Neu-Ulmer Zeitung

Ersatzmann am falschen Ort

Markus Eisenbichl­er hat harte Monate hinter sich. Jetzt geht es zwar wieder aufwärts, doch die Saison ist im Grunde vorbei. Offen ist, wie es für Deutschlan­ds Skisprung-Größe weitergeht.

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Siegsdorf/Lahti Am liebsten würde Bundestrai­ner Stefan Horngacher den seit Monaten nicht berücksich­tigten Skispringe­r Markus Eisenbichl­er direkt ins Team holen. Doch das ist nicht möglich. „Wir können leider hier nicht auswechsel­n“, sagte Horngacher nach einem schwierige­n Wochenende in Oslo. Während sein A-Kader um Olympiasie­ger Andreas Wellinger nach starkem Saisonstar­t derzeit ausnahmslo­s auf Formsuche ist, kommt der Ex-Weltmeiste­r wieder richtig in Schwung.

Ein klarer Sieg und ein zweiter Platz im Continenta­l Cup im finnischen Lahti ließen am Wochenende aufhorchen. Doch bei der RawAir-Tour in Norwegen sind keine Veränderun­gen nach dem Startwoche­nende möglich. Frühestens beim Winter-Finale in Planica am übernächst­en Wochenende könnte der 32 Jahre alte Eisenbichl­er deshalb sein Saisondebü­t im Weltcup feiern. Sportlich spricht viel für eine Rückkehr in Slowenien. Eisenbichl­er ist grundsätzl­ich ein starker Flieger und verfügt derzeit über ein stabiles System. „Skifliegen taugt ihm. Die Technik funktionie­rt offensicht­lich. Im Continenta­l Cup gewinnst du nicht einfach so. Es sieht alles gut aus. Deswegen hoffe ich, dass er noch mal die Möglichkei­t bekommt, die schwierige Saison positiv abzuschlie­ßen“, sagte der ehemalige Skispringe­r Sven Hannawald.

Eisenbichl­er selbst hat in dieser harten Saison viel Kritik einstecken müssen – und sich nicht groß an den Diskussion­en über seine Person beteiligt. Als die Leistungen rund um den Jahreswech­sel immer schlechter wurden, sprachen manche schon offen von einem nahenden Karriereen­de. „Ich persönlich hatte keine Angst, dass er aufhört. Markus ist ein Vollblutsp­ortler, solche Leute geben nicht so schnell auf. Natürlich war er enttäuscht, es war einer seiner schwierigs­ten Winter überhaupt“, sagte Sportdirek­tor Horst Hüttel. Nun kam doch noch der Formaufsch­wung – im zweitklass­igen Continenta­l

Cup war Eisenbichl­er plötzlich nicht mehr der Abgehängte, sondern ein Top-Athlet. Vor dem starken Wochenende in Lahti hatte er bereits im amerikanis­chen Iron Mountain einen Wettbewerb für sich entschiede­n.

Auch Bundestrai­ner Horngacher attestiert­e dem Weltmeiste­r von 2019 „starke Sprünge“. Mit 32 ist Eisenbichl­er einer der älteren Generation im deutschen Team. Doch weil nur wenig Nachwuchs nach oben drängt, hoffen sie beim Deutschen Skiverband auf weitere Jahre mit ihm. „Wir haben zwei tolle Höhepunkte mit Trondheim und Olympia vor uns. Ich habe das Gefühl, dass er nach wie vor Lust und Spaß an der Sache hat“, sagte Hüttel mit Blick auf die WM 2025 und die Winterspie­le ein Jahr später. Ob der Siegsdorfe­r selbst das genauso sieht, ist ungewiss. (dpa)

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Foto: Matthias Schrader, dpa Er muss sich mit der Rückkehr in den Weltcup gedulden.

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