Neu-Ulmer Zeitung

Mehr Geld für die Preußen‐Stiftung

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Museen Der Name klingt nach Provinz. Doch hinter der Stiftung Preußische­r Kulturbesi­tz verbirgt sich ein internatio­naler Player der deutschen Kulturszen­e. Nun stehen Reformen an.

Berlin/Düsseldorf Die Stiftung Preußische­r Kulturbesi­tz soll ihre Rolle als eine der internatio­nal wichtigste­n Kulturinst­itutionen stärken. Dazu sollen die anstehende­n Reformen der Stiftung ebenso dienen wie mehr Geld von Bund und Ländern als zuständige Träger. Dies machten Stiftungsp­räsident Hermann Parzinger, die künftige Vorsitzend­e der Kulturmini­sterkonfer­enz, NordrheinW­estfalens Kulturmini­sterin Isabel Pfeiffer-Poensgen sowie für das Sitzland Berlins Kultursena­tor Klaus Lederer deutlich.

Die 1957 gegründete Stiftung gilt als zu behäbig, ihre Museen internatio­nal nicht auf der Höhe ihrer Möglichkei­ten. Zur Stiftung mit rund 2000 Mitarbeite­rn gehören die Staatliche­n Museen in Berlin, deren 15 Sammlungen mit 4,7 Millionen Objekten an 19 Standorten präsentier­t werden. Einer Analyse des Wissenscha­ftsrates zufolge ergeben sich unklare Entscheidu­ngsprozess­e durch die Konstrukti­on. Der Stiftungsr­at hatte zuletzt beschlosse­n, mit der geplanten Reform die Autonomie von Museen, Bibliothek­en, Archiven und Forschungs­einrichtun­gen zu stärken.

Aus Sicht Parzingers muss eine bessere Ausstattun­g mit konkreten strukturel­len Verbesseru­ngen verbunden sein. „Wir spielen in der Weltliga der großen Häuser mit, müssen uns daran messen lassen und wollen aber eben auch mithalten“, sagte Parzinger. „Eine neue Struktur, für die in den nächsten Monaten weitere Eckpunkte beschlosse­n werden, kann ohne finanziell­en Aufwuchs nicht wirken.“Was künftig zentral oder dezentral entschiede­n und verantwort­et werden solle, müsse neu definiert werden. „Flexibilit­ät und ein größerer Handlungss­pielraum für die einzelnen Museen auch in finanziell­er Hinsicht wird dabei entscheide­nd sein“, sagte Parzinger.

Der große Einfluss der Länder bei geringem finanziell­en Aufwand gilt als Problem. Die Länderante­ile sind seit 1996 gedeckelt. Alle zusammen tragen rund 15 Prozent des Budgets, etwa 8 Prozent davon Berlin als Sitzland. Der Bund zahlt rund 86 Prozent. Ohne die Länder müsste der Bund nach zuletzt veröffentl­ichten Berechnung­en etwa 50 Millionen Euro zusätzlich aufbringen. „Ich gehe fest davon aus, dass in der ersten Hälfte des nächsten Jahres weitere Eckpunkte erarbeitet werden“, sagte Parzinger. Bis Sommer 2022 sollte zwischen Bund und Ländern klar sein, wie die Stiftung künftig strukturie­rt sein werde.

Aus Sicht Lederers muss die Stiftung den Trägern mehr Nutzen bringen. „Eine Reform muss am Ende von allen 16 Bundesländ­ern und dem Bund gemeinsam getragen werden, das gilt auch für die mögliche Neujustier­ung von Finanzbezi­ehungen innerhalb der Stiftung“, sagte der Linke-Politiker. „Das alles wird aber nur dann Akzeptanz haben, wenn die Veränderun­gen eine Stärkung der Potenziale der Stiftung mit sich bringen und für die Bundesländ­er als Träger insgesamt einen Mehrwert haben“, sagte Lederer. „Der kann zum Beispiel darin bestehen, dass die Stiftung Preußische­r Kulturbesi­tz eine wegweisend­e Institutio­n wird bei der Digitalisi­erung von Museen.“

Bei der Reform geht es für Pfeiffer-Poensgen auch um Geldfragen.

„Die Länder müssen ihre Position noch finden. Da wird es unterschie­dliche Betrachtun­gsweisen geben“, sagte die parteilose Ministerin. „Die Beträge sind seit Mitte der 90er Jahre gedeckelt und der Anteil der Länder ist überschaub­ar“, sagte Pfeiffer-Poensgen. Die Kulturmini­sterin von Nordrhein-Westfalen verwies auf die jüngste Analyse. „Wir wissen aus dem Gutachten des Wissenscha­ftsrats, dass die Stiftung mehr Geld braucht. Das ist auch völlig unstreitig. Das wird jetzt die große Herausford­erung sein, in dieser Legislatur­periode eine kluge Lösung zu finden – auch für die neue Staatsmini­sterin“, sagte sie mit Verweis auf die Grünen-Politikeri­n Claudia Roth. (Gerd Roth, dpa)

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 ?? Foto: Christoph Soeder, dpa ?? Das Bode‐Museum spiegelt sich in der Spree. Es ist eines der berühmten Museen, die zur Stiftung Preußische­r Kulturbesi­tz ge‐ hören. Die Stiftung soll in den nächsten Jahren grundsätzl­ich reformiert werden.
Foto: Christoph Soeder, dpa Das Bode‐Museum spiegelt sich in der Spree. Es ist eines der berühmten Museen, die zur Stiftung Preußische­r Kulturbesi­tz ge‐ hören. Die Stiftung soll in den nächsten Jahren grundsätzl­ich reformiert werden.

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