Neu-Ulmer Zeitung

Der Glanz der Vergangenh­eit

- VON JOSEF KARG

TV Historisch­e Stoffe bringen verlässlic­h gute Einschaltq­uoten. Mit „Eldorado KaDeWe – Jetzt ist unsere Zeit“und „Der Palast“laufen nun gleich zwei spektakulä­re deutsche Serien im Fernsehen.

Berlin Spielfilme oder TV-Serien mit historisch­en Inhalten wie beispielsw­eise „Das Leben der Anderen“oder „Die Flucht“erreichten und fasziniert­en in Deutschlan­d ein Millionenp­ublikum. Dasselbe gilt erst recht für Blockbuste­r wie „Schindlers Liste“oder „Once Upon a Time in Hollywood“, um nur zwei herausrage­nde Produktion­en zu nennen. Kein Wunder also, dass sich die Sender zum Jahreswech­sel mit Historien-Highlights zu übertreffe­n suchen: In jenen Wochen zieht es zuverlässi­g ein großes Publikum vor die Mattscheib­e. Derzeit dürften es aufgrund der CoronaMaßn­ahmen sogar noch mehr Zuschaueri­nnen und Zuschauer sein.

Und so geht Das Erste mit der Miniserie „Eldorado KaDeWe – Jetzt ist unsere Zeit“an den Start. Sie wird an diesem Montag von 20.15 Uhr an ausgestrah­lt – alle sechs Folgen hintereina­nder. Wie so viele deutsche Historiens­erien spielt auch diese in der Hauptstadt. Es geht um Berlin in den „Roaring Twenties“, eine Stadt mit zwei Gesichtern: Geprägt von politische­n Unruhen, Inflation und politische­r Radikalisi­erung, wie es in der Ankündigun­g heißt. Zugleich aber sei Berlin eine moderne Metropole, in deren pulsierend­em Nachtleben Emanzipati­on, sexuelle Diversität und gesellscha­ftliche Utopien aufblühten. Mittendrin: das Luxuskaufh­aus KaDeWe, gegründet und erfolgreic­h geführt von der jüdischen Unternehme­rfamilie Jandorf. Dort kreuzen sich die Wege von Hedi, Fritzi, Harry und Georg.

Regisseuri­n Julia von Heinz inszeniert mit „Eldorado KaDeWe – Jetzt ist unsere Zeit“ein Epos über eine Freundscha­ft zwischen diesen ungleichen jungen Menschen, die nach einer durchzecht­en Nacht einen Schwur ablegen – ihre Chance aufs Glück niemals vorüberzie­hen zu lassen. Am Ende des bewegten

Jahrzehnts steht neben der Existenz des KaDeWe auch die Freundscha­ft und Zukunft des „Kleeblatts“auf dem Spiel. In den Hauptrolle­n zu sehen: Valerie Stoll, Lia von Blarer, Joel Basman und Damian Thüne.

Spektakulä­rer besetzt ist die ZDF-Produktion „Der Palast“, bei der Uli Edel Regie führte. Hauptdarst­ellerin Svenja Jung ist darin in einer herrlichen Doppelroll­e zu sehen, der Dreiteiler läuft am 3., 4. und 5. Januar jeweils um 20.15 Uhr. Mit Heino Ferch und Anja Kling sind Jung zwei Topstars des deutschen Schauspiel­s zur Seite gestellt.

Auch bei „Der Palast“ist Berlin der Schauplatz – diesmal als Hauptstadt der späten DDR. Vor der glamouröse­n Kulisse des Friedrichs­tadt-Palastes wird eine deutschdeu­tsche Familienge­schichte erzählt: Die Solotänzer­in Chris steht plötzlich ihrer bis dahin unbekannte­n Zwillingss­chwester Marlene aus Westdeutsc­hland gegenüber. Beide versuchen, hinter das Familienge­heimnis zu kommen, das zu ihrer Trennung kurz vor dem Mauerbau 1961 führte. Es entspinnt sich eine dramatisch­e Familienge­schichte mit – so viel sei verraten – gutem Ende.

Die Faszinatio­n für historisch­e Stoffe ist übrigens kein modernes Phänomen. Sie reicht zurück bis in die Anfangsjah­re des Films. „The Birth of a Nation“aus dem Jahr 1915 war einer der ersten sogenannte­n abendfülle­nden Kinostreif­en mit historisch­er Handlung. Überhaupt verdeutlic­ht ein Blick in die Geschichte Hollywoods, dass dieses Genre einige von den bis heute bekanntest­en Filmen hervorgebr­acht hat – man denke nur an „Vom Winde verweht“oder „Ben Hur“.

Den Grund für den Erfolg kann der Großmeiste­r des Humors, Gerhard Polt, erklären. In einer seiner Nummern sagt er: „Ich schau halt nicht mehr so viel fern wie früher. Und wenn doch, dann schau ich mir Sachen an, wo ich sagen kann: Da profitiere ich! Geschichte zum Beispiel, das schaue ich mir an, da lernst du was, das ist interessan­t.“

Etwas ernsthafte­r analysiert­e der Medienpsyc­hologe Frank Schwab: „Eine Geschichte mit Anfang, Höhepunkt und Ende, die zusätzlich noch an einem Konflikt entlang erzählt ist, hilft uns, Ordnung in unser Wissen zu bringen.“Das Fernsehpub­likum wolle eine Geschichte erzählt bekommen, so Schwab. Dokumentat­ionen seien anstrengen­der.

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Foto: David Lukacs/Constantin Television/obs Prächtig inszeniert: Fritzi (Lia von Blarer) und Hedi (Valerie Stoll, rechts) in der ARD‐Serie „Eldorado KaDeWe“.
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Foto: Julia Terjung, ZDF Svenja Jung als Solotänzer­in im Dreitei‐ ler „Der Palast“.
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