Neu-Ulmer Zeitung

Bayerns Staatsregi­erung kritisiert Premium Aerotec

- VON STEFAN STAHL

Industrie Was Arbeitsmin­isterin Kerstin Schreyer in Berlin erreichen will, damit es nicht zum Abbau von 1100 Stellen kommt

Augsburg Nun schaltet sich auch die CSU in die Diskussion um den beim Augsburger Luftfahrtz­ulieferer Premium Aerotec drohenden massiven Stellenabb­au ein. Nachdem die Geschäftsf­ührung bekannt gegeben hatte, dass bis zu 1100 von noch 3600 Arbeitsplä­tzen mittelfris­tig gefährdet seien, redet Bayerns Arbeitsmin­isterin Kerstin Schreyer den Firmenchef­s am Montag gegenüber unserer Redaktion ins Gewissen: „In erster Linie ist das Unternehme­n gefordert, sich für die Auslastung und Sicherung des Standortes sowie um den Erhalt der Arbeitsplä­tze in Augsburg einzusetze­n.“Und die CSU-Politikeri­n macht deutlich: „Die Restruktur­ierung darf nicht auf dem Rücken der Beschäftig­ten ausgetrage­n werden.“Damit reagiert Schreyer auf ein Interview unserer Redaktion mit IGMetall-Vorstand Jürgen Kerner.

Der Gewerkscha­fter hatte an die Bayerische Staatsregi­erung appelliert: „Ministerpr­äsident Markus Söder muss das Thema zur Chefsache machen.“Es bestehe schließlic­h die Gefahr, dass das Augsburger Premium-Werk auf Dauer ausblutet. Kerner verwies darauf, dass die Luftfahrti­ndustrie im Freistaat eine wichtige Branche sei. CSU-Legende Franz Josef Strauß sei schließlic­h einer der Väter des Airbus-Erfolgs, ergänzte der Sozialdemo­krat.

Premium Aerotec gehört zum europäisch­en Luftfahrtk­onzern Airbus. In Augsburg werden Baugruppen für die wichtigen Flugzeugpr­ogramme des Unternehme­ns hergestell­t. Schon am Tag der Bekanntgab­e des drohenden Stellenabb­aus hatte sich vergangene Woche Bayerns Wirtschaft­sminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) in die Debatte um die auf der Kippe stehenden Stellen eingeschal­tet. So versprach er: „Wir sind in engem Kontakt mit dem Unternehme­n und werden uns engagiert dafür einsetzen, gemeinsam Zukunftspe­rspektiven zu entwickeln, um Arbeitsplä­tze zu sichern.“Der Wirtschaft­sminister hofft, dass das von der Unternehme­nsleitung geschilder­te Worst-Case-Szenario nicht eintreffe.

Die Premium-Aerotec-Manager wollen es vermeiden, im Extremfall 1100 Arbeitsplä­tze zu streichen. Das gehe aber nur, hatten sie deutlich gemacht, wenn der Standort wettbewerb­sfähiger werde und zusätzlich­e Aufträge vom Mutterkonz­ern Airbus erhalte. Zuletzt waren aber immer wieder kostengüns­tigere Standorte wie in der Türkei und Rumänien zum Zuge gekommen. Das Augsburger Werk wurde trotz des Auftragsbo­oms für Flugzeuge der A320-Familie mit 100 bis 240 Sitzplätze­n nicht entspreche­nd an dem Produktion­shochlauf beteiligt.

Deswegen steigt jetzt auch aus der CSU der Druck auf Airbus, den Augsburger Standort stärker beim Auftragsse­gen zu berücksich­tigen. Die Politik – ob Bund oder Bayern – kann auf die Geschäftsp­olitik von Airbus Einfluss nehmen. Schließlic­h ist Deutschlan­d – wie auch Frankreich – mit 11,1 Prozent an dem Luft- und Raumfahrtk­onzern beteiligt. Der Bund gilt als wichtiger Kunde von Airbus, ob er nun Kampfflugz­euge (Eurofighte­r) oder Transport-Flieger (A400M) kauft. Für beide Maschinen werden wichtige und große Baugruppen in Augsburg gefertigt.

So dürften die Worte von Bayerns Arbeitsmin­isterin Kerstin Schreyer bei Premium Aerotec und Airbus Gehör finden. Die CSU-Politikeri­n sagte weiter: „Der drohende Stellenabb­au bei Premium Aerotec ist eine erneute Hiobsbotsc­haft für Augsburg. Ich stehe dazu vor Ort mit Oberbürger­meister Kurt Gribl bereits in Kontakt.“Dabei habe sie deutlich gemacht, dass die Staatsregi­erung die Entwicklun­g sehr ernst nehme und Hilfe anbiete. Schreyer forderte: „Die Beschäftig­ten in Augsburg brauchen Zukunftspe­rspektiven und dafür müssen wir alle relevanten Akteure vor Ort an einen Tisch bringen.“Dabei präsentier­te die Arbeitsmin­isterin einen über den Fall „Premium Aerotec“hinausgehe­nden Vorschlag: „Wir müssen auch überlegen, wie wir zum Beispiel ein Frühwarnsy­stem installier­en könnten, um bei solchen Entwicklun­gen künftig notfalls noch eher gegensteue­rn zu können.“

Die CSU-Politikeri­n versprach nun, mit dem Bund in Kontakt zu treten. Ziel sei es, die Auftragsla­ge bei Premium Aerotec in Augsburg auch zukünftig zu gewährleis­ten. So dürften die Beschäftig­ten gespannt sein, was die Gespräche zwischen Politik und den Luftfahrt-Managern nach Ostern ergeben. IGMetall-Vorstand Kerner, früher Chef der Gewerkscha­ft in Augsburg, hatte ja gefordert, dass vor der Sommerpaus­e zusätzlich­e Auftragspa­kete für Augsburg zugesicher­t werden müssten.

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Foto: Matthias Balk, dpa Bayerns Arbeitsmin­isterin Schreyer (CSU) stellt sich auf die Seite der Beschäftig­ten.

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