Bayerns Staatsregierung kritisiert Premium Aerotec
Industrie Was Arbeitsministerin Kerstin Schreyer in Berlin erreichen will, damit es nicht zum Abbau von 1100 Stellen kommt
Augsburg Nun schaltet sich auch die CSU in die Diskussion um den beim Augsburger Luftfahrtzulieferer Premium Aerotec drohenden massiven Stellenabbau ein. Nachdem die Geschäftsführung bekannt gegeben hatte, dass bis zu 1100 von noch 3600 Arbeitsplätzen mittelfristig gefährdet seien, redet Bayerns Arbeitsministerin Kerstin Schreyer den Firmenchefs am Montag gegenüber unserer Redaktion ins Gewissen: „In erster Linie ist das Unternehmen gefordert, sich für die Auslastung und Sicherung des Standortes sowie um den Erhalt der Arbeitsplätze in Augsburg einzusetzen.“Und die CSU-Politikerin macht deutlich: „Die Restrukturierung darf nicht auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen werden.“Damit reagiert Schreyer auf ein Interview unserer Redaktion mit IGMetall-Vorstand Jürgen Kerner.
Der Gewerkschafter hatte an die Bayerische Staatsregierung appelliert: „Ministerpräsident Markus Söder muss das Thema zur Chefsache machen.“Es bestehe schließlich die Gefahr, dass das Augsburger Premium-Werk auf Dauer ausblutet. Kerner verwies darauf, dass die Luftfahrtindustrie im Freistaat eine wichtige Branche sei. CSU-Legende Franz Josef Strauß sei schließlich einer der Väter des Airbus-Erfolgs, ergänzte der Sozialdemokrat.
Premium Aerotec gehört zum europäischen Luftfahrtkonzern Airbus. In Augsburg werden Baugruppen für die wichtigen Flugzeugprogramme des Unternehmens hergestellt. Schon am Tag der Bekanntgabe des drohenden Stellenabbaus hatte sich vergangene Woche Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) in die Debatte um die auf der Kippe stehenden Stellen eingeschaltet. So versprach er: „Wir sind in engem Kontakt mit dem Unternehmen und werden uns engagiert dafür einsetzen, gemeinsam Zukunftsperspektiven zu entwickeln, um Arbeitsplätze zu sichern.“Der Wirtschaftsminister hofft, dass das von der Unternehmensleitung geschilderte Worst-Case-Szenario nicht eintreffe.
Die Premium-Aerotec-Manager wollen es vermeiden, im Extremfall 1100 Arbeitsplätze zu streichen. Das gehe aber nur, hatten sie deutlich gemacht, wenn der Standort wettbewerbsfähiger werde und zusätzliche Aufträge vom Mutterkonzern Airbus erhalte. Zuletzt waren aber immer wieder kostengünstigere Standorte wie in der Türkei und Rumänien zum Zuge gekommen. Das Augsburger Werk wurde trotz des Auftragsbooms für Flugzeuge der A320-Familie mit 100 bis 240 Sitzplätzen nicht entsprechend an dem Produktionshochlauf beteiligt.
Deswegen steigt jetzt auch aus der CSU der Druck auf Airbus, den Augsburger Standort stärker beim Auftragssegen zu berücksichtigen. Die Politik – ob Bund oder Bayern – kann auf die Geschäftspolitik von Airbus Einfluss nehmen. Schließlich ist Deutschland – wie auch Frankreich – mit 11,1 Prozent an dem Luft- und Raumfahrtkonzern beteiligt. Der Bund gilt als wichtiger Kunde von Airbus, ob er nun Kampfflugzeuge (Eurofighter) oder Transport-Flieger (A400M) kauft. Für beide Maschinen werden wichtige und große Baugruppen in Augsburg gefertigt.
So dürften die Worte von Bayerns Arbeitsministerin Kerstin Schreyer bei Premium Aerotec und Airbus Gehör finden. Die CSU-Politikerin sagte weiter: „Der drohende Stellenabbau bei Premium Aerotec ist eine erneute Hiobsbotschaft für Augsburg. Ich stehe dazu vor Ort mit Oberbürgermeister Kurt Gribl bereits in Kontakt.“Dabei habe sie deutlich gemacht, dass die Staatsregierung die Entwicklung sehr ernst nehme und Hilfe anbiete. Schreyer forderte: „Die Beschäftigten in Augsburg brauchen Zukunftsperspektiven und dafür müssen wir alle relevanten Akteure vor Ort an einen Tisch bringen.“Dabei präsentierte die Arbeitsministerin einen über den Fall „Premium Aerotec“hinausgehenden Vorschlag: „Wir müssen auch überlegen, wie wir zum Beispiel ein Frühwarnsystem installieren könnten, um bei solchen Entwicklungen künftig notfalls noch eher gegensteuern zu können.“
Die CSU-Politikerin versprach nun, mit dem Bund in Kontakt zu treten. Ziel sei es, die Auftragslage bei Premium Aerotec in Augsburg auch zukünftig zu gewährleisten. So dürften die Beschäftigten gespannt sein, was die Gespräche zwischen Politik und den Luftfahrt-Managern nach Ostern ergeben. IGMetall-Vorstand Kerner, früher Chef der Gewerkschaft in Augsburg, hatte ja gefordert, dass vor der Sommerpause zusätzliche Auftragspakete für Augsburg zugesichert werden müssten.