Bußgeld für Kapitän Reisch
Landsberger soll 300 000 Euro zahlen
Rom/Landsberg Der Kapitän des Rettungsschiffes „Eleonore“, Claus-Peter Reisch aus Landsberg am Lech, soll ein Bußgeld in Höhe von 300 000 Euro bezahlen. Wie berichtet, hat er den Notstand geltend gemacht und ist trotz eines Verbots mit etwa 100 Migranten an Bord in den Hafen Pozzallo auf Sizilien eingelaufen. Gegen das Bußgeld will er juristisch vorgehen, erklärte er am Freitag gegenüber unserer Zeitung. „Zur Not fechte ich es bis zum Europäischen Gerichtshof durch.“Denn Reisch sieht das Recht auf seiner Seite.
Auch hofft Reisch noch darauf, dass die gesetzlichen Vorgaben des früheren italienischen Innenministers Matteo Salvini keinen Bestand mehr haben. Der rechte Politiker hatte die Häfen seines Landes für Schiffe mit Flüchtlingen weitgehend geschlossen. Doch mittlerweile gibt es eine neue italienische Regierung, der Salvini nicht mehr angehört.
Im Gespräch mit unserer Zeitung betont Kapitän Reisch, keine andere Wahl gehabt zu haben, als den italienischen Hafen anzusteuern. Acht Tage und Nächte waren die 104 Migranten und die neunköpfige Crew auf 46 Quadratmetern eingepfercht. „Ich kann vor meiner Crew nur den Hut ziehen.“Durch ein Gewitter spitzte sich die Lage massiv zu. „Alle waren komplett nass. Und ich trage die Verantwortung nicht nur für meine Besatzung, sondern auch für meine Gäste.“Die Zeit habe durch das Unwetter gedrängt: „Ich werde da draußen auf dem Meer nicht untergehen, nur weil Herr Salvini das will.“Reisch betont, er sah sich gezwungen, den Notstand zu erklären.
Wie es mit seinem Schiff, der „Eleonore“, weitergeht, ist noch völlig offen. „Momentan ist es beschlagnahmt“, sagt Reisch. Der Sprecher der Organisation Mission Lifeline, Axel Steier, rechnet mit einem Verlust des Schiffes, das einen Wert von etwa 300000 Euro habe. Für den Kauf eines neuen Schiffes gebe es aber bereits Spendenzusagen. Im vergangenen Jahr hatte die Organisation das Schiff „Lifeline“verloren, das in Malta beschlagnahmt wurde.
Auch Kapitän Reisch, auf dessen Namen die „Eleonore“läuft, hält es „nicht für unwahrscheinlich“, dass er sein Schiff nicht mehr zurückbekommt. Es wäre aber völlig falsch, jetzt aufzugeben. (mit dpa)