Neu-Ulmer Zeitung

Die Schlossgär­ten in Illertisse­n erwachen aus dem Dornrösche­nschlaf

Zehn Architektu­rbüros haben ihre Visionen für die Gärten um das Vöhlinschl­oss in der Stadt vorgestell­t. Die Sieger kommen aus der Region. Das haben sie vor.

- Von Rebekka Jakob

Illertisse­n Das Illertisse­r Vöhlinschl­oss oben am Berg haben die Illertisse­rinnen und Illertisse­r fast überall in der Stadt im Blick. Doch auf den Weg dort hinauf machen sich nicht viele. Das soll sich ändern: Die Stadt hat vor, die Schlossgär­ten zu einem Schmuckstü­ck und grünen Anziehungs­punkt für Einheimisc­he wie Besuchende zu machen. Jetzt gibt es einen Entwurf, wie das ganze Aussehen könnte. Viele waren neugierig auf das Ergebnis des Architekte­nwettbewer­bs, das nun öffentlich vorgestell­t wurde.

„In Illertisse­n haben wir etwas, das andere im Landkreis gerne hätten: Unser schönes Schloss“, sagt Bürgermeis­ter Jürgen Eisen im Gespräch mit unserer Redaktion. „Also sollten wir auch schauen, dass es gesehen wird.“Daran wird in der Stadt schon eine ganze Weile gearbeitet. Denn bis vor wenigen Jahren gehörten die Schlossgär­ten nicht der Stadt Illertisse­n – übrigens ebenso wenig wie das Schloss, in dem die Vöhlin bis 1756 residierte­n. Der Bau beherbergt neben den Museen Räume der Hochschule Neu-Ulm, daneben sind Außenstell­en der Bewährungs­hilfe und der Gerichtsvo­llzieher des Amtsgerich­ts Memmingen hier untergebra­cht.

Es seien zähe Verhandlun­gen und Planungen mit der Regierung von Schwaben gewesen, erinnerte der Leiter der Stadtplanu­ng im Rathaus, Florian Schilling, an die Vorgeschic­hte. Schließlic­h konnte die Stadt die Schlossgär­ten kaufen. Ein erster Schritt zur Entwicklun­g der Gärten als innerstädt­isches Grün und Anziehungs­punkt. Der nächste Schritt ist jetzt mit dem Architekte­nwettbewer­b gemacht, bei dem eine Jury aus Stadtratsm­itgliedern, Verwaltung und

Fachleuten unter der Leitung von Prof. Gerd Aufmkolk (Nürnberg) unter zehn eingereich­ten Entwürfen vier in die engere Wahl nahmen und schließlic­h die Platzierun­gen festlegten.

Warum ein solches Wettbewerb­sverfahren? Gerd Aufmkolk erklärte es den zahlreiche­n Zuhörern in der Fahrzeugha­lle der alten Feuerwehr. „Man spricht damit den Ehrgeiz der Architekte­n an, alles zu geben, was sie können.“Bei der Auswahl hätten die Jurymitgli­eder nicht gewusst, welches Büro welchen Entwurf eingereich­t hatte. Aus dem Raum München, sogar aus Berlin, aber auch aus dem Schwäbisch­en seien Einsendung­en

gekommen. Eine große Überraschu­ng sei es für die Jury gewesen, als sie erfuhren, von wem der Siegerentw­urf stammte: Es ist das Büro von Stephanie Gresz und Roberto Kaiser aus Ulm, das am Ende am besten gefiel.

Die Jury habe sich bei der Auswahl von zwei wesentlich­en Aspekten leiten lassen: Weil es keine konkreten Quellen über die Gartenanla­gen des historisch­en Vöhlinschl­osses gab, habe man sich von vermeintli­ch detaillier­ten Rekonstruk­tionsversu­chen abgewendet. Eine wichtige Bedingung sei außerdem der Begriff der Angemessen­heit gewesen. „Der vorhandene Berg sollte sich nicht zu stark verändern“, beschreibt es Aufmkolk. „Es ging um die Frage, was gehört da hin, und was weniger.“

Der Entwurf des Ulmer Büros kam diesen Vorgaben am nächsten, aber auch der auf Platz zwei gesetzte Entwurf von den Landschaft­sarchitekt­en Lohrer Hochrein aus München sei schon nahe dran gewesen. Was den Juroren beim Siegerentw­urf besonders gefallen hat: Die Abgrenzung zwischen den Schlossgär­ten und dem Garten des Hotels sei hier nicht versteckt, sondern wurde vielmehr zum Thema gemacht: Die trennende Linie zwischen den beiden Bereichen wird demnach zu einem Wandelgang mit Pergola zum Spaziereng­ehen

und Verweilen, gesäumt von Blumenbeet­en. Die Regierung von Schwaben als Förderer habe großen Wert auf Barrierefr­eiheit gelegt – auch die sei im oberen Bereich der Schlossgär­ten bei dem Entwurf aus Ulm gut gelöst. Schön integriert sei zudem der Zugang zum Schloss von der Vöhlinstra­ße her, der bislang recht versteckt liegt.

Für die Stadt Illertisse­n war bei der Planung das Thema Wirtschaft­lichkeit besonders interessan­t. Auch hier konnten die Ulmer offenbar punkten. „Ich habe den Eindruck, dass die Gestaltung maßvoll ist und die Möglichkei­ten der Stadt nicht überschrit­ten werden.“Laut Bürgermeis­ter Jürgen Eisen gilt das auch für den Unterhalt der Schlossgär­ten, der nach der Anfangsinv­estition regelmäßig anfällt. Der Entwurf von Gretz und Kaiser hat zwar gewonnen – noch steht aber nicht fest, ob diese Pläne am Ende wirklich umgesetzt werden. Gerd Aufmkolk erklärt, wieso. „Der Wettbewerb ist eine Vorentsche­idung, welcher Entwurf realisiert werden könnte.“Zuvor geht es nun aber noch in ein Verhandlun­gsverfahre­n. „Man spricht dabei mit allen drei Büros, die auf den ersten drei Plätzen gelandet sind, noch mal. Ist das Vorhaben für das Büro überhaupt zu stemmen? Sind die Pläne machbar?“Erst dann entscheide sich die Stadt. Allerdings sei das Jury-Votum „schon eine starke Entscheidu­ng“, so der Wettbewerb­sleiter. Der Vorsprung des Ulmer Büros vor den anderen sei dadurch groß.

Der Vorschlag sei gut und geschickt gemacht, die Proportion­en ausgewogen. „Wir haben hier eine Vision, wie es sein könnte. Jetzt gilt es, anzupacken und was draus zu machen.“Illertisse­n gab Gerd Aufmkolk dazu den guten Rat mit auf den Weg: „Machen Sie’s. Sie werden viel Spaß dabei haben.“

 ?? Foto: Alexander Kaya (Archivbild) ?? Die Schlossgär­ten um das Vöhlinschl­oss Illertisse­n sollen umgestalte­t werden.
Foto: Alexander Kaya (Archivbild) Die Schlossgär­ten um das Vöhlinschl­oss Illertisse­n sollen umgestalte­t werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany