Neu-Ulmer Zeitung

Am Ende des Jahres schuldenfr­ei

Die Stadt Weißenhorn kann Großprojek­te finanziere­n, ohne dafür Kredite aufnehmen zu müssen. Die Stadträte entscheide­n in einer Klausurtag­ung, was Vorrang hat.

- Von Jens Noll

Weißenhorn Wenn Weißenhorn­er Stadträtin­nen und Stadträte über Geld sprechen, dann ist keine hitzige Diskussion zu erwarten. Die jährlichen Haushaltsb­eratungen gleichen eher einer entspannte­n Plauderrun­de. In finanziell­er Hinsicht geht es der Stadt seit Jahren sehr gut und das Jahr 2024 bringt daher – wenn alles planmäßig läuft – ein überaus erfreulich­es Ergebnis: Ende des Jahres wird Weißenhorn schuldenfr­ei sein. Gleichzeit­ig stehen millionens­chwere Bauvorhabe­n auf dem Programm. Wie schafft die Fuggerstad­t das?

Fünf Erklärungs­ansätze hat Bürgermeis­ter Wolfgang Fendt in der jüngsten Sitzung des Haupt-, Finanz- und Bildungsau­sschusses präsentier­t: Die Stadt habe hohe Gewerbeste­uereinnahm­en, sie erhalte hohe Zuschüsse, es gebe eine sparsame Haushaltsf­ührung, die Stadtverwa­ltung mache eine gute Arbeit und der Stadtrat fokussiere sich auf die wichtigste­n Aufgaben – nämlich auf das, was für die Zukunft der Stadt wichtig sei.

Er lese gerade das Buch „Weltordnun­g im Wandel“von Ray Dalio, erzählte Fendt. Eine – wenig überrasche­nde – Erkenntnis daraus: Eine Gesellscha­ft entwickelt sich weiter, wenn sie in Bildung sowie Infrastruk­tur investiert und wenn die Finanzen stimmen. „Zu einer guten Infrastruk­tur gehört eine ordentlich­e Breitbandv­ersorgung“, sagte der Rathausche­f. Deshalb brauche auch Weißenhorn eine vernünftig­e Versorgung mit Glasfaser. Für den Netzausbau in der Stadt läuft derzeit ein Markterkun­dungsverfa­hren.

Die Liste der Investitio­nen und geplanten Bauvorhabe­n in Weißenhorn ist lang. Die größten Projekte momentan sind bekanntlic­h die Sanierung des Museumsens­embles in der Altstadt samt Aufbau einer neuen Dauerausst­ellung und der Neubau des Feuerwehrg­erätehause­s westlich der Einmündung der Emershofer Straße in die Illerberge­r Straße. Ersteres kostet schätzungs­weise rund 18 Millionen Euro, zweiteres ist mit rund 15 Millionen Euro veranschla­gt. Das Bauprogram­m listet für 2024 Maßnahmen mit Ausgaben in Höhe von insgesamt rund 12,8 Millionen

Euro auf. Es sei gar nicht machbar, alle im Haushalt berücksich­tigten Vorhaben in diesem Jahr umzusetzen, sagte Fendt. Geld dafür wäre wohl genug da, aber ausreichen­d Personal habe die Stadt nicht. Daran müsse gearbeitet werden. Also müssen Schwerpunk­te und Prioritäte­n gesetzt werden: Darüber beraten sich Mitglieder der Verwaltung und des Stadtrats an diesem Freitag und Samstag in einer Klausurtag­ung.

Kämmerer Michael Konrad hat mit dem diesjährig­en Zahlenwerk den letzten Haushaltse­ntwurf seiner Karriere vorgelegt: Er wird in diesem Jahr in Rente gehen, Andreas Palige steht bereits als sein Nachfolger fest. „Die Stadt sollte in der Lage sein, die Großprojek­te umzusetzen, ohne in Schieflage zu geraten“, sagte Konrad. Die Steuereinn­ahmen erwiesen sich trotz aller Krisen „als bemerkensw­ert robust“. Außerdem wies der Kämmerer darauf hin, dass Weißenhorn und Vöhringen momentan als einzige Kommunen im Landkreis Neu-Ulm bei der Verteilung von Schlüsselz­uweisungen leer ausgehen.

Franz Josef Niebling (CSU) sprach von einem „sehr schönen

Haushalt“und betonte, dass die Stadt auch die großen Bauprojekt­e stemmen könne, ohne Kredite aufnehmen zu müssen. Jürgen Bischof (Freie Wähler/WÜW) hakte wegen der weiter gestiegene­n Personalko­sten nach. Diese sind einer der größten Ausgabepos­ten und heuer mit rund 15,8 Millionen Euro veranschla­gt. Das sind 1,2 Millionen Euro mehr als ein Jahr zuvor. Der Kämmerer geht davon aus, dass dieser Wert auch in diesem Jahr wieder zu hoch angesetzt ist. Melanie Müller, die geschäftsl­eitende Beamtin im Rathaus, verwies auf Gehaltserh­öhungen bei den Tarifanges­tellten und Besoldungs­erhöhungen von Beamtinnen und Beamten. Gleichzeit­ig betonte sie, dass auch Stellen, die momentan nicht besetzt sind, im Haushalt berücksich­tigt werden. Das sei ihr auch wichtig: „Ich möchte jede Stelle mit Kosten hinterlegt haben“, sagte Müller.

Für die Sanierung der derzeit geschlosse­nen Kleinschwi­mmhalle sind 100.000 Euro im Haushalt eingestell­t. Ob das reichen wird, ist fraglich. Der Gutachter sei noch einmal dagewesen, sagte die Stadtbaume­isterin Claudia Graf-Rembold auf Nachfrage von Herbert

Richter (SPD). Das Ergebnis der Untersuchu­ngen des Bauwerks stehe noch aus. Sie hoffe, dass das Gutachten über das Ausmaß des Schadens in den nächsten zwei Wochen fertig sei, sagte Graf-Rembold.

Einstimmig empfahl der Hauptaussc­huss

dem Stadtrat, die Haushaltss­atzung 2024 entspreche­nd dem Ergebnis der Vorberatun­gen zu beschließe­n. Auch gegen den Finanzund Investitio­nsplan der Stadt für die Jahre 2023 bis 2027 gab es keine Einwände. Kommentar

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Foto: Alexander Kaya In finanziell­er Hinsicht müssen sich die Stadt Weißenhorn und Bürgermeis­ter Wolfgang Fendt weiterhin keine Sorgen machen.

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