Mit Anfang 30 ein Land regieren?
Alter an sich ist noch keine Qualität, klar. Erfahrung wohl schon eher. Wenn die jedenfalls fehlt, nun ja …
Erinnern Sie sich noch an den fulminanten Start eines gewissen Philipp Rösler? Oder an einen Kometen namens KarlTheodor zu Guttenberg? Zu schnell rauf, hart und schnell wieder runter. Man kann die Einzelfälle nicht verallgemeinern und freilich auch kein gesetzliches Mindestalter für Regierungschefs festlegen – aber: Es gibt da doch ein prinzipielles Problem. Und nur darum kann es hier ja gehen. Da mag man sich noch so sehr frischen Wind in der Politik wünschen oder dass in Sachen Generationengerechtigkeit bei stetig alternder Gesellschaft gerade die Jüngeren mächtige Vertreter brauchen: Es hat doch einen Grund, weshalb bei Urvölkern und in der alles Politische begründenden Antike der Rat der Älteren entschied.
Wer zu jung schon zu mächtig ist, droht noch viel eher das rechte Maß zu verlieren. Das gilt im politischen Handeln, aber auch in Fragen des Selbstwertgefühls. Und eben dieses wird in Zeiten der multimedialen Promi-Hysterie ja auch im Politischen extrem angefüttert. Klassisch war also bereits die Macht möglichst vom Ungestüm der Jugend hin zur Besonnenheit des Älteren verlegt – aktuell kommt verschärfend noch die größere Gefahr der Verblendung durch den Starrummel hinzu. Und man wünscht sich an der Spitze von Staaten doch möglichst Menschen, die sortieren können, dass es Wesentlicheres gibt als die eigene Wirkung.
Weisheit kommt zwar nicht automatisch mit dem Alter, wächst aber wenn dann durch Erfahrung. Und gerade wenn aktuelle Probleme gerne in apokalyptischen Ausmaßen gezeichnet werden, sollte helfen, wenn Regierende auch schon frühere Krisen er- und überlebt haben.