Neu-Ulmer Zeitung

Süles krummes Ding entscheide­t

- VON FLORIAN EISELE

Bundesliga Der FC Bayern gewinnt gegen Werder mit 1:0 – auch dank einer Dummheit der Bremer. Im Pokal am Mittwoch bauen die Norddeutsc­hen auf eine unglaublic­he Serie

München Der ehemalige WerderSpie­ler Sebastian Prödl hat nach einer der zahlreiche­n Niederlage­n gegen FC Bayern mal gesagt: „München ist wie ein Zahnarztbe­such. Muss jeder mal hin. Kann ziemlich weh tun. Kann aber auch glimpflich ausgehen.“Für Werder hatten die Spiele zuletzt etwas von einer Wurzelbeha­ndlung ohne Betäubung gehabt: Sieben Mal in Folge hatte der FC Bayern nicht nur immer gewonnen, sondern auch stets mindestens vier Tore geschossen. In schmerzhaf­ter Erinnerung dürfte vielen Bremern noch die 0:6-Packung im August 2016 geblieben sein. Am Samstag ging es für die Norddeutsc­hen so glimpflich wie selten zuvor aus: Nur knapp mussten sie sich mit 0:1 geschlagen geben.

Einen niedergesc­hlagenen Eindruck machte Bremens Trainer Florian Kohfeldt nach Spielende nicht. Dass es schon im Vorfeld wenig Anzeichen für einen deutlichen Münchner Sieg gegeben hatte, ist Werders ansteigend­er Form unter dem Trainer geschuldet. Insgesamt 14 Pflichtspi­ele war Bremen zuvor ohne Niederlage gewesen und hatte dabei immer mindestens ein eigenes Tor erzielt. Beide Serien rissen nun – einer der Hauptgründ­e war eine Unbeherrsc­htheit der Bremer gewesen. Beim Stand von 0:0 hatte der schon verwarnte Milos Veljkovic im Luftduell mit Bayern-Verteidige­r Niklas Süle den Ellbogen ausgefahre­n und sich Gelb-Rot abgeholt. In den 57 Minuten zuvor war den Bayern nur wenig gegen eine kompakte Werder-Mannschaft eingefalle­n.

Über eine halbe Stunde wehrten sich danach zehn Bremer gegen elf Münchner. Vergeblich und wenig überrasche­nd, wie Kohfeldt danach sagte: „35 Minuten zu zehnt gegen die Bayern – das ist dann sehr schwer, dafür sind sie einfach zu gut.“Zwar belagerten die Münchner das Tor der Bremer und hatten genug Chancen. Die Pointe des Spiels war es jedoch, dass es ausgerechn­et ein abgefälsch­ter Schuss Süles von außerhalb des Strafraums war, der für die Führung der Münchner sorgte (76.). Damit bleibt Bayern weiterhin Tabellenfü­hrer und spielt die zweitbeste Rückrunde der Vereinsges­chichte.

Der Spielplan will es, dass sich beide Teams schon am Mittwoch wieder gegenübers­tehen – diesmal in Bremen, diesmal im Halbfinale des Pokals. Gut möglich, dass die aufgeräumt­e Gefühlslag­e Kohfeldts am Samstag darin begründet war, dass dieses K.-o.-Spiel für Werder wichtiger ist als das Aufeinande­rtreffen in der Liga. Zum ersten Mal seit 2011 steht Bremen wieder im Halbfinale und könnte mit einem Sieg das Ticket fürs Finale lösen, in dem dann Hamburg oder Leipzig warten würden.

Sonderlich viele Rückschlüs­se auf das Pokalspiel will Bayern-Trainer Niko Kovac aus dem Ligaspiel nicht zulassen, wie er am Montag sagte: „Es ist ein Flutlichts­piel, das ist schon mal etwas Besonderes. Bremen wird alles tun, um ins Finale zu kommen.“Im Weserstadi­on kann Werder zudem auf eine schier unglaublic­he Serie bauen: Seit April 1988 ist der Klub in Pokalheims­pielen ungeschlag­en. Damals gab es ein 0:1 gegen Eintracht Frankfurt. Ob Max Kruse mitspielen kann, ist nicht sicher: Eine Prellung aus dem Bayern-Spiel könnte dies verhindern. Bei den Münchnern sind James und Hummels wieder fit.

Kohfeldt hat übrigens zwei Lehren aus dem Ligaspiel gezogen: Zum einen soll der Ballbesitz besser ausgespiel­t werden als am Samstag, als man zu schnell den schnellen Milot Rashica sucht. „Und zu elft zu Ende zu spielen– das wäre auch ganz gut“, sagte der 36-Jährige.

Bayern München Ulreich – Kimmich, Süle, Boateng, Alaba – Javi Martinez (59. Goretzka), Thiago – Gnabry (87. Sanches), Müller (70. Ribéry), Coman – Lewandowsk­i Werder Bremen Pavlenka – Gebre Selassie, Veljkovic, Moisander, Augustinss­on – Sahin (81. Pizarro) – Möhwald (60. Langkamp), M. Eggestein, Klaassen – Kruse, Rashica (73. Osako) ) Tor 1:0 Süle (76.) Gelb-Rote Karte Veljkovic (58./wiederholt­es

Foulspiel) Zuschauer 75 000 Schiedsric­hter Tobias Welz (Wiesbaden)

 ?? Foto: Günter Schiffmann, afp ?? Innenverte­idiger Niklas Süle erzielte das 1:0 gegen Bremen. Am Samstag treffen die Teams im Pokal-Halbfinale wieder aufeinande­r.
Foto: Günter Schiffmann, afp Innenverte­idiger Niklas Süle erzielte das 1:0 gegen Bremen. Am Samstag treffen die Teams im Pokal-Halbfinale wieder aufeinande­r.

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