DFB verbittet sich Kritik von Özil
Auch in der Politik hat der frühere Nationalspieler wenig Unterstützer
Berlin/Frankfurt Nach dem Rundumschlag des zurückgetretenen Mesut Özil wehrt sich der Deutsche Fußballbund energisch gegen dessen Vorwürfe. „Dass der DFB mit Rassismus in Verbindung gebracht wird, weisen wir in aller Deutlichkeit zurück“, heißt es in einer Mitteilung des Verbandes. Zu weiteren personellen Konsequenzen und der Zukunft des stark in der Kritik stehenden Präsidenten Reinhard Grindel (CDU) machte der DFB keine Angaben. Einzelne Politiker haben bereits den Rücktritt des Präsidenten gefordert, dem Özil „Inkompetenz und Unfähigkeit“vorwirft.
Der DFB gestand in der Affäre um die Fotos mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan auch Fehler ein. Der Verband stehe allerdings für Vielfalt, von den Vertretern an der Spitze bis zu den engagierten Menschen an der Basis. Özil habe „großen Anteil an den überragenden sportlichen Erfolgen der deutschen Nationalmannschaft im letzten Jahrzehnt“, betonte Verbandsvize Rainer Koch. Mit Nachdruck weise er jedoch dessen Angriffe zurück, die die seit vielen Jahren geleistete Integrationsarbeit des DFB und seiner über 25000 Fußballvereine infrage stellten.
Auch in der Politik schlägt der Eklat um Özil immer höhere Wellen. Bei aller Kritik am Kurs des Verbandes und seines Präsidenten schieße Özil mit seinen Rassismusvorwürfen über das Ziel hinaus, kritisiert etwa die Vorsitzendes Bundestags-Sportausschusses, Dagmar Freitag (SPD). Im Interview mit unserer Zeitung betont sie: „Schließlich sind weiterhin zahlreiche Spieler mit ausländischen Wurzeln Teil der Mannschaft, und sie werden es bleiben.“Jeder andere Nationalspieler, der sich mit einem Anti-Demokraten wie Erdogan hätte ablichten lassen, wäre einer vergleichbaren Kritik ausgesetzt gewesen. Die türkischstämmige Linken-Abgeordnete Sevim Dagdelen nannte Özils Vorgehen gegenüber unserer Zeitung „einen Schlag ins Gesicht der unzähligen politisch Verfolgten in der Türkei“. Er habe sich mit Erdogan gemein gemacht, der dabei sei, die Türkei in einen islamistischen und ultranationalistischen Unterdrückungsstaat zu verwandeln.
Mit die deutlichsten Worte fand der Präsident des FC Bayern, Uli Hoeneß. „Ich bin froh, dass der Spuk vorbei ist“, sagte er. Özil habe „seit Jahren einen Dreck gespielt. Den letzten Zweikampf hat er vor der WM 2014 gewonnen. Und jetzt versteckt er sich und seine Mist-Leistung hinter diesem Foto.“Özil-Berater Erkut Sögüt unterstellte Hoeneß daraufhin „dumme Aussagen“, die er nicht belegen könne. Hoeneß sei nicht nur eine Schande für sich selbst, „sondern vor allem für Bayern München und die Leute in Deutschland“. Bundeskanzlerin Angela Merkel respektierte Özils Entscheidung. „Die Bundeskanzlerin schätzt Mesut Özil sehr. Mesut Özil ist ein toller Fußballspieler, der viel für die Fußball-Nationalmannschaft geleistet hat“, sagte eine Regierungssprecherin. Außenminister Heiko Maas (SPD) betonte mit Blick auf den beim FC Arsenal spielenden Özil, er glaube nicht, „dass der Fall eines in England lebenden und arbeitenden Multimillionärs“Auskunft gebe über die Integrationsfähigkeit Deutschlands.
Lesen Sie dazu auch den Leitarti kel von Tilmann Mehl. Das Interview mit der Sportpolitikerin Freitag und alles Weitere zum Fall Özil finden Sie im Sport.
„Den letzten Zweikampf hat er vor der WM 2014 gewonnen.“Bayern Präsident Uli Hoeneß