Der Glanz der Vergangenheit
TV Historische Stoffe bringen verlässlich gute Einschaltquoten. Mit „Eldorado KaDeWe – Jetzt ist unsere Zeit“und „Der Palast“laufen nun gleich zwei spektakuläre deutsche Serien im Fernsehen.
Berlin Spielfilme oder TV-Serien mit historischen Inhalten wie beispielsweise „Das Leben der Anderen“oder „Die Flucht“erreichten und faszinierten in Deutschland ein Millionenpublikum. Dasselbe gilt erst recht für Blockbuster wie „Schindlers Liste“oder „Once Upon a Time in Hollywood“, um nur zwei herausragende Produktionen zu nennen. Kein Wunder also, dass sich die Sender zum Jahreswechsel mit Historien-Highlights zu übertreffen suchen: In jenen Wochen zieht es zuverlässig ein großes Publikum vor die Mattscheibe. Derzeit dürften es aufgrund der CoronaMaßnahmen sogar noch mehr Zuschauerinnen und Zuschauer sein.
Und so geht Das Erste mit der Miniserie „Eldorado KaDeWe – Jetzt ist unsere Zeit“an den Start. Sie wird an diesem Montag von 20.15 Uhr an ausgestrahlt – alle sechs Folgen hintereinander. Wie so viele deutsche Historienserien spielt auch diese in der Hauptstadt. Es geht um Berlin in den „Roaring Twenties“, eine Stadt mit zwei Gesichtern: Geprägt von politischen Unruhen, Inflation und politischer Radikalisierung, wie es in der Ankündigung heißt. Zugleich aber sei Berlin eine moderne Metropole, in deren pulsierendem Nachtleben Emanzipation, sexuelle Diversität und gesellschaftliche Utopien aufblühten. Mittendrin: das Luxuskaufhaus KaDeWe, gegründet und erfolgreich geführt von der jüdischen Unternehmerfamilie Jandorf. Dort kreuzen sich die Wege von Hedi, Fritzi, Harry und Georg.
Regisseurin Julia von Heinz inszeniert mit „Eldorado KaDeWe – Jetzt ist unsere Zeit“ein Epos über eine Freundschaft zwischen diesen ungleichen jungen Menschen, die nach einer durchzechten Nacht einen Schwur ablegen – ihre Chance aufs Glück niemals vorüberziehen zu lassen. Am Ende des bewegten
Jahrzehnts steht neben der Existenz des KaDeWe auch die Freundschaft und Zukunft des „Kleeblatts“auf dem Spiel. In den Hauptrollen zu sehen: Valerie Stoll, Lia von Blarer, Joel Basman und Damian Thüne.
Spektakulärer besetzt ist die ZDF-Produktion „Der Palast“, bei der Uli Edel Regie führte. Hauptdarstellerin Svenja Jung ist darin in einer herrlichen Doppelrolle zu sehen, der Dreiteiler läuft am 3., 4. und 5. Januar jeweils um 20.15 Uhr. Mit Heino Ferch und Anja Kling sind Jung zwei Topstars des deutschen Schauspiels zur Seite gestellt.
Auch bei „Der Palast“ist Berlin der Schauplatz – diesmal als Hauptstadt der späten DDR. Vor der glamourösen Kulisse des Friedrichstadt-Palastes wird eine deutschdeutsche Familiengeschichte erzählt: Die Solotänzerin Chris steht plötzlich ihrer bis dahin unbekannten Zwillingsschwester Marlene aus Westdeutschland gegenüber. Beide versuchen, hinter das Familiengeheimnis zu kommen, das zu ihrer Trennung kurz vor dem Mauerbau 1961 führte. Es entspinnt sich eine dramatische Familiengeschichte mit – so viel sei verraten – gutem Ende.
Die Faszination für historische Stoffe ist übrigens kein modernes Phänomen. Sie reicht zurück bis in die Anfangsjahre des Films. „The Birth of a Nation“aus dem Jahr 1915 war einer der ersten sogenannten abendfüllenden Kinostreifen mit historischer Handlung. Überhaupt verdeutlicht ein Blick in die Geschichte Hollywoods, dass dieses Genre einige von den bis heute bekanntesten Filmen hervorgebracht hat – man denke nur an „Vom Winde verweht“oder „Ben Hur“.
Den Grund für den Erfolg kann der Großmeister des Humors, Gerhard Polt, erklären. In einer seiner Nummern sagt er: „Ich schau halt nicht mehr so viel fern wie früher. Und wenn doch, dann schau ich mir Sachen an, wo ich sagen kann: Da profitiere ich! Geschichte zum Beispiel, das schaue ich mir an, da lernst du was, das ist interessant.“
Etwas ernsthafter analysierte der Medienpsychologe Frank Schwab: „Eine Geschichte mit Anfang, Höhepunkt und Ende, die zusätzlich noch an einem Konflikt entlang erzählt ist, hilft uns, Ordnung in unser Wissen zu bringen.“Das Fernsehpublikum wolle eine Geschichte erzählt bekommen, so Schwab. Dokumentationen seien anstrengender.