Schon mal mit dem Klopapier-Horten beginnen?
macht? Nein, jetzt ist die Zeit. Jetzt gibt es auch noch alle tollen Sorten: superflauschig, seidenweich, fein gekreppt, mit Einhörnern bedruckt oder solche mit Pflege! Eine sagenhafte Auswahl. Und bitte mal das böse Wort horten vergessen und durch bevorraten ersetzen. Sofort fühlt man sich als direkter Abkömmling jener legendären schwäbischen Hausfrau, die doch angeblich immer von allem noch etwas in Vorratskammer oder -keller hat: Nudeln, Reis, Waschmittel, Ketchup. Nur Sie können jetzt zu Recht sagen, das ist meine Oma! Wer jetzt in großen Mengen kauft, der hilft ja auch: Schon mal einer weniger, der sich vielleicht im Dezember mit anderen um die letzte Rolle balgt. Womöglich wird das Klopapier ja auch teurer? Ein Fuchs, wer sich dann schon eingedeckt hat. Was vor allem aber für den Großeinkauf spricht: Man muss keine Sekunde mehr über das Thema nachdenken!
Steigende Infektionszahlen, strengere Vorgaben – es ist Herbst, die aktuellen Corona-Entwicklungen fühlen sich aber an, als würden wir den Frühling wiederholen. Wer allerdings meint, er hat aus der Zeit gelernt, und anfängt, vor allen anderen Klopapier zu horten, dem ist nicht mehr zu helfen. Was sich seit damals nicht geändert hat: Wenn das Klopapier wegen den Hortern ausverkauft ist und die Menschen auf Alternativen wie Taschentücher und Küchenrolle zurückgreifen, sorgt das für Verstopfungen im Abwassernetz. Das Argument, dass andere einem nicht zuvorkommen sollen, zählt nicht. Psychologen erklären die Horterei unter anderem mit dem Herdentrieb des Menschen. Das bedeutet: Wer anfängt zu horten, trägt Schuld daran, dass andere folgen, und ist mitverantwortlich für scheußliche Szenen. In Mannheim kam es zum Beispiel wegen Klopapiers zu einer Schlägerei zwischen einem Mitarbeiter und einem Kunden. Schließlich ist es schlimm genug, dass wir Deutschen einmal dafür bekannt wurden, in Zeiten der Krise dem Stuhlgang höchste Priorität eingeräumt zu haben – während bei den Franzosen Kondome, bei den Italienern Wein und bei den Niederländern Cannabis Mangelware waren. In anderen Nationen also gerieten die genüsslichen Laster in den Vordergrund, wir haben uns selbst auf unsere Grundbedürfnisse reduziert. Nun gilt es sicherzustellen, dass wir uns nicht ein weiteres Mal zum Gespött der Welt machen. Statt unsere Fehler zu wiederholen, sollten wir lieber aus der Vergangenheit lernen und daraus Zuversicht schöpfen. Die erste Welle haben wir schließlich auch verhältnismäßig gut überstanden. Gehen wir dieses Mal mit Optimismus voran – und nicht mit Einkaufswagen voller Klopapier nach Hause.