Freizeit statt Geld
Beschäftigte können nach 28-Stunden-Woche wieder voll arbeiten. Was sich nach der Einigung in der Metall- und Elektroindustrie noch ändert. Macht das Schule?
Nach harten, 24 Stunden dauernden Warnstreiks hat sich die IG Metall durchgesetzt: Die rund 3,9 Millionen Beschäftigten der deutschen Metall- und Elektroindustrie genießen künftig das Recht, nach einer Phase der Teilzeitarbeit wieder auf eine Vollzeitstelle zurückzukehren. Diese auch von einer künftigen Großen Koalition geplante Regelung konnte GewerkschaftsChef Jörg Hofmann den Arbeitgebern jetzt abringen.
Doch der IG-Metall-Chef setzte sich nicht mit seiner Forderung durch, dass Teilzeitarbeiter, die sich um Kinder kümmern, Angehörige pflegen oder Schichtarbeit leisten, dafür großzügige finanzielle Zuschüsse der Arbeitgeber bekommen. Wie sieht die Regelung im Detail aus? ● Beschäftigte haben künftig den Anspruch, ihre wöchentliche Arbeitszeit von 35 auf bis zu 28 Stun- den die Woche für mindestens sechs und maximal 24 Monate abzusenken. In den Genuss der Regelung kommen die Mitarbeiter ab 2019, wenn sie mindestens zwei Jahre einem Betrieb angehören. ● Und jetzt wird es in dem wiederum im Tarifbezirk Baden-Württemberg ausgehandelten Vertrag ● Statt des neuen Zusatzgeldes können bestimmte Schichtarbeiter sowie Beschäftigte, die bis zu acht Jahre alte Kinder betreuen, und Mitarbeiter, die Angehörige pflegen, im Jahr 2019 acht zusätzliche Urlaubstage wählen. Es gibt also Freizeit statt Geld. ● Einfach ist aber die Regelung, dass alle Beschäftigten der in unserer Region besonders stark vertretenen Schlüsselindustrie (Maschinenbau, Autoindustrie) ab dem 1. April 4,3 Prozent mehr Lohn oder Gehalt bekommen. ● Im Gegenzug für die befristete Teilzeitarbeit setzten die Arbeitgeber durch, dass mehr Beschäftigte eines Betriebes als bisher bis zu 40 Stunden arbeiten dürfen. Es wird also mehr Ausnahmegenehmigungen für ein Abweichen von der 35-Stunden-Woche geben.
Der in Baden-Württemberg getroffene Abschluss soll in Bayern übernommen werden. Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der Metall-Arbeitgeber im Freistaat, sagte unserer Zeitung: „Wir hätten uns einen weniger komplexen Tarifvertrag gewünscht.“Der Abschluss dokumentiere die derzeit gute Lage der Metall- und Elektroindustrie. Brossardt fügte hinzu: „Die Einigung geht sehr deutlich an die Belastungsgrenze und für nicht wenige Firmen darüber hinaus.“
IG-Metall-Chef Hofmann sprach dagegen von einem „starken Ergebnis und einer Zeitenwende bei der Arbeitszeit“. Die Tarifeinigung bringe den Beschäftigten eine deutliche Reallohnsteigerung. „Das stärkt die Binnennachfrage und leistet einen Beitrag dazu, die Konjunktur weiter zu stabilisieren“, sagte er. Der Gewerkschafter ist auch überzeugt davon, mit der befristeten Teilzeitregelung die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessern zu können: „Wir dürfen die Menschen mit der täglichen Herausforderung zwischen Beruf, Kindern und Pflege nicht alleinlassen.“ Die Deutschen zahlen gerne mit Bargeld, würden aber gerne auf Kleingeld verzichten: Laut einer aktuellen Studie ist deutlich mehr als die Hälfte der Deutschen für die Abschaffung der Ein- und ZweiCent-Münzen. Wie das Hamburger Marktforschungsinstitut Splendid Research mitteilte, sprachen sich in einer Befragung 58 Prozent der Befragten für die Abschaffung des Kleingelds aus – 2015 waren es noch 53 Prozent. Als Gründe wurden vor allem der Platz im Portemonnaie und lange Bezahlvorgänge an der Kasse genannt. Der Abwärtstrend beim Diesel setzt sich fort: Um 17,6 Prozent ist die Zahl der neu zugelassenen Dieselautos im Januar im Vergleich zum Vorjahr eingebrochen. Das teilte das Kraftfahrt-Bundesamt mit. Der Marktanteil von Dieselautos lag damit bei 33,3 Prozent – der niedrigste Stand seit Jahren. Insgesamt betrachtet, dürften die Zulassungen neuer Autos zum Jahresauftakt die Hersteller aber freuen: 269 429 Autos brachten sie im Januar auf die Straße – und damit rund 11,6 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Im Dezember waren die Neuzulassungen zurückgegangen.