Was steckt hinter der Amokfahrt?
Ein 25-Jähriger tötet mit einem Transporter in Toronto mindestens zehn Menschen. Er galt als „unbeholfen“, aber unauffällig. Warum er zum Mörder wurde, bleibt ein Rätsel
In den letzten Momenten vor seiner Festnahme scheint der Todesfahrer aus Toronto selbst sterben zu wollen. „Töte mich!“, ruft er dem Polizisten zu, der seine Dienstwaffe auf ihn gerichtet hat. „Nein, auf den Boden!“, ruft der Beamte zurück. Es fällt kein Schuss, der Mann gibt auf. Kurz darauf liegt er auf dem Gehweg, das Knie des Polizisten im Rücken. Sirenen heulen. Das Video von der Festnahme in Kanadas Metropole lässt vermuten, wie verwirrt der Fahrer nach seiner Attacke mit einem Lieferwagen gewesen sein mag.
Mindestens zehn Menschen sterben und 15 werden verletzt, als er den weißen Transporter am Montag minutenlang über Gehwege einer Einkaufsmeile im Norden der Stadt lenkt und dabei alles an- oder umfährt, was ihm in den Weg kommt: Briefkästen, Strommasten, Park- bänke – und Fußgänger, die Augenzeugen zufolge wie Puppen durch die Luft geschleudert werden.
Den Täter identifiziert die Polizei später als Alek Minassian, ein 25-Jähriger, der nicht weit entfernt in einem Vorort lebte. Seinem Profil in einem sozialen Netzwerk zufolge besuchte er sieben oder acht Jahre lang ein College in der Nähe, wo er Informatik studiert haben soll. Parallel soll er mehrere Jobs als Software-Entwickler gehabt haben. Nach Worten von Polizeichef Mark Saunders hatte die Polizei den Mann bisher nicht auf dem Radar, polizeilich aufgefallen sei er nicht. Was war sein Motiv? Ermittelt werde in alle Richtungen, auch die Möglichkeit eines terroristischen Hintergrunds ist damit nicht ausgeschlossen. Doch laut früheren Bekannten hatte Minassian keine stark ausgeprägten politischen oder religiösen Ansichten – zumindest keine, die er sichtbar nach außen trug. Der Umgang mit anderen habe ihm Probleme bereitet, erzählt ein Kommilitone. Gespräche und öffentlicher Druck haben ihm sichtlich zugesetzt, seine Körpersprache habe eine geistige Behinderung vermuten lassen. Er sei „einfach ein etwas unbeholfener junger Mann, der gut mit Computern umgehen konnte“, schreibt eine Zeitung unter Berufung auf einen anderen Bekannten: „Er blieb für sich. Er redete nicht wirklich mit anderen.“
Zu dieser Einschätzung passt ein Artikel des Richmond Hill Liberal von 2009, in dem eine Frau namens Sona Minassian über ihren am Asperger-Syndrom erkrankten Sohn spricht. Menschen, die an dieser Krankheit leiden, haben Schwierigkeiten im sozialen Umgang.
War eine unzureichend therapierte Entwicklungsstörung mit ein Grund dafür, dass Alek Minassian ein Auto zur Waffe machte? Am Tag nach der Tat ist die Yonge Street im Norden Torontos verwüstet, lose Gegenstände liegen herum. „Liebe ist größer als Hass“, hat jemand auf weiße Pappe geschrieben.
Gemütlich ja, aber bitte nicht zu sehr: Ein Kleinstadt-Kino in Neuseeland verbietet seinen Gästen, Pyjamas während Filmvorführungen zu tragen – und hat damit auch international für Aufmerksamkeit gesorgt. „Bitte keine Pyjamas, Onesies (Einteiler, d. Red.), Morgenmäntel oder dreckige Gummistiefel – egal, wie süß sie sind“, hatte das Kino auf seiner Facebook-Seite geschrieben. Ein solcher Kleidungsstil entspreche nicht der Atmosphäre ihres Kinos im ländlich gelegenen Hawera auf der neuseeländischen Nordinsel, sagte Managerin Kirsty Bourke. Es komme immer häufiger vor, dass Menschen Pyjamas an öffentlichen Orten trügen.
Das Kino freut sich nun über die große internationale Aufmerksamkeit. Doch auch Kritik bleibt nicht aus: „Wow. Ich wusste nicht, dass ihr die Mode-Polizei seid“, schrieb eine Facebook-Nutzerin in der Kommentarspalte.