Der rasende Rentner
Das Leben, sagen alle, habe sich gehörig beschleunigt. Das ist allerdings nicht korrekt. Denn die Zeit vergeht immer gleich schnell, der Mensch versucht nur, immer mehr in die Stunden und Tage reinzupacken, was ihm das Gefühl vermittelt, sein Leben würde sich schneller drehen. Bei einer für dieses Thema sensiblen Bevölkerungsgruppe führt diese Wahrnehmung offenbar zu dem Drang, sich geschwinder als früher fortbewegen zu wollen: bei den Rentnern.
Dass Porsche-Fahrer in der Regel das 60. Lebensjahr überschritten haben – das ist kalter Kaffee. Und ja, das neue 70 ist das alte 50 und so weiter. Das Motto könnte lauten: Auf der Zielgeraden des Lebens so richtig Gas geben.
In der Osterwoche startet bei schönstem Aprilwetter wieder die Masse der E-Radler in die Saison. Die beziehen ihr Überlegenheitsgefühl gegenüber dem normalen Fahrradfahrer aus der Kraft gespeicherten Kohlestroms. Und am Start? Immer mehr Senioren. Grundsätzlich ist es ja sehr zu begrüßen, dass sich Ältere gesundheitsbewusst aufs Radl setzen, statt Nachmittagstalk im Fernsehen anzuschauen. Und alles könnte gut sein. Betagte Menschen genießen die neue Mobilität, den weiten Aktionsradius, das flotte Fortkommen. Allerdings unterschätzen sie oft die Risiken. Der Rentner auf seinem E-Bike ist auf Straßen und Fahrradwegen zum Problem für sich selbst und andere geworden. Das belegen die Unfallstatistiken. Und so muss man dieser Tage warnend in die Lande rufen: „Vorsicht Leute, rasende Rentner unterwegs!“