Wird das Gasthaus Adler in Pfuhl abgerissen?
Gastronomie Die frühere Gaststätte hat einen neuen Besitzer. Alle müssen raus. Verliert Pfuhl jetzt das nächste Gebäude, das über Jahre hinweg das Ortsbild prägte?
Neuulm Mit einem Zettel an der Eingangstür werden Kunden bereits seit Längerem darauf aufmerksam gemacht: Der Activ Kebap im früheren Hotel Adler in Pfuhl muss schließen. „Wir hätten sehr gerne weitergemacht“, sagt Geschäftsführer Sinan Temel. Das Aus für seinen Döner-laden kam für ihn überraschend, hatte er eigentlich noch einen gültigen Mietvertrag. Doch das Gebäude wurde verkauft. Was hat der neue Besitzer nun damit vor?
Schon an diesem Freitag ist für den Activ Kebap Schluss in Pfuhl. Ende 2019 wurde das Lokal an der Leipheimer Straße eröffnet. Mehrere Gastronomen hatten zuvor versucht, in dem alten Gasthaus Fuß zu fassen. So wirklich lang ausgehalten hat es aber keiner. Vier verschiedene Wirte sollen es binnen zwei Jahren gewesen sein, bevor sie kamen, erzählt Temel. „Viele Kunden haben es uns nicht zugetraut. Der Ruf der Gaststätte war eigentlich schon ruiniert. Aber wir haben es gewagt“, sagt er.
Temel und sein Team waren auch bis zuletzt zufrieden. Neben ihren
Standorten in Ehingen, Biberach und bald auch einem in Munderkingen würden sie gerne zwischen Offenhausen und Burlafingen bleiben. Zwar habe die Corona-pandemie und der Lockdown einiges kaputtgemacht, das System aber habe funktioniert. Neben dem klassischen Geschäft mit Döner, Pizza und Falafel war in einem Nebenraum eine Sports-bar zum Fußballschauen eingerichtet. Bei Champions League unter der Woche oder auch bei Bundesliga-spitzenspielen am Wochenende sei immer was los gewesen. Anfang dieses Jahres habe er dann erfahren, dass der Besitzer des Gebäudes gewechselt hat. Kurz darauf sei der neue Eigentümer auf ihn sowie die Mieter der Fremdenzimmer in den Obergeschossen zugekommen und habe ihnen zu verstehen gegeben, dass alle so schnell wie möglich raus sollten. Er wolle das Gebäude abreißen. Temel verwies auf seinen noch bis Ende kommenden Jahres bestehenden Mietvertrag und eine darin vereinbarte Entschädigung, sollte das Verhältnis vorzeitig beendet werden. Inzwischen
habe man „einen Nenner“gefunden. Verliert Pfuhl nun ein weiteres Gebäude, das über Jahrzehnte hinweg das Ortsbild prägte? Erst vor zwei Jahren wurde direkt nebenan das in die Jahre gekommene Gebäude der früheren Pfuhler Brauerei Maxl-bräu platt gemacht. Mittlerweile hat der Ulmer Drogeriekönig Erwin Müller auf dem Grundstück zwei fünfgeschossige Neubauten mit einem dreistöckigen Zwischenbau errichten lassen. Anfang der Woche eröffnete dort eine neue Bäckerei, die siebte im Ort.
Ähnliches würde eigentlich gerne auch Aydin Colak, der den Adler gekauft hat, umsetzen. Der Ulmer Bauunternehmer plante das alte Gasthaus, in dem 2001 die damalige 80-jährige Wirtin von noch immer unbekannten Tätern überfallen, geknebelt und dann verstorben war, komplett abzureißen. Auf einer Tiefgarage wollte er Wohnungen mit einer Gesamtfläche von rund 1600 Quadratmetern errichten. Das Problem aber: Während bei Maxlbräu ein neuer Bebauungsplan aufgestellt wurde, muss sich der Unternehmer an den bestehenden halten. Zulässig sind dort nur drei bis vier
Geschosse. Und wie die Neu-ulmer Stadtverwaltung auf Anfrage mitteilte, müssten bei einem Neubau auch die Abstandsregelungen eingehalten werden.
„Das lohnt sich für mich nicht“, sagt Colak. Dadurch würden ihm um die 400 Quadratmeter Wohnfläche verloren gehen. Er habe zwar dem Besitzer des alten Polizeigebäudes daneben ein Angebot unterbreitet, die würden aber nicht verkaufen wollen. Sein neuer Plan sieht jetzt vor, den Bestand einer Kernsanierung zu unterziehen und um ein Stockwerk zu erhöhen, sodass am Ende 30 neue Ein-zimmer-appartements mit Bad und eigener Küche entstehen. Geht sein neuer Antrag bei der Stadt durch, soll das Vorhaben im kommenden Jahr fertig sein.
Für das Erdgeschoss seien noch nicht alle Ideen spruchreif. Laut Colak soll wieder eine „Gaststätte“einziehen. Ihm schwebt eine türkische Bäckerei vor, wo man auch frühstücken kann. Die Terrasse davor wolle er komplett ausnutzen. Der Drogeriekönig Müller habe „etwas Schönes“hingestellt, der neue Rewemarkt sei schön. Jetzt will auch er am Adler „etwas Schönes“bauen.