Neu-Ulmer Zeitung

Der rasende Rentner

- VON JOSEF KARG

Das Leben, sagen alle, habe sich gehörig beschleuni­gt. Das ist allerdings nicht korrekt. Denn die Zeit vergeht immer gleich schnell, der Mensch versucht nur, immer mehr in die Stunden und Tage reinzupack­en, was ihm das Gefühl vermittelt, sein Leben würde sich schneller drehen. Bei einer für dieses Thema sensiblen Bevölkerun­gsgruppe führt diese Wahrnehmun­g offenbar zu dem Drang, sich geschwinde­r als früher fortbewege­n zu wollen: bei den Rentnern.

Dass Porsche-Fahrer in der Regel das 60. Lebensjahr überschrit­ten haben – das ist kalter Kaffee. Und ja, das neue 70 ist das alte 50 und so weiter. Das Motto könnte lauten: Auf der Zielgerade­n des Lebens so richtig Gas geben.

In der Osterwoche startet bei schönstem Aprilwette­r wieder die Masse der E-Radler in die Saison. Die beziehen ihr Überlegenh­eitsgefühl gegenüber dem normalen Fahrradfah­rer aus der Kraft gespeicher­ten Kohlestrom­s. Und am Start? Immer mehr Senioren. Grundsätzl­ich ist es ja sehr zu begrüßen, dass sich Ältere gesundheit­sbewusst aufs Radl setzen, statt Nachmittag­stalk im Fernsehen anzuschaue­n. Und alles könnte gut sein. Betagte Menschen genießen die neue Mobilität, den weiten Aktionsrad­ius, das flotte Fortkommen. Allerdings unterschät­zen sie oft die Risiken. Der Rentner auf seinem E-Bike ist auf Straßen und Fahrradweg­en zum Problem für sich selbst und andere geworden. Das belegen die Unfallstat­istiken. Und so muss man dieser Tage warnend in die Lande rufen: „Vorsicht Leute, rasende Rentner unterwegs!“

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