An Heiligabend hört sie Menschen zu
Weihnachten ist das Fest, das die meisten zusammen mit der Familie feiern. Doch nicht alle können den 24. Dezember mit ihren Lieben verbringen. Wir stellen Menschen vor, die an Heiligabend nicht bei ihrer Familie sind. „Es ist ein besonderer Dienst an Weihnachten“, ist Lilo Hallers Erfahrung. Die 65-jährige Neu-Ulmerin sitzt gern an Heiligabend im Büro der Telefonseelsorge und hört Menschen zu. Manchmal arbeitet sie dort von 18 Uhr an Heiligabend bis sechs Uhr morgens am ersten Weihnachtsfeiertag. Innerhalb von acht Stunden rufen in einer solchen Nacht acht bis zwölf Menschen bei der Telefonseelsorge an. „Das häufigste Problem in der Weihnachtsnacht ist die Einsamkeit“, berichtet Lilo Haller. „Aber am ‚Fest der Liebe‘ nehmen auch Familienkonflikte zu. Es gibt die Angst vor dem Besuch der Schwiegermutter und die Angst, dass sich der Ehemann betrinkt und aggressiv wird.“Das Vorgaukeln einer heilen Welt an Heiligabend funktioniere oft nicht und es gibt viel Enttäuschung, weil die Kinder nach dem Abendessen und dem Geschenkeaustausch gleich wieder gehen. Oft ist es Anrufern wichtig, dass die Stimme am Telefon ihre Einsamkeit in dieser Nacht teilt. Bedauert werden will Lilo Haller aber nicht dafür, dass sie an Weihnachten arbeitet. Sie macht es glücklich, wenn ein Anrufer nach einem schwierigen und langen Telefonat davon spricht, jetzt wieder Hoffnung zu haben und Leben zu spüren. „Es ist aber auch schon passiert, dass mir ein Kind ein Weihnachtslied auf der Flöte vorspielen wollte“, erzählt Lilo Haller. Und es gebe Anrufer, die sich einfach nur bedanken, dass die Telefonseelsorge das ganze Jahr über die inneren Nöte von Anrufern anhöre. Im Büro gibt es zwischen den Anrufen Weihnachtstee und die Leitung verwöhnt die Mitarbeiter mit Pralinen und Gebäck. O
Die Telefonseelsorge Ulm/ Neu Ulm sucht ehrenamtliche Mitar beiter. Interessenten können sich unter Te lefon 0731/69883 melden oder per Mail: info@telefonseelsorge ulm.de