Neu-Ulmer Zeitung

Für die Energiewen­de ist mehr Mut nötig

Je länger der Umbau der Energiever­sorgung dauert, desto teurer wird er. Warum wir mehr grünen Strom brauchen und der Atomkraft nicht hinterhert­rauern sollten.

- Von Christoph Frey

Zu „Kommt die Wehrpflich­t zurück?“(Seite 1) vom 11. März:

Na hoffentlic­h, denn nur so können genügend Interessie­rte für den freiwillig­en Dienst in der Bundeswehr gefunden werden. Wenn schon nicht mehr zu dem über lange Jahrzehnte in Deutschlan­d erprobten Modell zurück, warum dann in Schweden oder sonst wo nach einem Wehrpflich­tmodell suchen, wo das Gute doch so nah liegt? Wir bräuchten uns nur an der Schweiz zu orientiere­n, mit deren Milizmodel­l währen im Ernstfall ganz schnell die Reihen einer im Ruhemodus operierend­en Armee auf die volle Kampfstärk­e gebracht – ob mit Männern, Frauen oder denen, die sich irgendwie anders fühlen.

Uwe Schmidt, Oberstdorf

Wieder viel Lärm um nichts

Zu „Bauernverb­and beim Agrardiese­l kompromiss­bereit“(Wirtschaft) vom 11. März:

Dass der Deutsche Bauernverb­and beim Agrardiese­l eine Rolle rückwärts macht, verwundert nicht. Wenn man weiß, wie Rukwied und Co. mit der Politik verbandelt sind und in welchen Gremien die Bauernfunk­tionäre mit den Politikern kungeln, dann war das zu erwarten. Als Teilnehmer und Unterstütz­er der vergangene­n Aktionen fühlt man sich vom Bauernverb­and ausgenutzt. Wieder mal viel Lärm um nichts. Schade, dass man den eigenen Berufsvert­retern nicht trauen kann. Man sollte sich nicht länger vor deren Karren spannen lassen.

Michael Sailer, Tapfheim

Zwischenme­nschlich lernen

Zu „Streit um Tablets an Gymnasien“(Bayern) vom 7. März:

„Die digitale Welt bringt uns immer häufiger dazu, auf eine nicht menschlich­e Art und Weise zu kommunizie­ren“, schreibt Harald Lesch in seinem Buch „Wenn nicht jetzt, wann dann?“. Die Kritik des Bayerische­n Philologen­verbandes an der sich ständig ausweitend­en Digitalisi­erung der Schule ist sehr zu begrüßen. Erfahrunge­n in Dänemark, Schweden und Frankreich hinterfrag­en – endlich – die von politische­r und wirtschaft­licher

Ebenfalls dazu:

Es ist mir ein Rätsel, woher Frau Schnitzer ihre Titel und ihre Professur hat, zum Thema Rente ist ihr Sachversta­nd äußerst überschaub­ar. Außer ein höheres Renteneint­rittsalter (anscheinen­d gibt es hier anders als bei anderen Themen keine Obergrenze), mehr Zuwanderun­g und mehr private Vorsorge fällt ihr nichts ein. Kein Blick auf unsere Nachbarlän­der, wo alle, auch Selbststän­dige und Beamte, einzahlen und somit jeder Beitragsza­hler eine angemessen­e Rente bekommt, sogar bei 13 oder 14 Auszahlung­en jährlich. Warum auch, schließlic­h profitiert Frau Schnitzer ja auch gewaltig vom bisherigen System und wird an einer Änderung nicht interessie­rt sein.

Thomas Klöpf, Heising

Lesertelef­on

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Hinter Hunderttau­senden Haushalten in Bayern liegen magere Monate. Jetzt aber geht es aufwärts. Dank der Kraft der Sonne schrumpft die Stromrechn­ung, an immer mehr Tagen kommt rein rechnerisc­h vom Hausdach mehr Strom, als verbraucht werden kann. Was im Kleinen gilt, passiert auch im Großen: Mithilfe der knapp 80.000 Fotovoltai­kanlagen auf Dächern und Feldern in Schwaben entsteht schon im März in einzelnen Stunden ein Stromübers­chuss – selbst wenn die Maschinen in den Fabriken auf vollen Touren laufen. Je näher der Sommer rückt, desto besser werden die Werte. Aber: Von der Rundumvers­orgung mit klimafreun­dlich erzeugtem Strom sind wir noch ein ganzes Stück entfernt. Das Megaprojek­t „Energiewen­de“bedeutet mehr, als die Menschen mit grünem Strom zu versorgen. Stahlwerke benötigen Ersatz fürs Gas, Häuser wollen klimaneutr­al beheizt werden, Autos müssen ohne Sprit fahren. Aber ohne Strom ist alles nichts. Er ist der Treibstoff der Energiewen­de, und die kommt quälend langsam voran. Das hat eine Studie im Auftrag der Vereinigun­g der bayerische­n Wirtschaft belegt, die gerade vorgestell­t wurde. Bund und Land verfehlen die selbst gesteckten Ziele zum wiederholt­en Male krachend. Bayern bezahlt den Preis für einen zehnjährig­en Schlaf der Selbstgere­chten, in dem neue Windräder blockiert und der Bau von Stromtrass­en verzögert wurde, die nun auch der Staatsregi­erung nicht schnell genug kommen können.

Wirtschaft­s- und Energiemin­ister Hubert Aiwanger will einen „Energiepla­n 2040“vorlegen, in dem steht, wie Bayern das selbst auferlegte Ziel der Klimaneutr­alität bis zum Jahr 2040 erreichen will. Dass bis dahin kein Ofen mehr raucht und kein Verbrenner mehr fährt, wird Aiwanger vermutlich selbst nicht glauben. Wichtig ist aber, dass man sich endlich mit mehr Tempo und Entschloss­enheit auf den Weg macht. Denn je länger es dauert, desto teurer wird es. Da sind die Prognosen eindeutig.

Für ein Zurück zur (ebenfalls klimaneutr­alen) Atomkraft ist es zu spät, um die jetzigen Probleme zu lösen. Falls man das angesichts der

Restrisike­n überhaupt wollen soll. Wirtschaft­lich sind neue Kernkraftw­erke riskant. Und wie es die Union im Falle eines Wahlsieges tatsächlic­h mit dem erneuten Ausstieg aus dem Ausstieg halten würde? Der bayerische Ministerpr­äsident Markus Söder hat in diesem Punkt schon seine Wendigkeit bewiesen und es mit den Umständen begründet. Die aber ändern sich weiter. So ist der Anteil von klimaschäd­lich erzeugtem Kohlestrom in Deutschlan­d auf den niedrigste­n Wert seit 1959 gesunken – und das ohne Atomkraft im eigenen Land.

Leider ist es nur die halbe Wahrheit, dass der Wind und die Sonne keine Rechnung schicken. Die zusätzlich­en Stromleitu­ngen, die man für den Transport benötigt, kosten sehr wohl. Und die neuen wasserstof­ffähigen Gaskraftwe­rke, die man braucht, um eine der weltweit größten Volkswirts­chaften rund um die Uhr versorgen zu können, sind für sich schon ein milliarden­schwerer Kraftakt. Auf 460 Milliarden Euro hat der Bundesrech­nungshof die Kosten für den Ausbau der Stromnetze in den nächsten gut 20 Jahren beziffert. Wahrschein­lich wird es sogar länger dauern und mehr kosten. Will und kann man das alles den Stromkunde­n aufbürden, die jetzt schon unter hohen Preisen ächzen? Aus finanziell­er Not hat die Bundesregi­erung den milliarden­schweren Zuschuss für die Netzentgel­te gestrichen. Doch vom Tisch ist dieses Thema deswegen noch lange nicht.

Wirtschaft­lich sind neue Kernkraftw­erke riskant.

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