Die Geschichte eines Überlebens
Kader K. will, dass ihr Ex-Mann Unterhalt zahlt. Doch er geht mit Messer und Axt auf sie los. Dann bindet er ihr ein Seil um den Hals und schleift sie hinter dem Auto her. Die Ärzte retten ihr gerade so das Leben. Ein Jahr später bricht das Opfer von Hame
Es gibt diesen einen Traum, der Kader K. immer wieder heimsucht. Diese eine Szene, in der Nurettin B. sie verfolgt. Meistens hat er ein Messer in der Hand, manchmal eine Axt. Sie versucht wegzurennen, will vor ihrem Peiniger fliehen. Irgendwann in diesem Traum fällt sie ins Bodenlose. Dann wacht sie auf – nassgeschwitzt, ihr Herz rast und die Kopfschmerzen drohen unerträglich zu werden.
Das sind die schlimmen Momente. Die, in denen Kader K. alles zu viel wird – die Erinnerungen an das, was war, und die Sorge vor dem, was kommen wird. In anderen Momenten aber wirkt die 29-Jährige unglaublich stark. „Wenn Sie ihr auf der Straße begegnen, dann würden Sie eine fröhliche, junge Frau sehen“, sagt Ulrich Behmann. „Sie kann lächeln, sie strahlt Zuversicht aus. Sie sagt, dass sie keine Angst hat.“Behmann kennt die junge Frau gut. Der Journalist der Deisterund Weserzeitung in Hameln hat die 29-Jährige in den vergangenen Monaten begleitet, hat sich ihre Geschichte angehört und auf Basis seiner Bild. Der offenbar zutiefst gekränkte Mann habe seiner Ex-Frau in aller Öffentlichkeit zeigen wollen, „wo es langgeht“. Es hätten sich an diesem Novemberabend lange unterdrückte Wut und Hass auf die Ex-Partnerin entladen, analysiert er. Einen Auslöser sehe er darin, dass der Lohn des Mannes gepfändet werden sollte. Dazu passt auch der Zettel, den die Polizei in Nurettin B.s Auto gefunden hat. Darauf schrieb der 39-Jährige vor dem Mordversuch: „Jetzt wird sie von mir gepfändet.“
Das Gericht verurteilt Nurettin B. zu 14 Jahren Haft. Kader K. wollte lebenslang. Doch ihr ExMann hat sich sofort nach der Tat der Polizei gestellt, hat vor Gericht ein Geständnis abgelegt. Kader K. glaubt ihm nicht. Sie ist überzeugt, dass er die Taten nicht bereut. Im Prozess hat er ihr 137000 Euro Schmerzensgeld angeboten, außerdem will er für sämtliche materiellen und immateriellen Zukunftsschäden, die nicht von Dritten übernommen werden, aufkommen. Auch den VW Passat übereignet er ihr – das Auto, mit der er sie durch die Stadt geschleift hat. Nun aber meldet die Deister- und Weserzeitung,