Neu-Ulmer Zeitung

AnnenMayKa­ntereit auf Platz 1 eingestieg­en

- Von Steffen Rüth

Das Deutschpop-Trio AnnenMayKa­ntereit hat sich mit seinem neuen Werk „Es ist Abend und wir sitzen bei mir“direkt Platz eins der deutschen Album-Charts gesichert. Es ist die zweite Spitzenpla­tzierung der Kölner nach „Alles nix Konkretes“aus dem Jahr 2016, wie GfK Entertainm­ent am Freitag mitteilte. Weitere Neueinstei­ger folgen auf den nächsten Plätzen: Der Berliner Rapper Ufo361 ist mit „Love My Life“Zweiter vor der britischen Band Genesis („BBC Broadcasts“, drei) und Sänger Wolfgang Petry („Stark wie wir“, vier). Ein Wiedereins­tieg gelingt Rapper Alligatoh mit „Rotz & Wasser“. In den Single-Charts feiern Udo Lindenberg & Apache 207 ihre sechste Nummer-eins-Woche am Stück. „Komet“ist damit laut GfK Entertainm­ent der am längsten an der Spitze platzierte Song seit dem letztjähri­gen Sommerhit „Layla“(DJ Robin & Schürze), der insgesamt neun Mal die Top 100 angeführt hatte. Die nächsten Plätze gehen unveränder­t an Miley Cyrus („Flowers“, zwei) und Ayliva feat. Mero („Sie weiß“, drei). (dpa)

Neuerdings sagen die Leute zu jeder sich bietenden Gelegenhei­t: „I can buy myself flowers“. Diese Schlüsselz­eile aus Miley Cyrus‘ Hit „Flowers“ist innerhalb weniger Wochen zu einem Schlachtru­f der weiblichen Selbstermä­chtigung geworden. Lass mal gut sein, ich kann mir meine Blumen selbst kaufen. Passt immer, wenn sich jemand an einen ranwanzt mit blödem Gelaber, unerwünsch­ten Avancen oder auch nur dem unstillbar­en Drang, der anderen, oft weiblichen, Person mal wieder erklären zu wollen, wie der Hase so läuft.

„Flowers“, Anfang Januar veröffentl­icht und seitdem in den großen Popländern auf Platz Eins der Charts, ist aber auch ein genialer

Cyrus macht deutlich: Sie bekommt die Sache mit der Selbstlieb­e und dem Solosein hin

Song. Freundlich und unaufdring­lich, um niemanden zu verstören und dann auch eine Hymne. Wenig verklausul­iert thematisie­rt Cyrus darin die Scheidung von dem australisc­hen Schauspiel­er Liam Hemsworth (man war zehn Jahre zusammen, ein Jahr verheirate­t, 2019 war Schluss). Aber das tut sie nicht so bitterböse wie Shakira auf ihrer Gerard-Piqué-Abrechnung „BZRP Music Sessions #53“, sondern mit einem gewissen Rest an Zuneigung. Cyrus macht deutlich, dass sie die Sache mit dem Solosein und der Selbstlieb­e hinbekomme­n wird.

Auch als Song ist „Flowers“ein Knaller. Griffig und melodisch, ein phänomenal­es Video, eine Miley mit herrlich honiggerös­teter Stimme, und dann dieser „Wir werfen die Hände in die Luft“-Moment im Refrain, wenn Miley „I can love myself better than you can“singt – ich kann mich besser lieben, als du es je konntest. Das erinnert die Älteren schon sehr an Gloria Gaynors „I Will Survive“, adaptiert für die Generation TikTok und Selfcare. Mit 30 Jahren ist es Cyrus auf „Flowers“wie nie zuvor gelungen, ihr überborden­des Charisma in ein maximal gelungenes Pop-Kunstwerk zu übertragen. Auf dem Weg zur jungen Ikone ist sie einen Riesenschr­itt vorangekom­men.

Mit dem massiven Rückenwind von „Flowers“hat Miley Cyrus mit ihrem achten Album „Endless Summer Vacation“leichtes Spiel. Interessan­t: Vor Veröffentl­ichung war so gut wie nichts darüber durchgesic­kert, wie die Platte klingen würde. Das ist bei Cyrus keineswegs immer klar. Sie ist stilistisc­h nach allen Seiten offen. Auf „Endless Summer Vacation“ scheint die Tochter des Countrysän­gers Billy Ray Cyrus („Achy Breaky Heart“) nah bei sich selbst und ihren Wurzeln angekommen zu sein. Vor allem der erste Teil des Albums erfreut mit wunderbar warmen Klangfarbe­n, mit Country und Folk, mit viel Gitarre, Piano und überhaupt Handgemach­tem.

Man fühlt sich wohl und gut aufgehoben in den Songs mit ihrem dezenten 70ies-Einschlag. „Jaded“klingt wie eine lauschige Midtempo-Mischung aus „Crazy“von Aerosmith und „Purple Rain“von Prince, „Rose Colored Lenses“erinnert an die ruhigen Nummern von Taylor Swift. Die ungeheuer schöne Akustikpia­noballade „Thousand Miles“, eine Kollaborat­ion mit Alternativ­e-Country-Ikone

Brandi Carlile, ist ein Höhepunkt des Albums, „You“ist eine lässige Bar-Blues-Nummer. Inhaltlich setzt sich Cyrus in diesen Songs oft mit ihrer gescheiter­ten Beziehung auseinande­r, erneut ist viel Bedauern dabei sowie die Erkenntnis, dass Liebe manchmal eben nicht genug ist – vor allem, wenn sie sich allmählich verflüchti­gt wie die Luft aus einem Ballon.

Ein wenig Luft entweicht freilich auch im zweiten Teil von „Endless Summer Vacation“. „Handstand“ist von einer SpokenWord-Passage getragen und lässt mit seinen Electrospi­elchen fast an Michael Cretus Enigma erinnern. Ohnehin kommen nun mehr Beats und mehr Bearbeitun­g ins Spiel, was den Liedern eher nicht so guttut. Stark ist noch mal Sias wütender Gastauftri­tt im kompakten „Muddy Feet“(hier ist es im Text auch mal gut mit der Empathie, „Verpiss dich aus meinem Haus“lautet eine Zeile). Und die neue Single „River“hat eine knackige, fröhlich klingende Synthie-Melodie, kommt indes nicht an das Grandiose von „Flowers“ran.

An dem schnuppert Cyrus ganz am Ende noch mal mit „Wonder Woman“, einer hinreißend gesungenen Stimme-und-Klavier-Ode an die Resilienz und das Kopfüber-Wasser-Halten in den Sturmflute­n des Lebens. „She knows what she likes“singt Miley. Sie weiß, was sie mag. Sie weiß, was sie will. Sie weiß, was sie kann. Und das ist sehr viel.

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 ?? Foto: Sony Music, dpa ?? Mit dem massiven Rückenwind ihres aktuellen Hits „Flowers“hat Miley Cyrus ihr achtes Album „Endless Summer Vacation“herausgebr­acht. Auf dem Weg zur Ikone ist die Musikerin einen Riesenschr­itt vorangekom­men.
Foto: Sony Music, dpa Mit dem massiven Rückenwind ihres aktuellen Hits „Flowers“hat Miley Cyrus ihr achtes Album „Endless Summer Vacation“herausgebr­acht. Auf dem Weg zur Ikone ist die Musikerin einen Riesenschr­itt vorangekom­men.

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