der Ex-Coach von Ajax nach einer Krisensais­on vor dem Aus, verlor am Montagaben­d mit 0:4 gegen den Tabellen-14. Crystal Palace und droht die Qualifikat­ion für Europa zu verpassen.

Statt eines Übungsleit­ers soll der FC Bayern aber einen neuen Spieler an der Angel haben. Laut des spanischen Blattes Mundo Deportivo soll Theo Hernández vom AC Mailand den Münchnern „eine klare Wechselzus­age“erteilt haben. Der 26-Jährige ist der jüngere Bruder des ehemaligen BayernVert­eidigers Lucas Hernández. Beim FCB könnte der Franzose Alphonso Davies auf der linken Seite beerben. Ein Schnäppche­n wäre Hernández nicht, eine Ablöse von über 60 Millionen Euro steht im Raum. Geld, das man mit dem Erreichen des Königsklas­sen-Finals leichter ausgeben könnte.

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Foto: Tom Weller, dpa Bayern-Trainer Thomas Tuchel setzt gegen Real Madrid auf Joshua Kimmich (M) und Leroy Sané.

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