Skandal in Lügde
Kriminalität Missbrauchsfall spitzt sich zu. Ermittler finden neue Beweismittel
Fahnder haben auf einem Campingplatz bei Lügde in Nordrhein-Westfalen erneut nach Hinweisen auf einen massenhaften sexuellen Missbrauch gesucht. Ein Spürhund habe dabei in einer Sesselritze einen USB-Stick gefunden, sagte eine Polizeisprecherin. Der Datenträger aus der Behausung des Hauptbeschuldigten wurde noch nicht auf Inhalte geprüft. Es seien aber auch weitere Datenträger gefunden worden.
Seit 2008 waren den bisherigen Erkenntnissen zufolge auf dem Campingplatz an der Landesgrenze zu Niedersachsen mindestens 31 Kinder im Alter von vier bis 13 Jahren in mehr als 1000 Fällen Opfer sexuellen Missbrauchs geworden. Ob es auch Fälle vor 2008 gab, wird derzeit geprüft. Nach mehreren Pannen bei der Kreispolizei – unter anderem verschwanden Beweismittel – hatte NRW-Innenminister Herbert Reul die Ermittlungen an die Polizei in Bielefeld übertragen.
Am Dienstagabend war eine weitere einschneidende Konsequenz für die Kreispolizei bekannt geworden: Auf Anweisung des Innenministeriums wird der Polizeidirektor versetzt. Den Posten übernimmt kommissarisch eine Beamtin aus dem Landeskriminalamt. Der Landrat hatte vorige Woche schon einen anderen Beamten, den Leiter der Direktion Kriminalität, von seinen Aufgaben entbunden. Zuvor hatte Innenminister Reul im Landtag über neue Verdachtsfälle und neue Ermittlungen berichtet. „Es sieht so aus, dass es noch schlimmer ist, als ich befürchtet habe“, sagte er. Eine der schockierendsten Erkenntnisse sei, dass der heute 56-jährige arbeitslose Hauptverdächtige schon vor 17 Jahren verdächtigt worden sei, eine Achtjährige missbraucht zu haben, so der Minister.