Evobus ist wieder in der Spur, doch der Bonus bleibt in Neu-Ulm aus
Daimler Truck legt ein erfolgreiches erstes Jahr als börsennotiertes Unternehmen hin. Auch im Busgeschäft geht es bergauf, doch das zahlt sich nicht aus.
Neu-Ulm Nach „intensiven Verhandlungen mit der Unternehmensleitung“, wie Michael Brecht, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrates der Daimler Truck AG zitiert wird, wird eine Gesamtzahlung von 7.300 Euro für jeden der Stammbelegschaft fällig. Allerdings gehen die Evobus-Beschäftigten hier leer aus. Denn diese Vereinbarung komme aus der „alten Daimler-Welt“, wie es DaimlerTruck-Chef Martin Daum auf der Bilanzpressekonferenz ausdrückte.
Bei Evobus gelten, wie bei den meisten Daimler-Konzerntöchtern, nämlich eigene Regelungen zur Beteiligung der Belegschaft am Unternehmenserfolg. Basis dafür sind die Geschäftszahlen des Vorjahres. Aufgrund des wenig prickelnden Geschäftsergebnisses wird es keine Ergebnisbeteiligung für das Jahr 2022 geben.
Doch es geht bergauf: Mit Blick auf das Ergebnis wurde ein wichtiges Etappenziel erreicht: eine schwarze Null für die Bustochter
„Daimler Buses“. Mehr noch: Um Zinsaufwendungen, Steuern und Abschreibungen sowie andere Anpassungen der Kennzahl bereinigt, fährt die Bussparte einen Gewinn von 14 Millionen Euro ein – nach einem Verlust von 77 Millionen im vergangenen Jahr.
Das Bus-Geschäft wird von Daimler Truck als sehr herausfordernd beschrieben. Vier Beispiele: Lieferengpässe, ein sich nur sehr langsam erholender Reisebusmarkt und zusätzlich eine Energiekrise sowie Preissteigerungen.
Dennoch ist Buschef Till Oberwörder zufrieden, dass es seine Sparte aus der Verlustzone geschafft habe. „Wir haben damit einen wichtigen Schritt auf dem Weg zu unseren Profitabilitätszielen gemacht – haben aber noch einen Weg zu gehen. „
Der Bus-Absatz lag im Jahr 2022 mit 24.000 Einheiten deutlich über Vorjahresniveau. Der Absatzanstieg resultierte vor allem aus einer stärkeren Nachfrage in Brasilien. In der Region Europa lag der Absatz mit rund 6.300 Einheiten auf dem Vorjahresniveau. Damit bleibe Daimler Truck führend in allen
Kernmärkten. Das europäische Reisebusgeschäft, bedeutsam für das Werk in Neu-Ulm, habe sich aber nur langsam erholt, wie auf der Bilanzpressekonferenz von
Daum gesagt wurde. Die Geschäftsführung und Gesamtbetriebsrat hatten jüngst ein Zukunftsbild zur langfristigen Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit und der deutschen Standorte vereinbart. „Ein wichtiger Schritt, um die langfristige Wettbewerbsfähigkeit unserer beiden deutschen Werke zu sichern“, wie es DaimlerTruck-Chef Martin Daum ausdrückte.
Unter anderem wird der BusRohbau für die Werke Ligny-enBarrois, Mannheim und Neu-Ulm ab dem Jahr 2028 vollständig am Standort Holýsˇov in Tschechien erbracht. Im Gegenzug konnte der Gesamtbetriebsrat die Verlängerung der bestehenden Zukunftssicherung für die Beschäftigten bei Evobus in Deutschland von aktuell 2024 bis Ende 2033 erreichen. Damit sind betriebsbedingte Kündigungen in diesem Zeitraum ausgeschlossen. Außerdem investiert „Daimler Buses“bis Ende des Jahrzehnts rund 150 Millionen Euro in die beiden deutschen Standorte.
Zu konkreten Investitionen im Werk Neu-Ulm in Sachen alternativer Antriebe in Neu-Ulm machte Daum auch auf Nachfrage wenig Angaben. Er betonte jedoch, dass er gerade beim Thema Reisebusse auch an die Brennstoffzellentechnik glaube. Bei der Umstellung auf
Elektro- oder batterieelektrische Busse seien die Investitionen in die Werke jedoch vergleichsweise gering. Hier hauptsächlichen Investitionen fließen etwa beim Thema Brennstoffzellen nach Weilheim: Hier ist Daimler Partner von Volvo in einem Joint Venture unter dem Dach von Cellcentric. Geplant im „Klimawerk Weilheim“sind bis zu 450 neue Arbeitsplätze für Menschen, die an der Serienproduktion Brennstoffzellensystemen beteiligt sind. Die Brennstoffzellen sollen dann bis spätestens 2030 in Busse in Neu-Ulm eingebaut werden.
Dass der neue Tourrider, ein speziell für den nordamerikanischen Markt entwickelter Reisebus, unter dem Namen MercedesBenz und nicht Setra in den USA auf den Markt kommt, habe „umfangreichen Marktstudien“zu tun, wie Daum auf Nachfrage sagte. Der Bus wird zwar im türkischen Hodere und nicht Neu-Ulm, der Heimat der Marke Setra gefertigt, doch offenbar untersuchte Daimler Truck auch, ob der unter dem Label Setra auf den Markt kommen könne. Doch Mercedes-Benz sei nun mal bekannter in den USA.