Es gibt ein Leben neben Corona
Viele Menschen sind ganz schön Corona-fixiert. Fast scheint es, als teilten sie das Leben nur noch in drei Phasen ein: In die selige Vor-Corona-Zeit, als man sich bei Après-Ski-Partys bis auf einen Abstand von maximal zwei Nasenlängen lustig näher kam, die gegenwärtige Corona-Masken-Ära und die Nach-Corona-Epoche, wenn endlich wieder Après-SkiPartys, also eine Existenz in Backennähe möglich ist. Die Zeitteilung hat alle anderen historischen Zäsuren (vor und nach Christus, vor und nach dem Zweiten Weltkrieg, vor und nach der Wiedervereinigung) in Quarantäne geschickt.
Doch nicht nur das Coronavirus, auch Fixierungen sind gefährlich, wie es hinlänglich durch die Neurosenlehre Sigmund Freuds belegt ist. Also kämpfen wir gegen Blickwinkel-Verengungen an und erkennen erleichtert: Es gibt so viele andere gravierende Probleme, auf die es sich ebenfalls prächtig fixieren lässt, so etwa der Frage, wie wir noch mehr Pakete bestellen können, um gar nicht mehr das Haus zu verlassen. Nicht nur auf dem Feld gehört Verkehrsminister Scheuer zu den Vorboten revolutionärer Umwälzungen. Er kann sich vorstellen, Pakete künftig per U-Bahn zu transportieren. Frankfurter Forscher bringen nun Trambahnen ins Spiel, weil sie mehr Haltestellen anfahren. Seien wir also glücklich angesichts solch kreativer Köpfe in Corona-Sphären.
Und freuen wir uns, dass der Forschergeist fundamentale Menschheitsprobleme zupackend angeht. So ruhten Experten des Autobauers Ford nicht eher, bis dass sie „einen künstlichen Vogelkot entwickelt haben, um Fahrzeug-Lackierungen realitätsnah zu optimieren“. Dabei wurden die Exkremente künstlich nachgebaut, was schwer ist. Denn der in rasender Geschwindigkeit ausgeschiedene Vogelkot, so Ford, sei oftmals weiß und schwarz. Beim weißen Teil handele es sich um Harnsäure, beim schwarzen um verdaute Nahrung. Die fiese Mischung soll Lacken dank innovativer Technik nicht mehr so zusetzen. Geschichte wird gemacht. Es geht voran. Das lässt für die Nach-Corona-Ära hoffen. Dabei müsste Ford den neuen WerbeSlogan „Besser ankommen“noch mal nachoptimieren. Besser wäre: Sauberer ankommen. Das passt auch ideal zur Klima-Diskussion.