Neu-Ulmer Zeitung

George und das Zigeunermä­dchen

- HISTORISCH­E STREIFZÜGE MIT RAINER BONHORST

Dem kleinen George, der 1838 in Paris geboren wurde, war die Musik in die Wiege gelegt. Sein Vater, hauptberuf­lich ein Figaro beziehungs­weise ein Coiffeur, trat nebenbei als Sänger und Komponist auf. Seine Mutter trug als Pianistin zum Lebensunte­rhalt der Familie bei. Sie erkannte früh das außergewöh­nliche Talent ihres Sohnes, brachte ihm Noten und das Klavierspi­el bei, und George wurde bereits mit zehn Jahren am Pariser Konservato­rium aufgenomme­n.

Ein Wunderkind, dem eine brillante Karriere als Musiker bevorstand. Musiker wurde er. Aber brillant wurde das Musikerleb­en nicht. Für eine Sinfonie, die er als Jugendlich­er schrieb, interessie­rte sich niemand. Einer zweiten ging es kaum besser. Seine Oper über exotische „Perlenfisc­her“brachte keinen Durchbruch. Seiner „Jolie Fille de Perth“hörte man auch nicht lange zu. Immerhin: Dank der frühen Förderung durch seine Mutter war er ein hervorrage­nder Pianist. Mit dieser Kunst und als Klavierleh­rer konnte er etwas Geld verdienen. Gelegentli­ch verdingte er sich als Arrangeur von Musikstück­en, die andere, erfolgreic­here Komponiste­n geschriebe­n haben. Das Komponiere­n gab er trotz aller Misserfolg­e nicht auf. Schon länger ging ihm diese dramatisch­e Geschichte eines spanischen Zigeunermä­dchens durch den Kopf. Ein Soldaten verfällt der Schönen derart, dass er für sie sein Leben ruiniert und das ihre gewaltsam beendet. Wenn das kein Stoff für eine Oper war. Aber da war dieses ungewohnte spanische Milieu: Zigaretten­fabrik-Arbeiterin­nen, Soldaten, Schmuggler und Toreros. Und die Heldin war kein Sopran, sondern sang in einer

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