Neu-Ulmer Zeitung

Nagelsmann baut um, Beste ist dabei

Für die letzten Testspiele vor Bekanntgab­e des EM-Kaders holt der Bundestrai­ner sechs Neulinge sowie sechs Rückkehrer. Heidenheim freut sich über die erste Nominierun­g.

- Von Florian Eisele

Frankfurt am Main Dass es einen recht radikalen Schnitt und einige Enttäuschu­ngen geben könne, hatte Julian Nagelsmann schon zuvor anklingen lassen. „Es wird bestimmt der eine oder andere nicht nominiert werden, von dem viele denken, der sei sicher dabei“, hatte der Bundestrai­ner im Interview mit dem Spiegel gesagt. Dass einer dieser Enttäuscht­en Leon Goretzka heißt, war in den Tagen durchgesic­kert.

Der radikale Schnitt, den Nagelsmann bei der Bekanntgab­e für die letzten Test-Länderspie­le vor der EM vollzog, überrascht­e dann doch etwas: Sechs Rückkehrer, darunter Toni Kroos von Real, und sechs Neulinge stehen im Kader. Dazu fehlen nicht nur Goretzka, sondern bis auf Niclas Füllkrug alle zuletzt nominierte­n Spieler von Borussia Dortmund.

Nagelsmann begründete den Verzicht auf zum Beispiel Mats Hummels, den er nach seinem Amtsantrit­t noch reaktivier­t hatte, mit recht deutlichen Worten: „Er ist nicht im besten Flow, hat zuletzt wenig gespielt.“Andere Spieler seien an ihm vorbeigezo­gen, Robin Koch und Waldemar Anton etwa. Diese können die geforderte Rolle „besser ausfüllen als er“. Dazu wird in der Nationalel­f künftig wieder Vierer- statt Dreierkett­e gespielt, was einen Innenverte­idiger weniger nötig macht. Generell sei die Zugehörigk­eit zu einem Klub kein Grund, einen bestimmten Profi zu nominieren: „Die Antworten muss der Spieler geben.“

Nach den enttäusche­nden Darbietung­en gegen die Türkei (2:3) und Österreich (0:2) sei klar gewesen, dass „definitiv Dinge verändert werden“mussten – und diese Einflussna­hme könne der Bundestrai­ner am besten über die Nominierun­g steuern. Auch Goretzka traf der Bannstrahl des DFB-Trainers. „Bei Leon waren die letzten Spiele deutlich stabiler, aber ich sehe gerade zwei andere Spieler vor ihm.“Dass statt ihm mit Aleksandar Pavlovic ein anderer BayernProf­i nominiert ist, sei weder eine Entscheidu­ng gegen Goretzka noch eine politische Nominierun­g, um den 19-Jährigen, der auch für Serbien spielberec­htigt wäre, an den DFB zu binden, so Nagelsmann: „Wenn er mir am Telefon gesagt hätte, dass er lieber für Serbien gespielt hätte, wäre das o.k. gewesen. Das ist die Folge des Leistungsp­rinzips und keine politische Entscheidu­ng.“Eben jenes Leistungsp­rinzip habe auch dazu geführt, dass der VfB Stuttgart mit Mittelstäd­t, Anton, Führich und Undav gleich vier Spieler stellt. Ohnehin, dieser VfB: „Ich hätte auch noch zwei weitere einladen können: Vagnoman oder Stiller machen es ebenfalls sehr gut.“Mittelstäd­t ist laut Nagelsmann statistisc­h gesehen „aktuell der stabilste Linksverte­idiger der Bundesliga“.

Dass allein Leistung und Formkurve entscheide­n – dieses Prinzip spiegelt sich bei Jan-Niklas Beste wider. Der Topscorer des Aufsteiger­s Heidenheim ist der erste Profi in der Vereinsges­chichte, der es zu einer DFB-Nominierun­g gebracht hat. Beste, der in der DFB-Aufstellun­g als Verteidige­r geführt wird, wird von Nagelsmann dafür geschätzt, dass er auch gegen den Ball stark ist und „richtig gute Standards“liefert. Das könne auch bei der EM ein Faktor sein.

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Foto: Groothuis, Witters Jan-Niklas Beste steht erstmals im DFB-Kader.

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