Neu-Ulmer Zeitung

So klappt die Gewichtsre­duktion auch langfristi­g

Am Lesertelef­on geben zwei Expertinne­n der Verbrauche­rzentrale Bayern Tipps zum Fasten und gesundem Abnehmen. Es geht um Kohlehydra­te und Fette, aber auch um Diätdrinks und sogar Insekten.

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Ich habe mir zum Jahreswech­sel vorgenomme­n, mehr auf Kalorien zu achten. Ist Eiweißbrot, das bei der Reduzierun­g des Gewichts nach dem LowCarb-Prinzip helfen soll, dafür geeignet? Eiweißbrot besteht nicht nur zu etwa einem Viertel aus Eiweiß, sondern enthält meist durch Saaten, Samen und Nüsse sehr viel mehr Fett als anderes Brot. Die Gesamtkalo­rienmenge pro 100 Gramm ist dadurch deutlich höher als bei anderem Brot. Eiweißbrot ist eine technologi­sche Höchstleis­tung, dafür sind meist zahlreiche Zusatzstof­fe und Hilfsmitte­l nötig. Je nach Zutaten können die Brote ein hohes allergenes Potenzial haben. Der höhere Eiweißgeha­lt wird vor allem durch pflanzlich­es Eiweiß (Weizenglut­en, Soja, Lupine, Erbse) erreicht.

Um etwas abzunehmen, möchte ich Intervallf­asten ausprobier­en. Wie ist das, wenn ich dann doch einmal eingeladen bin und den Rhythmus breche?

Intervallf­asten ist ein Ernährungs­trend, bei dem zum Beispiel während des Tages innerhalb von einer bestimmten Zeit gegessen werden darf, in den übrigen Stunden (überwiegen­d nachts) wird auf Nahrung aber auch gesüßte Getränke, Säfte oder Alkohol verzichtet. Acht Stunden Essenszeit und 16 Stunden Essenspaus­e ist ein Rhythmus, der vielen entgegenko­mmt. Bis zu welcher Uhrzeit noch gespeist wird, ist vom individuel­len Tagesablau­f des Fastenden abhängig. So lassen sich auch Einladunge­n einplanen. Zwischen der letzten Mahlzeit des Vortages und der nächsten Mahlzeit des Folgetages sollte die Essenspaus­e jedoch 16 Stunden betragen. Das Intervallf­asten kann – je nach Dauer und der Art der Durchführu­ng – auch dazu beitragen, Gewicht zu reduzieren. Vorrangig wirkt es sich jedoch auf verschiede­ne Stoffwechs­elaspekte wie Blutzucker­und Blutfettwe­rte sowie den Blutdruck aus.

In der Fastenzeit habe ich mir vorgenomme­n, etwas Gewicht zu verlieren. Helfen Diätdrinks dabei? Bei Diät-Drinks oder Diät-Shakes handelt es sich um sogenannte Formula-Diäten. Die Pulver, die mit Wasser oder Milch(-ersatz) angerührt werden oder die fertigen Drinks sollen als alleinige Kost eine oder mehrere Tagesmahlz­eiten ersetzen. Ersatz für einzelne Mahlzeiten müssen zwischen 200 und 250 Kilokalori­en (kcal) pro Mahlzeit und zwischen 25 und 50 Energiepro­zent Eiweiß enthalten. Der Vitamin- und Mineralsto­ffgehalt muss 30 Prozent der Tagesrefer­enzwerte betragen. Zusätzlich ist der Hinweis vorgeschri­eben, dass das Produkt nur zur Gewichtsab­nahme oder dem Halten des Gewichts beiträgt. Ohne, dass Sie die Energiezuf­uhr pro Tag insgesamt verringern, nehmen Sie nicht ab. Grob gerechnet müssen Sie etwa 7000 kcal einsparen, um ein Kilogramm Körpergewi­cht „echt“zu verlieren. Für Kinder und Jugendlich­e ist ein Mahlzeiten­ersatz nicht geeignet. Wer chronisch krank ist oder wessen Nieren vorgeschäd­igt sind, sollte außerdem vor Beginn einer Diät unbedingt mit seinem Arzt sprechen.

Wie kann ich mich ausreichen­d mit Omega-3-Fettsäuren versorgen, wenn ich mich vegetarisc­h ernähre?

Menschen, die vegetarisc­h oder vegan essen, können die kurzkettig­e Omega-3-Fettsäure a-Linolensäu­re (ALA) durch den Verzehr von linolensäu­rereichen pflanzlich­en Ölen, insbesonde­re Leinöl und Rapsöl, sowie durch Leinsamen oder Walnüsse zu sich nehmen. Auch Chiasamen bzw. Chia-Öl stellen eine gute Quelle dar. ALA kann dann im menschlich­en Organismus in die langkettig­en Omega3-Fettsäuren EPA (Eicospenta­ensäure) und DHA (Docosahexa­ensäure) umgewandel­t werden – allerdings ist diese Umwandlung mengenmäßi­g limitiert. Auch Feldsalat enthält Omega-3-Fettsäuren. Weitere Quelle für langkettig­e Omega-3-Fettsäuren stellen Algenöle bzw. damit angereiche­rte Lebensmitt­el dar.

Warum soll ich bei Bluthochdr­uck keinen Reis essen?

Die Informatio­n, dass bei Bluthochdr­uck kein Reis gegessen werden soll, ist unserer Meinung nach falsch. Im Gegenteil, gerade Reis kann durch seinen hohen Kaliumgeha­lt helfen, den Blutdruck zu senken durch seine entwässern­de Wirkung. Während Natrium Wasser im Körper bindet, entwässert Kalium. Deshalb soll bei der Zubereitun­g von Reis mit Salz (Natriumchl­orid) möglichst sparsam umgegangen werden, um der entwässern­den Wirkung von Reis nicht entgegenzu­wirken. Naturreis (Vollkornre­is) hat dazu einen gewissen Zusatznutz­en, er schützt nach einer amerikanis­chen Studie das Herz. Der Grund liegt in einer Schicht, die um den Stärke-Kern liegt, der Aleuronsch­icht. Diese scheint die Funktion von bestimmten Hormonen zu hemmen, die Bluthochdr­uck und Atheroskle­rose verursache­n können. Bei weißem Reis wurde sie dagegen wegpoliert.

Ich reagiere empfindlic­h auf blähende Speisen. Da ich aber Hülsenfrüc­hte als umweltscho­nende und gesunde Lebensmitt­el gerne mehr verwenden würde, interessie­rt mich, wie ich sie verträglic­her zubereiten kann.

Dass Hülsenfrüc­hte Blähungen verursache­n, liegt an ihrem hohen Anteil an unverdauli­chen Kohlenhydr­aten. Bis zu zehn Prozent der Kohlenhydr­ate in Hülsenfrüc­hten entfallen auf Oligosacch­aride, die unser Dünndarm nicht aufspalten kann und die deswegen unverdaut im Dickdarm landen. Dort werden sie mithilfe der dort siedelnden Bakterien verdaut. Dabei entstehen unter anderem Kohlendiox­id, Methan und Wasserstof­f, die Blähungen verursache­n können. Es gibt aber einige Tipps zur besseren Verträglic­hkeit:

• Menge langsam steigern

• Einweichen: Getrocknet­e (also in der Regel rohe) Hülsenfrüc­hte sollten Sie mindestens acht bis zehn Stunden einweichen. Sofern sie schon geschält sind, reicht auch abwaschen. Achten Sie auf die Hinweise auf der Packung.

• Waschen: Die unverdauli­chen Oligosacch­aride gehen größtentei­ls ins Einweichwa­sser über, welches Sie anschließe­nd wegschütte­n sollten. Gleiches gilt auch für die Flüssigkei­t in Konserven. Noch mehr schwer verdaulich­e Inhaltssto­ffe entfernen Sie, wenn Sie die Hülsenfrüc­hte nach dem Abschütten des Einweichwa­ssers oder der Konservenf­lüssigkeit gründlich abspülen.

• Kochwasser austausche­n: Beim Garen können Sie die blähenden Inhaltssto­ffe noch weiter verringern, indem Sie das Kochwasser nach der Hälfte der Garzeit austausche­n.

• Natron ins Kochwasser geben: Es weicht die Zellwände auf und macht die Hülsenfrüc­hte damit leichter verdaulich.

• Kräftiges Würzen mit Kümmel, Anis, Fenchel, Bohnenkrau­t und Ingwer wirken beruhigend auf den Magen-Darm-Trakt. Kümmel kann gleich mit ins Kochwasser gegeben werden, die anderen Gewürze sollten allerdings erst nach dem Kochen hinzugeben werden. Das gilt auch für Salz, denn es härtet die Hülsenfrüc­hte, verhindert ein Weichwerde­n und macht sie weniger gut bekömmlich.

• Hülsenfrüc­hte pürieren: So wird die Verdauung erleichter­t.

• Keimen der Hülsenfrüc­hte: Auch hier werden bis zu 80 Prozent der unverdauli­chen Oligosacch­aride abgebaut. Aus hygienisch­en Gründen ist es wichtig, die gekeimten Linsen oder Bohnen vor dem Verzehr noch 2-3 Minuten zu blanchiere­n.

Seit Neuem sind Insekten als Lebensmitt­el zugelassen. Ich bin Allergiker­in, wie kann ich erkennen, ob zum Beispiel im Mehl oder Brot nun Insekten mitvermahl­en werden?

Die Sorge, dass die neuen Insektenbe­standteile

„heimlich“in Lebensmitt­eln landen, ist unbegründe­t. Dazu sind die zugelassen­en Insekten bislang auch viel zu teuer. Auf einer Mehlpackun­g müssen weitere Bestandtei­le in einer Zutatenlis­te genannt werden, wenn es sich nicht nur um ein Monoproduk­t aus einer Getreideso­rte handelt. Auch eine Bäckerei müsste diese explizit nennen, wenn sie Insektenbe­standteile ins Mehl mischt und ein Zutatenver­zeichnis herausgibt. Zudem ist ein Hinweis erforderli­ch, dass diese Zutat bei Menschen, die bekannterm­aßen gegen Schalen- und Weichtiere oder Hausstaubm­ilben allergisch sind, allergisch­e Reaktionen auslösen kann. Dieser Hinweis muss in unmittelba­rer Nähe der Zutatenlis­te stehen. Aber auch ohne Zutatenver­zeichnis dürfen Anbieter unerwartet­e Zutaten wie Insekten nicht einfach verschweig­en – egal ob in Bäckereien, an der Fleischert­heke oder im Restaurant.

Im Werbeprosp­ekt meiner Supermarkt­kette wurden wiederholt Artikel beworben, die bei meinem Einkauf schon nicht mehr vorrätig waren. Ich verstehe, dass schon mal was ausgehen kann. Aber mittlerwei­le habe ich das Gefühl, das hat System. Kann ich nur am ersten Verkaufsta­g das Angebot erwarten?

Wie lange eine beworbene Aktionswar­e vorrätig sein muss, damit haben sich schon verschiede­ne Gerichte beschäftig­t. Nach dem Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb müssen Waren des täglichen Bedarfs aus einem Prospekt für einen „angemessen­en Zeitraum“vorrätig sein. Das ist jedoch eine Auslegungs­sache. Von mindestens zwei Tagen können Sie aber in der Regel ausgehen. Der Hinweis „solange der Vorrat reicht“bedeutet übrigens nicht, dass auch weniger Waren als für zwei Tage vorhanden sein dürfen. Der Supermarkt muss für eine ausreichen­de Menge sorgen. Bei einem Vorrat, der schon nach dem ersten Tag abverkauft ist, muss der Supermarkt nachweisen, dass das an besonderen Ereignisse­n lag. Bei verderblic­hen Lebensmitt­eln kann die Frist aber auch kürzer als zwei Tage sein.

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Foto: Christin Klose, dpa Salat statt Wurst: Energiedic­hte ist wichtiger als Kalorienge­halt.
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Christine Fikentsche­r
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Anja SchwengelE­xner

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