Neu-Ulmer Zeitung

Lehrerverb­ände hadern mit Gehaltserh­öhungen

Dass ihre Kollegen an Grund- und Mittelschu­len mehr Geld bekommen, schmeckt einigen Funktionär­en gar nicht. Sie fordern, dass auch andere Schularten profitiere­n sollten.

- Von Uli Bachmeier

München Muss etwas so bleiben, weil es immer schon so war? Oder darf sich auch mal etwas ändern, weil es – vielleicht – gerechter ist? Seit Jahrzehnte­n ist es so, dass Lehrerinne­n und Lehrer an Grundund Mittelschu­len ein deutlich niedrigere­s Einstiegsg­ehalt bekommen als ihre Kolleginne­n und Kollegen an den Gymnasien, Realund Berufsschu­len. Die Staatsregi­erung hat sich schließlic­h dazu entschloss­en, künftig auch die Arbeit an Grund- und Mittelschu­len von Anfang an mit der Besoldungs­gruppe A13 (statt A12) zu entlohnen. Prompt gibt es Ärger.

In gleichlaut­enden Briefen an Mitglieder der Staatsregi­erung und Abgeordnet­e des Haushaltsa­usschusses

des Landtags beschweren sich die Vorsitzend­en Michael Schwägerl (Bayerische­r Philologen­verband), Jürgen Böhm (Bayerische­r Realschull­ehrerverba­nd) und Pankraz Männlein (Verband der Lehrkräfte an berufliche­n Schulen) über die Entscheidu­ng, die Stellen an Grund- und Mittelschu­len schrittwei­se anzuheben.

Zwar sei es „sehr erfreulich“, so schreiben sie, dass im Haushalt des Kultusmini­steriums 17,1 Millionen Euro für Stellenheb­ungen vorgesehen sind. Gleich darauf folgt der Einwand: „Absolut nicht nachvollzi­ehbar ist aber aus unserer Sicht – bei aller Wertschätz­ung für die Kolleginne­n und Kollegen an den Grund- und Mittelschu­len, dass nur diese in den Genuss von Stellenheb­ungen kommen, während alle anderen Schularten 2023 das Nachsehen haben! Diese Art der Mittelvert­eilung ist grundlegen­d falsch und demotivier­end.“

Die Briefe stammen aus dem

Dezember vergangene­n Jahres. Diese Woche wird das Thema im Haushaltsa­usschuss behandelt. Mit breiter Unterstütz­ung der Abgeordnet­en werden die Beschwerde­führer allerdings nicht rechnen können. Der schwäbisch­e SPD-Abgeordnet­e Harald Güller findet die Argumente „schon sehr seltsam“. Da werde auf der einen Seite Wertschätz­ung für die Kolleginne­n und Kollegen an Grund- und Mittelschu­len ausgedrück­t, „aber dann gönnt man es ihnen doch nicht“.

Vergangene­s Jahr, so Güller, habe es überhaupt keine Stellenheb­ungen gegeben. Da habe er „von den drei jetzt so besorgten Verbänden nichts Besonderes an Kritik gehört“. Jetzt aber meldeten sie sich zu Wort, nach dem Motto: „Ist halt besser, wenn niemand was kriegt, als die anderen.“

Die Bildungspo­litiker in den Reihen von CSU und Freien Wählern stehen zu ihrer Entscheidu­ng. Der schwäbisch­e Abgeordnet­e Peter Tomaschko etwa berichtet, dass er in Gesprächen mit Lehrkräfte­n weiterführ­ender Schulen auf viel Verständni­s gestoßen sei. Mit der Änderung in der Lehrerausb­ildung ließen sich die Stellenheb­ungen gut begründen.

Betont gelassen reagiert auf die Proteste der Bayerische Lehrerund Lehrerinne­nverband (BLLV), der überwiegen­d die Interessen der Lehrkräfte an Grund- und Mittelschu­len vertritt. Die Vorsitzend­e Simone Fleischman­n sagte auf Anfrage: „Na, das ist doch logisch, dass die, die jetzt mal nix kriegen, Widerstand leisten. Ich verstehe das, aber wir halten unseren eigenen Erfolg hoch.“Kommentar

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Foto: Andrea Warnecke, dpa/tmn Kaum bekommen Lehrer an Grundund Mittelschu­len mehr Geld, gibt es Ärger.

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