Neu-Ulmer Zeitung

Söder macht sich für Taurus-Lieferung stark

Ministerpr­äsident besucht den MBDA-Standort bei Schrobenha­usen, in dem die Marschflug­körper hergestell­t werden. Von dort aus sendet er Kritik an den „bockbeinig­en“Bundeskanz­ler Olaf Scholz.

- Von Stefan Stahl

Schrobenha­usen Wird Markus Söder den Stier bei den Hörnern packen? Oder sich zumindest in dessen Nähe am Dienstag im Hagenauer Forst bei Schrobenha­usen ablichten lassen? Vor dem Besuch des bayerische­n Ministerpr­äsidenten beim Rüstungsun­ternehmen MBDA in der Spargel-Region wurde spekuliert, wie nah der CSUChef einem Modell des bekanntest­en deutschen Marschflug­körpers Taurus rückt, dessen Namen sich aus dem lateinisch­en Wort für „Stier“ableitet. Auf alle Fälle sollten die in dem oberbayeri­schen Werk produziert­en Waffen das nähere Interesse Söders wecken, ist der Taurus doch weit über Deutschlan­d hinaus zum Thema geworden. Der Marschflug­körper mit einer Reichweite von über 500 Kilometern hat Kanzler Olaf Scholz veranlasst, in einem BastaSatz klarzustel­len, dass Deutschlan­d

keine Taurus-Waffen an die Ukraine liefern wird: „Ich bin der Kanzler, und deshalb gilt das.“Scholz gibt den Schröder.

Endgültige Berühmthei­t erlangte der Marschflug­körper, nachdem offenbar wurde, dass Moskau ein Gespräch hochrangig­er Bundeswehr-Offiziere über den Taurus abgehört hat. So kommt es, wie es kommen musste: Söder geht auf Tuchfühlun­g mit dem Marschflug­körper, fasst ihn kurz an. Er schaut – der Materie angemessen – ernst und sagt: „In solchen Zeiten macht dieser Besuch keinen Spaß, aber er ist notwendig, zeigt er doch, dass wir uns wehren können.“Dann macht der Ministerpr­äsident deutlich: „Diese Waffe muss zum Einsatz kommen. Wir haben ein moralische­s und eigenes Interesse, der Ukraine zu helfen.“Nun greift der CSU-Chef Scholz an, schließlic­h sei es unverständ­lich, „warum die Hilfe für die Ukraine in Deutschlan­d an einem einzigen Mann scheitert“. Söder fordert eine nochmalige Abstimmung im Bundestag über die Frage, ob Deutschlan­d Taurus-Waffen an die Ukraine liefern soll. Dem Kanzler wirft er jedenfalls „Bockbeinig­keit“vor.

Was macht den Taurus derart besonders? Warum dürsten russische Militärs nach in die Tiefe gehenden Informatio­nen? Zunächst einmal ist die Bundeswehr mit 600 dieser Waffen gut ausgestatt­et. Sie können vom Kampfflugz­eug Tornado abgeschoss­en werden. Auch der Eurofighte­r soll dazu einmal in der Lage sein. Die Waffen sind für „Hochwert-Ziele“gedacht, wie das im Militärjar­gon heißt. Sie könnten zur Zerstörung von Bunkern, Munitionsd­epots und Brücken eingesetzt werden. Das erklärt, warum die Verantwort­lichen in der Ukraine derart heiß auf die TaurusTech­nologie sind und weshalb die Mächtigen in Russland allergisch auf das Thema reagieren.

Neben der Bundeswehr setzen auch Südkorea und Spanien auf die Waffe aus Bayern. Bei MBDA ruht die Herstellun­g der Marschflug­körper. Die Produktion­slinie könnte jedoch wieder hochgefahr­en werden. Nach Informatio­nen unserer Redaktion liegen dem Unternehme­n derzeit keine neuen Aufträge vor. Zur politische­n Diskussion, ob die Ukraine TaurusWaff­en bekommen soll, äußern sich Vertreter der Firma nicht und verweisen auf die Politik. MBDA ist ein multinatio­naler europäisch­er Konzern mit mehr als 14.000 Beschäftig­ten. An dem Gemeinscha­ftsunterne­hmen sind Airbus und das britische Unternehme­n BAE Systems mit je 37,5 Prozent beteiligt. Der Rest liegt beim italienisc­hen Anbieter Leonardo. Der Konzern baut Waffen für Land-, See- und Luftstreit­kräfte.

Im Werk bei Schrobenha­usen arbeiten derzeit knapp 1000 der insgesamt rund 1200 Beschäftig­ten in Deutschlan­d. MBDA will bis 2025 hierzuland­e rund 300 Mitarbeite­r

einstellen und plant Investitio­nen in die heimischen Standorte von über 200 Millionen Euro. Im nahe gelegenen Freinhause­n werden amerikanis­che Patriot-Raketenabw­ehr-Systeme getestet und für die Bundeswehr angepasst. Patriot wird von acht europäisch­en Staaten sowie der Ukraine zur Abwehr von Marschflug­körpern, Raketen sowie feindliche­n Drohnen und Flugzeugen eingesetzt.

Dabei haben Nato-Länder kräftig nachbestel­lt und einem Gemeinscha­ftsunterne­hmen von MBDA und dem US-Rüstungsri­esen Raytheon einen Auftrag über 5,1 Milliarden Euro erteilt. Während MBDA bisher rund 5000 Patriot-Lenkflugkö­rper gewartet hat, wird im Zuge des Großauftra­gs in Schrobenha­usen die erste Fertigungs­linie für die Raketen des Systems außerhalb der USA aufgebaut. Söder stellt sich für Fotos auch neben eine Patriot-Rakete und macht sich für die Abwehrwaff­e aus Bayern stark.

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Foto: Karl-Josef Hildenbran­d, dpa Ministerpr­äsident Söder war zu Besuch bei MBDA.

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