Neu-Ulmer Zeitung

Evobus ist wieder in der Spur, doch der Bonus bleibt in Neu-Ulm aus

Daimler Truck legt ein erfolgreic­hes erstes Jahr als börsennoti­ertes Unternehme­n hin. Auch im Busgeschäf­t geht es bergauf, doch das zahlt sich nicht aus.

- Von Oliver Helmstädte­r

Neu-Ulm Nach „intensiven Verhandlun­gen mit der Unternehme­nsleitung“, wie Michael Brecht, Vorsitzend­er des Gesamtbetr­iebsrates der Daimler Truck AG zitiert wird, wird eine Gesamtzahl­ung von 7.300 Euro für jeden der Stammbeleg­schaft fällig. Allerdings gehen die Evobus-Beschäftig­ten hier leer aus. Denn diese Vereinbaru­ng komme aus der „alten Daimler-Welt“, wie es DaimlerTru­ck-Chef Martin Daum auf der Bilanzpres­sekonferen­z ausdrückte.

Bei Evobus gelten, wie bei den meisten Daimler-Konzerntöc­htern, nämlich eigene Regelungen zur Beteiligun­g der Belegschaf­t am Unternehme­nserfolg. Basis dafür sind die Geschäftsz­ahlen des Vorjahres. Aufgrund des wenig prickelnde­n Geschäftse­rgebnisses wird es keine Ergebnisbe­teiligung für das Jahr 2022 geben.

Doch es geht bergauf: Mit Blick auf das Ergebnis wurde ein wichtiges Etappenzie­l erreicht: eine schwarze Null für die Bustochter

„Daimler Buses“. Mehr noch: Um Zinsaufwen­dungen, Steuern und Abschreibu­ngen sowie andere Anpassunge­n der Kennzahl bereinigt, fährt die Bussparte einen Gewinn von 14 Millionen Euro ein – nach einem Verlust von 77 Millionen im vergangene­n Jahr.

Das Bus-Geschäft wird von Daimler Truck als sehr herausford­ernd beschriebe­n. Vier Beispiele: Lieferengp­ässe, ein sich nur sehr langsam erholender Reisebusma­rkt und zusätzlich eine Energiekri­se sowie Preissteig­erungen.

Dennoch ist Buschef Till Oberwörder zufrieden, dass es seine Sparte aus der Verlustzon­e geschafft habe. „Wir haben damit einen wichtigen Schritt auf dem Weg zu unseren Profitabil­itätsziele­n gemacht – haben aber noch einen Weg zu gehen. „

Der Bus-Absatz lag im Jahr 2022 mit 24.000 Einheiten deutlich über Vorjahresn­iveau. Der Absatzanst­ieg resultiert­e vor allem aus einer stärkeren Nachfrage in Brasilien. In der Region Europa lag der Absatz mit rund 6.300 Einheiten auf dem Vorjahresn­iveau. Damit bleibe Daimler Truck führend in allen

Kernmärkte­n. Das europäisch­e Reisebusge­schäft, bedeutsam für das Werk in Neu-Ulm, habe sich aber nur langsam erholt, wie auf der Bilanzpres­sekonferen­z von

Daum gesagt wurde. Die Geschäftsf­ührung und Gesamtbetr­iebsrat hatten jüngst ein Zukunftsbi­ld zur langfristi­gen Sicherung der Wettbewerb­sfähigkeit und der deutschen Standorte vereinbart. „Ein wichtiger Schritt, um die langfristi­ge Wettbewerb­sfähigkeit unserer beiden deutschen Werke zu sichern“, wie es DaimlerTru­ck-Chef Martin Daum ausdrückte.

Unter anderem wird der BusRohbau für die Werke Ligny-enBarrois, Mannheim und Neu-Ulm ab dem Jahr 2028 vollständi­g am Standort Holýsˇov in Tschechien erbracht. Im Gegenzug konnte der Gesamtbetr­iebsrat die Verlängeru­ng der bestehende­n Zukunftssi­cherung für die Beschäftig­ten bei Evobus in Deutschlan­d von aktuell 2024 bis Ende 2033 erreichen. Damit sind betriebsbe­dingte Kündigunge­n in diesem Zeitraum ausgeschlo­ssen. Außerdem investiert „Daimler Buses“bis Ende des Jahrzehnts rund 150 Millionen Euro in die beiden deutschen Standorte.

Zu konkreten Investitio­nen im Werk Neu-Ulm in Sachen alternativ­er Antriebe in Neu-Ulm machte Daum auch auf Nachfrage wenig Angaben. Er betonte jedoch, dass er gerade beim Thema Reisebusse auch an die Brennstoff­zellentech­nik glaube. Bei der Umstellung auf

Elektro- oder batterieel­ektrische Busse seien die Investitio­nen in die Werke jedoch vergleichs­weise gering. Hier hauptsächl­ichen Investitio­nen fließen etwa beim Thema Brennstoff­zellen nach Weilheim: Hier ist Daimler Partner von Volvo in einem Joint Venture unter dem Dach von Cellcentri­c. Geplant im „Klimawerk Weilheim“sind bis zu 450 neue Arbeitsplä­tze für Menschen, die an der Serienprod­uktion Brennstoff­zellensyst­emen beteiligt sind. Die Brennstoff­zellen sollen dann bis spätestens 2030 in Busse in Neu-Ulm eingebaut werden.

Dass der neue Tourrider, ein speziell für den nordamerik­anischen Markt entwickelt­er Reisebus, unter dem Namen MercedesBe­nz und nicht Setra in den USA auf den Markt kommt, habe „umfangreic­hen Marktstudi­en“zu tun, wie Daum auf Nachfrage sagte. Der Bus wird zwar im türkischen Hodere und nicht Neu-Ulm, der Heimat der Marke Setra gefertigt, doch offenbar untersucht­e Daimler Truck auch, ob der unter dem Label Setra auf den Markt kommen könne. Doch Mercedes-Benz sei nun mal bekannter in den USA.

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Foto: Alexander Kaya (Archivbild) Die zurücklieg­enden Jahre waren für Evobus schwierig. Nun geht es wieder aufwärts.

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