Reedereien setzen weiter auf Schweröl als Treibstoff
weiter auf Schweröl als Kraftstoff setzen. Dieses verursacht beim Verbrennen einen Abgas-Mix aus CO2, Stickoxiden, Schwefeloxiden und Feinstaub. Hinzu komme, dass Filter fehlen, welche ultrafeine Rußpartikel bremsen – Filter, wie sie in Autos längst üblich sind.
Im Frühjahr haben verdeckte Reporter öffentlich-rechtlicher Fernsehsender an Bord von Luxusdampfern stichprobenartig die Konzentration solcher ultrafeinen Staubpartikel gemessen: bis zu 400000 Partikel pro Kubikzentimeter sollen durch die Luft schwirren. Zum Vergleich: Am Stuttgarter Neckartor wurden während Feinstaub-Alarms 40000 Partikel gemessen, auf offener See rund 1000. Experten, etwa des Deutschen Pneumologenverbandes, warnen vor den gesundheitlichen Risiken – für Passagiere und Crew wie auch für Hafenbewohner.
Diese Risiken könnten steigen, denn: Die Branche boomt, zeigen Zahlen des größten Verbandes der Kreuzfahrtindustrie (CLIA), zu dem die meisten Reedereien zählen. Zwei Millionen Passagiere gingen 2016 in Deutschland an Bord – rund zehn Prozent mehr als 2015. Damit
hat Deutschland einen Anteil von rund 30 Prozent am europäischen Markt. Ähnlich liegen nur Großbritannien und Irland zusammen.
Der Druck auf diese wachsende Branche fällt gering aus – auch nach dem Klimagipfel von Paris 2016. Dabei muss der Seeverkehr das Klimaziel des Abkommens mittragen, nach welchem die Industrienationen bis 2050 beinahe frei von CO2-Ausstößen sein wollen. Dietmar Oeliger, Leiter Verkehrspolitik beim NABU, kritisiert, dass die International Maritime Organisation, die zur UN gehört und die weltweite Schifffahrt kontrolliert, sich noch
bis 2025 Zeit ließe, einen Plan zu entwickeln, um dieses Ziel zu erreichen. Er sagt: „Die Reedereien ruhen sich auf den niedrigen internationalen Vorgaben aus.“Grenzwerte für ultrafeine Partikel etwa gibt es per Gesetz bislang keine, so CLIA.
Enttäuschend findet NABU-Chef Leif Miller auch die Informationspolitik der Reedereien: Aida Cruises etwa habe 2016 Investitionen in Abgassysteme angekündigt, ohne diese umzusetzen. Auch ein Jahr nachdem die neue Generation Schiffe in See gestochen ist, sei bei der „Aida Prima“kein Abgasfilter im Einsatz.
Die Reedereien verteidigen sich