Die unsteten Separatisten
Während die spanische Zentralregierung ihren Kurs klar begründet und den Weg geradlinig geht, schlagen die katalanischen Separatisten eine Volte nach der anderen. Nach langem Hin und Her entschied sich das Regionalparlament in Barcelona am Freitag endlich doch für die Unabhängigkeit – während bereits absehbar war, dass diese nach wenigen Stunden wieder aufgehoben wird.
Man wird den Verdacht nicht los, dass Regionalpräsident Carles Puigdemont noch rasch eine Aktion für die Geschichtsbücher starten wollte, ehe ihm die Hände gebunden werden. Ein vernünftiges Konzept für einen unabhängigen Staat Katalonien besitzt er ohnehin nicht. Sonst würden ihm nicht die Wirtschaftsunternehmen en masse davonlaufen. Ob die Mehrheit der Bevölkerung hinter ihm steht, ist ebenfalls fraglich. Wohl nicht ohne Grund fürchtet er Neuwahlen.
Madrid übernimmt jetzt interimistisch die Regierungsgeschäfte in Barcelona. Wie stark der passive Widerstand im nordöstlichen Landesteil ausfallen wird, bleibt abzuwarten. Jedenfalls handelt die Zentralregierung im Einklang mit der Verfassung. Und sie will die Bürger Kataloniens in Wahlen unter regulären Bedingungen entscheiden lassen. Aus Madrider Sicht besteht durchaus Anlass zu der Hoffnung, dass sich dann „die schweigende Mehrheit“gegen die Separatisten durchsetzen wird, die sich als Sammelsurium zerstrittener Parteien präsentieren.
Die Abspaltungswilligen konnten im Übrigen auch Europa bisher nicht davon überzeugen, dass die Einheit Spaniens für Katalonien unerträglich sein soll.