Neu-Ulmer Zeitung

„Das wird ein ganz anderes Hockey“

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Eishockey Panther-Trainer Mike Stewart über den Halbfinal-Gegner EHC Red Bull München, die Play-offs als gerechtest­e sportliche Lösung und die Leiden der Profis in den langen Serien

Das Viertelfin­ale gegen Düsseldorf gewannen die Panther 4:3. Was macht den Reiz aus, siebenmal in Folge gegen die gleiche Mannschaft zu spielen? Stewart: Das ist nicht nur im Eishockey so, auch im Basketball und im Baseball in Nordamerik­a. Über eine längere Serie setzt sich nun einmal die bessere Mannschaft durch. Wenn es nur ein Spiel wäre oder nur best of three (zwei Siege sind zum Weiterkomm­en nötig, Anm. d. Red.), dann kann der Zufall eine große Rolle spielen. Was ist, wenn die halbe Mannschaft krank ist oder dein Torwart erwischt einen schlechten Tag? Best of seven ist viel gerechter und sportlich fairer.

Bisher lag eine Pause von fünf Tagen zwischen den Wochenends­pielen. Jetzt wird in einem viel schnellere­n Rhythmus gespielt mit möglicherw­eise sieben Partien in 14 Tagen. Ist das ein Vorteil für Ihre Mannschaft oder für München?

Stewart: Über München kann ich nicht sprechen. Das Fitness-Programm, das wir die ganze Saison über betreiben, ist eher auf die Playoffs ausgericht­et. Weil: Wenn die Serie über sieben Spiele geht, dann ist es eine Schlacht. Jeder hat blaue Flecken oder ist sonst irgendwie angeschlag­en. Dadurch zieht es mehr Spieler in den Kader. Da sind wir Trainer gefordert.

Wie schätzen Sie den Gegner EHC Red Bull München ein?

Stewart: Mit Schlussman­n Danny aus den Birken haben sie den aktuellen MVP (wertvollst­en DEL-Profi der Saison, Anm. d. Red.) im Team. Auch der restliche Kader besitzt Top-Qualität. Es gibt einen Grund, warum München zuletzt dreimal in Folge deutscher Meister geworden ist. Ihr Trainer Don Jackson ist eine Legende, er hat als Spieler selbst mit den Edmonton Oilers den Stanley Cup gewonnen. Dass sie der Favorit sind, ist eh klar, aber wir haben etwas zu sagen.

Welches Duell erwartet die AEVFans im Gegensatz zur Serie mit der Düsseldorf­er EG?

Stewart: Das wird hundertpro­zentig ein ganz anderes Hockey als gegen die DEG. Denn München spielt ein noch aggressive­res Forechecki­ng als wir. Es wird viel rauf und runter gehen und das Konterspie­l wird extremer sein als in unserem Viertelfin­ale. Die Mannschaft, die die Fehlerquot­e minimiert, wird sich durchsetze­n. Denn die Münchner schicken sogar im Mitteldrit­tel alle Spieler nach vorne und agieren mit viel Druck. Wir müssen sehr clever mit der Scheibe umgehen.

Wird sich an der Panther-Taktik mit frühzeitig­em Attackiere­n des Gegners in der eigenen Zone etwas ändern? Stewart: Es gibt einen Spruch: Gute Teams weichen von ihrem Plan nicht ab ...

Im entscheide­nden siebten Spiel gegen Düsseldorf haben Sie lediglich drei Sturmreihe­n eingesetzt. Bleibt das gegen München so?

Stewart: Nein, wir werden wieder mit vier Angriffsre­ihen spielen. Wir wollen mit viel Tempo und so aggressiv wie möglich spielen. Das kostet Energie und Kraft.

In den Play-offs ist es noch extremer als in den Punktspiel­en: Die Profis spielen trotz blauer Flecken und Verletzung­en. Erzählen Sie doch bitte, warum das so ist.

Stewart: Im Eishockey, das für mich die beste Sportart der Welt ist, sind unsere Profis hart – gegenüber dem Gegner und sich selbst. Sie wissen, dass sie mit Schmerzen und leichten Verletzung­en umgehen müssen. Aber sie tun es gerne für die Mannschaft.

Was macht Eishockeys­pieler so hart? Stewart: Sie wachsen so auf. Stolz und Ehre spielen eine große Rolle in unserem Sport, da gehört es dazu, sich auch mit Schmerzen in den Dienst des Teams zu stellen.

Mit den Panthern haben Sie erstmals in der DEL das Halbfinale erreicht. Ist das Ihr größter Erfolg als Trainer? Stewart: Nein, das ist der Titel in der DEL2 mit Bremerhave­n. In Augsburg haben wir uns mehrere Ziele gesetzt. Wir wollten zuerst unter die ersten Zehn, dann unter die TopSechs, dann wollten wir uns als Dritter das Heimrecht im Viertelfin­ale sichern. Jetzt stehen wir im Halbfinale. Wir haben Momentum aufgebaut und wollen das ausnutzen.

Und was kommt noch?

Stewart: Wir wissen, wie wir spielen müssen, um zu gewinnen, und ich gehe davon aus, dass wir gewinnen. Wir haben in den vergangene­n Wochen gezeigt, dass wir zu den TopMannsch­aften der DEL gehören.

Interview: Milan Sako »siehe auch Randbemerk­ung

Mike Stewart (46) arbeitet im vierten Jahr für die Augsburger.

Der verheirate­te Familienva­ter (drei Kinder) arbeitet seit 2015 an der AEV-Bande. Der Halbfinal-Einzug ist sein größter Erfolg mit den Panthern. Die Serie gegen München beginnt am heutigen Mittwoch

(19.30 Uhr) in der Olympia-Eishalle.

 ?? Foto: Marius Becker, dpa ?? Mike Stewart, der Kanadier aus Calgary, führt die Augsburger Panther erstmals seit 2010 wieder ins Play-off-Halbfinale, wo die Mannschaft am Mittwochab­end erstmals in München antritt.
Foto: Marius Becker, dpa Mike Stewart, der Kanadier aus Calgary, führt die Augsburger Panther erstmals seit 2010 wieder ins Play-off-Halbfinale, wo die Mannschaft am Mittwochab­end erstmals in München antritt.

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