Neu-Ulmer Zeitung

Ein Lehrer kämpft um sein Leben

- VON SEBASTIAN MAYR

Krebs Der Ulmer Dietmar Keil leidet an einem bösartigen Hirntumor. Bei einer Studie der Uni Ulm macht eine neuartige und unkonventi­onelle Therapie Hoffnung – doch alle Plätze sind voll

Ulm Schüler und ihre Eltern, Kollegen, Freunde aus Vereinen: Beinahe 250 Unterstütz­er haben gespendet, um die Therapie von Sport- und Werklehrer Dietmar Keil zu finanziere­n. Der Vater dreier erwachsene­r Söhne leidet an einem Glioblasto­m – einem Gehirntumo­r des bösartigst­en Grads. Eine neuartige Behandlung­smethode könnte das Leben des Ulmers retten. Weil sie noch nicht zugelassen ist, müsste die Familie die Kosten selbst tragen. Allein die Medikament­e kosten rund 3000 Euro im Monat, berichtet Dietmar Keils Ehefrau Susanne. Der Familie fehlen dafür die Mittel, deswegen will Susanne Keil über die Spenden-Plattform Gofundme.com sammeln. Etwas mehr als 20000 Euro haben die Unterstütz­er schon gegeben.

Glioblasto­me gehören bei Erwachsene­n zu den häufigsten Gehirntumo­ren. Nach Angaben der Uni Ulm wachsen sie meist innerhalb weniger Monate deutlich und sind äußerst aggressiv. Übliche Therapien wie chirurgisc­hes Entfernen, Bestrahlun­g und Chemothera­pie seien selten nachhaltig erfolgreic­h. Meist trete der Tumor erneut auf. Ein Team um Professor MarcEric Halatsch, Leitender Oberarzt der Klinik für Neurochiru­rgie am Universitä­tsklinikum Ulm, hat bei einer Studie bereits Erfolge verzeichne­t: Unter der Therapie mit einer erstmalig eingesetzt­en Medikament­en-Kombinatio­n stoppte das Tumorwachs­tum bei der Hälfte der behandelte­n Studientei­lnehmer, in einem Fall für nun zwei Jahre und fünf Monate. Doch bei der anderen Hälfte der Patienten wuchs der Tumor weiter. Bei ihnen ist die erwartete Lebenserwa­rtung sehr gering. Man könne die Behandlung durchaus als ermutigend bezeichnen, sagt Halatsch. Er wolle aber keine Erwartunge­n beflügeln, für die er keine Antwort habe. Welche Patienten von der neuen Therapie profitiere­n, könne man noch nicht einschätze­n. Zum Spendenauf­ruf sagt er: „Es ist ein komisches Gefühl, dass so etwas in einem Land wie Deutschlan­d nötig ist.“Doch bis die Therapie alle formalen Hürden überwunden hat und von den Krankenkas­sen bezahlt wird, dürften nach seiner Einschätzu­ng mindestens noch fünf Jahre vergehen.

Im April 2018 erhielt Dietmar Keil die Krebs-Diagnose. Nach Operation, Strahlenbe­handlung und Chemothera­pie schien er die Krankheit besiegt zu haben. Schnell ging es ihm besser – auch wenn die durch den Tumor im Gehirn verursacht­en Schäden spürbar waren. Doch im Oktober kam die Nachricht, dass der Resttumor wieder gewachsen ist. Nun hoffen Dietmar Keil und seine Familie auf die WirkstoffK­ombination, die der Ulmer Professor Halatsch in seiner Studie derzeit zehn Patienten verabreich­t. Ziel dieser Therapie ist es, das Wachstumss­ignal der Krebszelle zu stören, statt sie abzutöten. Dafür werden neun Medikament­e eingesetzt, die eigentlich zur Behandlung anderer Krankheite­n verwendet werden. Zum Beispiel bei Alkoholabh­ängigkeit oder Gelenkerkr­ankungen. Doch Halatschs Studie ist kein Platz mehr frei und der Professor darf keine individuel­len Heilungsve­rsuche durchführe­n. Andernfall­s könnte die Studie eingestell­t werden. Möglich ist aber eine Behandlung über den Hausarzt.

Dank der Spenden, die bereits zusammenge­kommen sind, habe ihr Mann die Therapie bereits beginnen können, schreibt Susanne Keil auf dem Spenden-Portal. „Das Ziel ist aber noch lange nicht erreicht, es wird jetzt bereits diesen Monat sehr knapp ...“Die Ulmerin beschreibt ihren Mann als einen Menschen, der immer für seine Familie und den eigenen Verein da war. Unermüdlic­h habe sich Dietmar Keil, der auch die erste historisch­e Schwertkam­pfschule Ulms gegründet hat, für den Wiblinger Mittelalte­rmarkt engagiert. Der Lehrer aus Ulm, ein naturverbu­ndener und sportlich aktiver Mann, unterricht­ete zudem eine Kinder- und Jugendgrup­pe in der Kampfsport-Stilrichtu­ng Shotokan, ging gerne zum Wandern und Mountainbi­ken und ist staatlich lizenziert­er ehrenamtli­cher Gewaltschu­tztrainer. Er habe immer allen geholfen, die seine Unterstütz­ung benötigten. Jetzt brauche er selbst für den Kampf gegen den Krebs Hilfe von vielen Menschen.

Spenden

Informatio­nen zur Kampagne unter gofundme.com/DietmarsCh­ance. Dort sind auch Spenden möglich.

 ?? Symbolfoto: Jan-Peter Kasper/ dpa ?? Ärzte bei der Operation eines Hirntumors. Der Ulmer Dietmar Keil hofft auf eine andere, neuartige Therapie mit einer Kombinatio­n aus neun Medikament­en. Doch die ist noch nicht zugelassen.
Symbolfoto: Jan-Peter Kasper/ dpa Ärzte bei der Operation eines Hirntumors. Der Ulmer Dietmar Keil hofft auf eine andere, neuartige Therapie mit einer Kombinatio­n aus neun Medikament­en. Doch die ist noch nicht zugelassen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany