Nur ein Streifschuss
Hier die Starken, da die Schwachen: Wir Menschen haben den Hang, die Dinge in diese Kategorien einzuteilen. Alkoholhaltige Getränke etwa. Oder Fußballmannschaften. Und Verben. Mitunter kommt es trotzdem zu Verwechslungen. Und das kann weniger schöne Folgen haben.
Zum Beispiel wenn der durstige Kneipengänger die Umdrehungen seiner konsumierten Cocktails erst zu spüren bekommt, als er sich nach der Zechrunde vom Barhocker erheben will. Oder wenn die Kicker des favorisierten Teams allen anderslautenden Vorberichten (und platzierten Sportwetten) zum Trotz einen rabenschwarzen Tag erleben. Und wenn in der Zeitung unglücklicherweise davon zu lesen ist, ein Autofahrer habe ein Wohnmobil „gestriffen“. Letzteres klingt lustig. Weil es natürlich falsch ist. Denn „streifen“ist ein schwaches Verb und wird deshalb im Partizip II mit Vorsilbe „ge“und Endsilbe „t“versehen, der Stammvokal verändert sich nicht. So wie bei „gestreift“. Dazu erreichten uns zahlreiche Zuschriften: Manche waren geschliffen formuliert, andere haben uns ein bisschen geschleift. Und auch emotional gestreift. Aber wer von „gestriffenen Wohnmobilen“berichtet, muss das aushalten. Auch wenn’s in der Hektik einfach so durchgerutscht ist, uns das leidtut und wir zukünftig freilich noch besser aufpassen wollen. Macht aber nix: Da sind wir stark. Auch bei schwachen Verben.