Für die Energiewende ist mehr Mut nötig
Je länger der Umbau der Energieversorgung dauert, desto teurer wird er. Warum wir mehr grünen Strom brauchen und der Atomkraft nicht hinterhertrauern sollten.
Zu „Kommt die Wehrpflicht zurück?“(Seite 1) vom 11. März:
Na hoffentlich, denn nur so können genügend Interessierte für den freiwilligen Dienst in der Bundeswehr gefunden werden. Wenn schon nicht mehr zu dem über lange Jahrzehnte in Deutschland erprobten Modell zurück, warum dann in Schweden oder sonst wo nach einem Wehrpflichtmodell suchen, wo das Gute doch so nah liegt? Wir bräuchten uns nur an der Schweiz zu orientieren, mit deren Milizmodell währen im Ernstfall ganz schnell die Reihen einer im Ruhemodus operierenden Armee auf die volle Kampfstärke gebracht – ob mit Männern, Frauen oder denen, die sich irgendwie anders fühlen.
Uwe Schmidt, Oberstdorf
Wieder viel Lärm um nichts
Zu „Bauernverband beim Agrardiesel kompromissbereit“(Wirtschaft) vom 11. März:
Dass der Deutsche Bauernverband beim Agrardiesel eine Rolle rückwärts macht, verwundert nicht. Wenn man weiß, wie Rukwied und Co. mit der Politik verbandelt sind und in welchen Gremien die Bauernfunktionäre mit den Politikern kungeln, dann war das zu erwarten. Als Teilnehmer und Unterstützer der vergangenen Aktionen fühlt man sich vom Bauernverband ausgenutzt. Wieder mal viel Lärm um nichts. Schade, dass man den eigenen Berufsvertretern nicht trauen kann. Man sollte sich nicht länger vor deren Karren spannen lassen.
Michael Sailer, Tapfheim
Zwischenmenschlich lernen
Zu „Streit um Tablets an Gymnasien“(Bayern) vom 7. März:
„Die digitale Welt bringt uns immer häufiger dazu, auf eine nicht menschliche Art und Weise zu kommunizieren“, schreibt Harald Lesch in seinem Buch „Wenn nicht jetzt, wann dann?“. Die Kritik des Bayerischen Philologenverbandes an der sich ständig ausweitenden Digitalisierung der Schule ist sehr zu begrüßen. Erfahrungen in Dänemark, Schweden und Frankreich hinterfragen – endlich – die von politischer und wirtschaftlicher
Ebenfalls dazu:
Es ist mir ein Rätsel, woher Frau Schnitzer ihre Titel und ihre Professur hat, zum Thema Rente ist ihr Sachverstand äußerst überschaubar. Außer ein höheres Renteneintrittsalter (anscheinend gibt es hier anders als bei anderen Themen keine Obergrenze), mehr Zuwanderung und mehr private Vorsorge fällt ihr nichts ein. Kein Blick auf unsere Nachbarländer, wo alle, auch Selbstständige und Beamte, einzahlen und somit jeder Beitragszahler eine angemessene Rente bekommt, sogar bei 13 oder 14 Auszahlungen jährlich. Warum auch, schließlich profitiert Frau Schnitzer ja auch gewaltig vom bisherigen System und wird an einer Änderung nicht interessiert sein.
Thomas Klöpf, Heising
Lesertelefon
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Hinter Hunderttausenden Haushalten in Bayern liegen magere Monate. Jetzt aber geht es aufwärts. Dank der Kraft der Sonne schrumpft die Stromrechnung, an immer mehr Tagen kommt rein rechnerisch vom Hausdach mehr Strom, als verbraucht werden kann. Was im Kleinen gilt, passiert auch im Großen: Mithilfe der knapp 80.000 Fotovoltaikanlagen auf Dächern und Feldern in Schwaben entsteht schon im März in einzelnen Stunden ein Stromüberschuss – selbst wenn die Maschinen in den Fabriken auf vollen Touren laufen. Je näher der Sommer rückt, desto besser werden die Werte. Aber: Von der Rundumversorgung mit klimafreundlich erzeugtem Strom sind wir noch ein ganzes Stück entfernt. Das Megaprojekt „Energiewende“bedeutet mehr, als die Menschen mit grünem Strom zu versorgen. Stahlwerke benötigen Ersatz fürs Gas, Häuser wollen klimaneutral beheizt werden, Autos müssen ohne Sprit fahren. Aber ohne Strom ist alles nichts. Er ist der Treibstoff der Energiewende, und die kommt quälend langsam voran. Das hat eine Studie im Auftrag der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft belegt, die gerade vorgestellt wurde. Bund und Land verfehlen die selbst gesteckten Ziele zum wiederholten Male krachend. Bayern bezahlt den Preis für einen zehnjährigen Schlaf der Selbstgerechten, in dem neue Windräder blockiert und der Bau von Stromtrassen verzögert wurde, die nun auch der Staatsregierung nicht schnell genug kommen können.
Wirtschafts- und Energieminister Hubert Aiwanger will einen „Energieplan 2040“vorlegen, in dem steht, wie Bayern das selbst auferlegte Ziel der Klimaneutralität bis zum Jahr 2040 erreichen will. Dass bis dahin kein Ofen mehr raucht und kein Verbrenner mehr fährt, wird Aiwanger vermutlich selbst nicht glauben. Wichtig ist aber, dass man sich endlich mit mehr Tempo und Entschlossenheit auf den Weg macht. Denn je länger es dauert, desto teurer wird es. Da sind die Prognosen eindeutig.
Für ein Zurück zur (ebenfalls klimaneutralen) Atomkraft ist es zu spät, um die jetzigen Probleme zu lösen. Falls man das angesichts der
Restrisiken überhaupt wollen soll. Wirtschaftlich sind neue Kernkraftwerke riskant. Und wie es die Union im Falle eines Wahlsieges tatsächlich mit dem erneuten Ausstieg aus dem Ausstieg halten würde? Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder hat in diesem Punkt schon seine Wendigkeit bewiesen und es mit den Umständen begründet. Die aber ändern sich weiter. So ist der Anteil von klimaschädlich erzeugtem Kohlestrom in Deutschland auf den niedrigsten Wert seit 1959 gesunken – und das ohne Atomkraft im eigenen Land.
Leider ist es nur die halbe Wahrheit, dass der Wind und die Sonne keine Rechnung schicken. Die zusätzlichen Stromleitungen, die man für den Transport benötigt, kosten sehr wohl. Und die neuen wasserstofffähigen Gaskraftwerke, die man braucht, um eine der weltweit größten Volkswirtschaften rund um die Uhr versorgen zu können, sind für sich schon ein milliardenschwerer Kraftakt. Auf 460 Milliarden Euro hat der Bundesrechnungshof die Kosten für den Ausbau der Stromnetze in den nächsten gut 20 Jahren beziffert. Wahrscheinlich wird es sogar länger dauern und mehr kosten. Will und kann man das alles den Stromkunden aufbürden, die jetzt schon unter hohen Preisen ächzen? Aus finanzieller Not hat die Bundesregierung den milliardenschweren Zuschuss für die Netzentgelte gestrichen. Doch vom Tisch ist dieses Thema deswegen noch lange nicht.
Wirtschaftlich sind neue Kernkraftwerke riskant.