Die Schlossgärten in Illertissen erwachen aus dem Dornröschenschlaf
Zehn Architekturbüros haben ihre Visionen für die Gärten um das Vöhlinschloss in der Stadt vorgestellt. Die Sieger kommen aus der Region. Das haben sie vor.
Illertissen Das Illertisser Vöhlinschloss oben am Berg haben die Illertisserinnen und Illertisser fast überall in der Stadt im Blick. Doch auf den Weg dort hinauf machen sich nicht viele. Das soll sich ändern: Die Stadt hat vor, die Schlossgärten zu einem Schmuckstück und grünen Anziehungspunkt für Einheimische wie Besuchende zu machen. Jetzt gibt es einen Entwurf, wie das ganze Aussehen könnte. Viele waren neugierig auf das Ergebnis des Architektenwettbewerbs, das nun öffentlich vorgestellt wurde.
„In Illertissen haben wir etwas, das andere im Landkreis gerne hätten: Unser schönes Schloss“, sagt Bürgermeister Jürgen Eisen im Gespräch mit unserer Redaktion. „Also sollten wir auch schauen, dass es gesehen wird.“Daran wird in der Stadt schon eine ganze Weile gearbeitet. Denn bis vor wenigen Jahren gehörten die Schlossgärten nicht der Stadt Illertissen – übrigens ebenso wenig wie das Schloss, in dem die Vöhlin bis 1756 residierten. Der Bau beherbergt neben den Museen Räume der Hochschule Neu-Ulm, daneben sind Außenstellen der Bewährungshilfe und der Gerichtsvollzieher des Amtsgerichts Memmingen hier untergebracht.
Es seien zähe Verhandlungen und Planungen mit der Regierung von Schwaben gewesen, erinnerte der Leiter der Stadtplanung im Rathaus, Florian Schilling, an die Vorgeschichte. Schließlich konnte die Stadt die Schlossgärten kaufen. Ein erster Schritt zur Entwicklung der Gärten als innerstädtisches Grün und Anziehungspunkt. Der nächste Schritt ist jetzt mit dem Architektenwettbewerb gemacht, bei dem eine Jury aus Stadtratsmitgliedern, Verwaltung und
Fachleuten unter der Leitung von Prof. Gerd Aufmkolk (Nürnberg) unter zehn eingereichten Entwürfen vier in die engere Wahl nahmen und schließlich die Platzierungen festlegten.
Warum ein solches Wettbewerbsverfahren? Gerd Aufmkolk erklärte es den zahlreichen Zuhörern in der Fahrzeughalle der alten Feuerwehr. „Man spricht damit den Ehrgeiz der Architekten an, alles zu geben, was sie können.“Bei der Auswahl hätten die Jurymitglieder nicht gewusst, welches Büro welchen Entwurf eingereicht hatte. Aus dem Raum München, sogar aus Berlin, aber auch aus dem Schwäbischen seien Einsendungen
gekommen. Eine große Überraschung sei es für die Jury gewesen, als sie erfuhren, von wem der Siegerentwurf stammte: Es ist das Büro von Stephanie Gresz und Roberto Kaiser aus Ulm, das am Ende am besten gefiel.
Die Jury habe sich bei der Auswahl von zwei wesentlichen Aspekten leiten lassen: Weil es keine konkreten Quellen über die Gartenanlagen des historischen Vöhlinschlosses gab, habe man sich von vermeintlich detaillierten Rekonstruktionsversuchen abgewendet. Eine wichtige Bedingung sei außerdem der Begriff der Angemessenheit gewesen. „Der vorhandene Berg sollte sich nicht zu stark verändern“, beschreibt es Aufmkolk. „Es ging um die Frage, was gehört da hin, und was weniger.“
Der Entwurf des Ulmer Büros kam diesen Vorgaben am nächsten, aber auch der auf Platz zwei gesetzte Entwurf von den Landschaftsarchitekten Lohrer Hochrein aus München sei schon nahe dran gewesen. Was den Juroren beim Siegerentwurf besonders gefallen hat: Die Abgrenzung zwischen den Schlossgärten und dem Garten des Hotels sei hier nicht versteckt, sondern wurde vielmehr zum Thema gemacht: Die trennende Linie zwischen den beiden Bereichen wird demnach zu einem Wandelgang mit Pergola zum Spazierengehen
und Verweilen, gesäumt von Blumenbeeten. Die Regierung von Schwaben als Förderer habe großen Wert auf Barrierefreiheit gelegt – auch die sei im oberen Bereich der Schlossgärten bei dem Entwurf aus Ulm gut gelöst. Schön integriert sei zudem der Zugang zum Schloss von der Vöhlinstraße her, der bislang recht versteckt liegt.
Für die Stadt Illertissen war bei der Planung das Thema Wirtschaftlichkeit besonders interessant. Auch hier konnten die Ulmer offenbar punkten. „Ich habe den Eindruck, dass die Gestaltung maßvoll ist und die Möglichkeiten der Stadt nicht überschritten werden.“Laut Bürgermeister Jürgen Eisen gilt das auch für den Unterhalt der Schlossgärten, der nach der Anfangsinvestition regelmäßig anfällt. Der Entwurf von Gretz und Kaiser hat zwar gewonnen – noch steht aber nicht fest, ob diese Pläne am Ende wirklich umgesetzt werden. Gerd Aufmkolk erklärt, wieso. „Der Wettbewerb ist eine Vorentscheidung, welcher Entwurf realisiert werden könnte.“Zuvor geht es nun aber noch in ein Verhandlungsverfahren. „Man spricht dabei mit allen drei Büros, die auf den ersten drei Plätzen gelandet sind, noch mal. Ist das Vorhaben für das Büro überhaupt zu stemmen? Sind die Pläne machbar?“Erst dann entscheide sich die Stadt. Allerdings sei das Jury-Votum „schon eine starke Entscheidung“, so der Wettbewerbsleiter. Der Vorsprung des Ulmer Büros vor den anderen sei dadurch groß.
Der Vorschlag sei gut und geschickt gemacht, die Proportionen ausgewogen. „Wir haben hier eine Vision, wie es sein könnte. Jetzt gilt es, anzupacken und was draus zu machen.“Illertissen gab Gerd Aufmkolk dazu den guten Rat mit auf den Weg: „Machen Sie’s. Sie werden viel Spaß dabei haben.“